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Sid Meier's Civilization Revolution

Zurück zum Ursprung

Neu sind die wichtigen Menschen, die von Eurer blühenden Zivilisation angelockt werden und Euer Leben bereichern. Und damit meine ich nicht die weitestgehend nutzlosen Berater, deren Hauptfertigkeit darin besteht, das Offenkundige zu unterstreichen. Persönlichkeiten aus der Geschichte wie Sigmund Freund, Karl Marx oder Kolumbus tauchen plötzlich in einer Stadt auf und vollbringen dort eine einmalige Leistung. Sie vollenden ein Wunder innerhalb einer Runde oder lassen sich häuslich nieder und verbessern so beispielsweise den Kulturwert der Stadt um die Hälfte. Natürlich nur, wenn Ihr Euer Volk im Griff habt und die Metropolen blühen. Ansonsten zeigen sie sich gar nicht erst.

Diese Figuren sind so wichtig, dass Firaxis ihnen sogar eine eigene Siegbedingung spendierte. Habt Ihr 20 Persönlichkeiten angelockt oder Städte erobert, in denen sie leben, tragt Ihr den kulturellen Sieg nach Hause. Es ist eine Bereicherung für das Spiel, die geschickt eine neue Komponente hinzufügt, ohne dabei andere zu stören. Mehr Tiefgang, ohne Verwirrung zu stiften.

Das Management der Infrastruktur hat Firaxis einfach gehalten und auf das positiv notwendige Minimum reduziert. Die Eisenbahn dürft Ihr immer noch erfinden und einen Vorteil bei der Produktion bringt sie auch. Nur der Schienen- oder Straßenbau fällt aus. In jeder Stadt seht Ihr eine Auswahl, wohin ein Weg führen kann und wie viel Geld er Euch kostet. Solltet Ihr einen auswählen, steht er auch sofort zur Verfügung. Keine Wartezeit und keine Siedlerhorden, die erst für den Bau abgestellt werden müssen. Wieder ein Baustein, der das Spieltempo deutlich steigert.

Erstkontakt. Was darf es sein: Krieg oder Frieden?

Die zwangsverkürzte Spielzeit zeichnet auch den Multiplayer aus und lässt ihn dadurch geradezu aufblühen. Musstet Ihr Euch früher für eine Runde mehr Zeit freihalten als für drei Großinstanzen in World of WarCraft, gehen jetzt auch diese Partien innerhalb von drei bis vier Stunden vorüber. Ein Abend reicht locker aus. Vor allem, wenn Ihr den optionalen Zugtimer auf 60 oder 90 Sekunden einstellt.

Dann bricht in den Spielen, die sich in freie und Ranked Matches aufteilen, geradezu betriebsame Hektik aus. Spätestens, wenn es darum geht, 20 Einheiten zu bewegen und nebenbei noch drei Städten neue, bevorzugt sinnvolle Bauorder zu erteilen. In Sachen Spielmodi dürft Ihr Euch entweder in einfachen Partien oder im Teamplay zwei gegen zwei austoben. Sollten mal nicht die vier für die Teamrunde erforderlichen Spieler online sein, übernimmt die KI die fehlenden Plätze. Und das sogar im laufenden Spiel, sofern Euch mal ein unverschiebbarer Termin dazwischenrutscht.

Jenseits dessen werdet Ihr auch hier wieder erfolglos nach großartigen Customizing-Möglichkeiten Ausschau halten. Für jeden Spieler lässt sich ein in simplen Prozentpunkten ausgedrücktes Handicap einstellen, das war es dann auch schon. Dem Spielspaß tut dies keinen Abbruch, denn die schnellen, fordernden Partien gewähren Euch dank der kleinen Karten und Zeitlimits keine Ruhe und verhindern aufkommende Langeweile.

Große Städte überlappen sich gerne mal: Hier sind es drei auf (beinahe) einem Fleck.

Nur eine Minute Zeit für eine Runde erscheint zunächst als Herausforderung. Die perfekte Pad-Steuerung sorgt aber dafür, dass Ihr den Timer häufig genug online nutzen werdet. Es braucht nicht einmal alle Tasten, um Euch die volle Kontrolle zu geben. Schon nach der ersten Runde kennt Ihr alle Befehle und steuert ohne jegliche Hakeleien durch die Zeitalter. Firaxis liefert den Beweis, dass Strategiespiele auf Konsolen richtig bequem sein können.

Nur der Abschluss einer Runde fällt ein wenig unbefriedigend aus. Sicherlich würde es nicht zu dem simplifizierten Ansatz passen, wenn Euch nach dem letzten Zug eine Zahlenflut überrollt. Ein paar mehr als das halbe Dutzend hätten es dann doch sein dürfen. Welches waren die größten Städte? Wer lag bei den vier Siegkonditionen vorn? Viel mehr gibt es nicht. Die Spielzeit ist vielleicht kürzer, trotzdem wäre ein etwas umfassenderer Rückblick schön gewesen. Als kleinen Ausgleich dürft Ihr Euch an den Trophäen, Bildern der Persönlichkeiten und anderer schöner Dinge im Trophäensaal erfreuen. Ist doch auch was.

Wenn auch sicher nicht genug für die Hardcore-Strategen, die angesichts der Verschlankungen des ehemaligen Strategiekolosses Civilization nach Verrat rufen werden. Die restlichen ca. 98 Prozent von Euch muss das aber nicht kümmern. Civilization kehrt zu seinen Wurzeln zurück und wurde dabei kleiner, schmaler, flotter. Und damit spaßiger!

Die große Tiefe im eigentlichen Spiel blieb unangetastet, nur presste Firaxis sie diesmal in ein zeitgemäßes, lockeres Design, das immer wieder zu einer Runde einlädt, für die Ihr Euch nicht mehrere Tage Zeit nehmen müsst. Ihr baut schneller, kämpft schneller, erobert schneller, siegt und verliert schneller. Nur noch einen Zug, nur noch eine Einheit bauen, nur noch ein Weltwunder, nur noch eine Runde. Civilization hat sich dem Mainstream geöffnet, ohne dafür seine Seele verkaufen und verraten zu müssen. Ein fast perfektes Strategiespiel mit Tiefe und Anspruch, vor dem sich trotzdem niemand fürchten muss. Ein kleines Kunstwerk und ein echter Sid Meier.

Auf Xbox 360 und PlayStation 3 könnt Ihr die Grundsteine für neue Kulturen legen. Seid Ihr unterwegs, entscheidet Ihr auf dem Nintendo DS über das Schicksal von Millionen.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Civilization Revolution

iOS, PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, Nintendo DS

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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