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Simon the Sorcerer: Chaos ist das halbe Leben

So zauberhaft wie einst?

Es war einmal ein Junge, der hieß Simon. Simon war ein ganz normaler Teenager, bis er eines schönen Tages ein geheimnisvolles Buch entdeckte, das ihn in eine Zauberwelt verschlug. Dort erlebte Simon zwei spannende Abenteuer, die zu den Besten ihrer Zeit zählen sollten. Die Menschen liebten Simon und verfolgten begeistert seine spannenden wie lustigen Geschichten und sie wollten mehr von Simon hören. Doch dann kam ein großes, schreckliches Ungeheuer, das da "3D" hieß, und die Woodroffes, die Erzähler von Simons Geschichten, schlugen sich auf seine Seite. Doch das Monster war widerspenstig und schon bald mussten die Woodroffes einsehen, einen Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein, dem sie nicht gewachsen waren.

So verstrichen mehrere Jahre und die Menschen glaubten schon, das Ungetüm habe Simon besiegt. Aber plötzlich tauchte er wieder auf und seine dritte Geschichte erblickte das Licht der Welt. Schwer gezeichnet war Simon jedoch von dem jahrelangen Kampf und ein Großteil der Menschen hatte ihn längst vergessen. Sie mochten ohnehin keine Geschichten mehr hören.

Doch wie es nun einmal so ist mit Helden, geraten sie nie gänzlich in Vergessenheit. So machte sich Jahre später eine Gruppe eifriger Männer und Frauen an die Arbeit, Simon wieder zum Leben zu erwecken. Und siehe da: Es gelang ihnen - und sogar das böse Monster schienen sie dieses Mal zähmen zu können.

Der doppelte Simon

Solange sich Simon in Gebäuden aufhält, sieht das Spiel eigentlich ganz hübsch aus...

Ja, Simon the Sorcerer hat schon etwas Märchenhaftes. Dabei ist Simons Leben zu Beginn des vierten Teils ganz und gar nicht märchenhaft: Er sitzt zu Hause gelangweilt auf der Couch neben seinem Bruder und streitet sich mit ihm über das Fernsehprogramm. Wie es das Schicksal so will, knallt schließlich die Fernbedienung gegen Simons Kopf und er findet sich im Reich der Träume wieder. Dort erwartet ihn eine alte Bekannte: Alix, einigen sicher noch als Enkelin des Zauberers Calypso bekannt. Sie bittet unseren Helden um Hilfe, der flugs seinen Kleiderschrank aufsucht und damit in die andere Dimension reist. Merkwürdig nur, dass sich Alix an nichts erinnern will - und offenbar ein Doppelgänger von Simon sein Unwesen treibt.

So begibt er sich also auf die Suche nach seinem seltsamen Klon. Dabei trefft Ihr auf allerlei alte Bekannte, löst Rätsel, unterhaltet Euch mit lustigen Gesellen und nervtötenden Quälgeistern - was man in einem Adventure eben so macht. Denn auch wenn die Woodroffes an der Entwicklung nur im kleinen Rahmen beteiligt waren, so hat sich das Team von Silver Style an den Tugenden der beiden ersten Teile orientiert. "Falsche" Innovationen wie Action-Sequenzen gibt’s also nicht, echte allerdings ebenso wenig. Chaos ist das halbe Leben ist eben ein klassisches Point-&-Click-Adventure, wie es im Buche steht. Allenfalls das Quest-Log könnte man als kleine und durchaus sinnvolle Neuerung durchgehen lassen: Das listet nämlich nicht nur Eure nächsten Ziele auf, sondern gibt auf Wunsch sogar stufenweise Tipps, wie Ihr diese Aufgaben erfüllt. Simon selbst betont ebenfalls immer sehr deutlich, was als nächstes zu tun ist.

Abrakablahblah

... aber draußen wirkt er, als wäre er nicht ganz aus dieser Welt.

Aber viel wichtiger als Innovationen ist doch ohnehin die Frage: Ist das "deutsche Simon" noch so lustig wie die britischen Vorgänger? Nun, das mag zu einem gewissen Grade natürlich Geschmackssache sein - aber falls Ihr Fans der Vorgänger seid, solltet Ihr nicht zu viel erwarten. Simon hat jetzt eben einen eher deutschen Humor und wenn er dann in der Zauberwelt etwa von Angie Merkel brabbelt, wirkt das häufig ein bisschen zu aufgesetzt. Jedenfalls nicht gerade das, was man als einen subtilen, feinen Humor bezeichnen würde. Dass die Dialoge - oder Monologe - stellenweise kaum enden wollen, macht das Ganze nicht besser. In dieser Hinsicht erinnert das Spiel ziemlich stark an Tony Tough 2. Leider.

Bislang hinterlässt auch die Grafik anhand der (fast fertigen) Preview-Version eher gemischte Gefühle. Denn während die Charaktere durchaus liebevoll modelliert wurden und die Hintergründe im Inneren von Gebäuden klasse aussehen, wird es außen hin und wieder richtig hässlich. Vor allem wenn Simon durch den Wald läuft, wirkt er einfach wie ein Fremdkörper; sein eigener Comicstil und der Semirealismus des Waldes beißen sich geradezu. Und dann ist da dieses typische Adventure-Problem, das ich eigentlich längst für bewältigt hielt: Die Spielwelt wirkt kalt, fast schon tot, weil sich abgesehen von den Charakteren kaum etwas bewegt. Doch nicht einmal bei denen sind die Animationen gut gelungen: Wenn Alix von einer fürchterlichen Bedrohung erzählt, dabei aber grinst wie ein Honigkuchenpferd, dann ist das einfach nur ärgerlich.

Auf Gefallen stoßen hingegen die Mehrheit der Rätsel und die vergleichsweise große Spielwelt: Habt Ihr erst einmal den Weg aus dem Wald in die Stadt gefunden, gibt es in der Zauberwelt wirklich viel zu entdecken. Sehr schön auch, dass Ihr häufig mehreren Aufgaben gleichzeitig nachgeht. Besonderen Einfallsreichtum lässt das Spiel dabei zwar vermissen ("Besorg Dir einen Ausweis!", "Bau eine Puppe von Dir!", "Bring den Korb zur Großmutter!"), aber die Lösungen sind logisch und scheinen den schmalen Grat zwischen "zu einfach" und "zu absurd" überwiegend zu treffen.

Wenn eine Serie, die so sehr von ihrem Stil, dem Humor und den Charakteren, lebt, den Entwickler wechselt, dann ist das schwierig. Und Simon the Sorcerer 4 merkt man das schon sehr stark an. Die Fans sollten sich also darauf einstellen, dass Simon nicht mehr der Alte ist - trotz bekannter Figuren sowie zig netter Anspielungen auf die Vorgänger. Schade ist, dass die Grafik streckenweise bestenfalls mittelmäßig ist. Davon abgesehen hinterlässt das Spiel aber einen ganz guten Eindruck. Sprich: Wenn Ihr Euch mit dem neuen Simon und seinem Look anfreunden könnt, solltet Ihr Chaos ist das halbe Leben durchaus eine Chance geben. Und natürlich auf unseren Test warten.

Simon the Sorcerer: Chaos ist das halbe Leben erscheint am 23. Februar exklusiv für den PC.

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Über den Autor

Fabian Walden

Freier Redakteur

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