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Simon the Sorcerer: Wer will schon Kontakt?

Ich!

Adventures haben ein Problem und es heißt LucasArts. Nicht dass diese Leute in den letzten Ewigkeiten ein Spiel dieser Art herausgebracht hätten, dem Schatten der Legenden der Genreüberväter kann sich jedoch kein Neuzugang entziehen und praktisch jedes leicht humoristische Abenteuer wird freundlich mit einem Tritt in die schmerzhaften Regionen begrüßt: „Du bist ja ganz nett, aber das Zeug von Lucas Arts, das war früher viiiiiiiiiiiiiiiiel besser. Also ab in die Schäm-Ecke.“

“F... that“ und kommt drüber weg, LucasArts ist vorbei und wer nicht ewig nur mit SCUMM spielen will, muss einfach mal den Schritt machen und die Vergangenheit ruhen lassen. So wie ich das jetzt tue und mir ganz unvoreingenommen das neue Simon the Sorcerer zu Gemüte führe. In Teil fünf, untertitelt mit „Wer will schon Kontakt?“ drohen Aliens damit das magische Reich zu überneh…Aliens? ALIENS? Ok, das war´s, gebt mit LucasArts zurück!

Nachdem mich Tanja dann doch mit sanfter Gewalt – „Teste das oder Du machst in Zukunft nur noch Wii-Minispiel-Sammlungen!“ – zurück an den PC beorderte und der erste Schock über diesen eher etwas zu weit hergeholten Ansatz abgeklungen war, begann ich Simon wirklich zu genießen. Nicht jeder Joke sitzt wirklich und einiges davon fällt definitiv in die Kategorie „infantiler Blödsinn“, insgesamt wirkt die Mischung jedoch deutlich ausgereifter, als noch im Vorgänger.

Alles ist besser mit Piraten.

Kenner populärer Werke freuen sich auf Begegnungen mit alten Märchenbekannten aus Grimmschen Zeiten, eine geheimnisvolle Rasse von Maulwürfen sowie eine unüberschaubare Anzahl mal mehr, mal weniger gelungener Anspielungen zu „Star Wars“, „Per Anhalter durch die Galaxis“, die „Nibelungen“ oder auch einige frischere Seitenhiebe. Zum Beispiel in Richtung „Der Sternenwanderer“. Und selbst vor einer kleinen Hommage an ein altes LucasArts-Rätsel schreckt der Zauberer nicht zurück und erfreut das Herz reiferer Semester. Der Plot selbst mag die Welt nicht bewegen, bei so viel Liebe zum Detail kann man das aber ganz gut verkraften.

Dass nicht alle Rätsel mit reiner Logik zu ergründen sind, sondern schon ein wenig Erfahrung mit dem Genre voraussetzen, um den verdrehten Gedankengänge der Designer besser folgen zu können, könnt Ihr jetzt so und so sehen. Auf der einen Seite verhindern einige ziemlich knackige Nüsse, dass Ihr Simon nach einem Abend zur Seite legt. Ein paar Momente, in denen Ihr Euch fragt, wie zur Hölle man da durch reines Nachdenken hätte drauf kommen soll, sind allerdings schon dabei. Zum Glück sind diese in starker Unterzahl und nach dem Ende werdet Ihr an die gut gestalteten Aufgaben zurückdenken und weniger an die paar wenigen Gurken.

Der Aufbau hält sich dabei nicht sklavisch an Linearität, sondern führt ein Logbuch über noch offene Teil-Rätsel. Irgendwann müsst Ihr diese natürlich lösen, um zum Schluss zu kommen, dazwischen dürft Ihr die Wartezeit bis zum Geistesblitz mit anderen Problemchen überbrücken. Ein angenehmer Ansatz, der verhindert, ewig vor der lös-es-oder-hänge-für-immer-Mauer herumzustehen.

'Klar kommen wir in Frieden. Und jetzt halt still.'

Persönlich empfand ich auch die Tasten H und G als echte Gewinner, insbesondere mit Blick auf die so genannten guten alten Zeiten. Die beiden Tasten zeigen Euch nämlich alles auf dem Screen an, mit dem Ihr etwas anstellen könnt. Ortswechsel gehen leicht und per Doppelklick von der Hand, was Reisen zu einem fixen Vergnügen werden lässt. Zu dem Komfort passt dann auch das dreistufige Tipp-System, das Euch erst eine zarte Andeutung und schließlich praktisch die Lösung serviert. Lasst Euch nicht zu schnell verführen und spielt beruhigt mit dem Wissen, dass es auf jeden Fall weitergehen wird.

Rein technisch braucht niemand zu mäkeln, hübsch und farbenfroh wandert Simon durch eine detaillierte und lebenslustige Umwelt, deren Eigenständigkeit und Charakter vor allem durch eine gute Auswahl an Sprechern definiert wird. Im Angesicht der vielen Gelegenheitssynchronarbeiter, ist es schön zur Abwechslung mal Profis bei der Arbeit zuzuhören.

Früher war vielleicht alles besser, aber nach Simon the Sorcerer: Wer will schon Kontakt? kann ich sagen, dass heute auch nicht alles schlecht ist. Solide Rätselkost, ein anständiger, mit gelungenen Anspielungen gewürzter Plot und Komfort bis in die letzte Ecke, ergänzen sich zu einem recht gelungenen Adventure. Der Charme mag ein wenig anders sein, als er noch Simons ersten Ausflügen war. Über einen Mangel daran kann man sich hier trotzdem nicht beklagen. Wer von Euch Lust auf Rätsel mit Humor hat, kann hier eigentlich nicht viel falsch machen.

Nur PC Besitzer spielen Simon. Das aber ab sofort.

8 / 10

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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