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Spider-Man: Web of Shadows

Wiederholungstäter

Ich mag es nicht, die Optik eines Spiels in den Vordergrund zu stellen und verzeihe auch gerne mal ein paar optische Schwächen, solange das Gameplay dahinter diese Mängel wettmacht. Aber so wie hier geht es einfach nicht. Vielleicht liegt es daran, dass vorher Resistance 2 im Laufwerk lag, eine zugegeben ziemlich steile Vorlage im Technik-Bereich, aber der erste Eindruck von Spider-Man: Web of Shadows lässt sich sehr einfach wiedergeben: Oh mein Gott, ist das hässlich!

In einer theoretisch gesehen dramatischen Startsequenz wird New York von seltsamen Symbioten-Aliens überrannt und es kommt zum All-Out-Battle zwischen Spider-Man und Poison. Und würde nur eine einzige Szene nicht die Vermutung nahe legen, dass dieses Spiel komplett über die PS2–Emulation ablaufen würde, könnte dies auch funktionieren.

Bar jeglicher Raffinesse, die das Arsenal der Playstation 3 zu bieten hat, werden hier schlichteste Texturen, Charaktermodelle aus dem tiefen Sumpf der Mittelmäßigkeit und Kameraeinstellung absurder Drögheit zelebriert. Jetzt noch technischer Schlendrian im Bild gleichmäßig verteilt und es kommt ein Start heraus, von dem ein Spiel sich erst einmal erholen muss, egal was an Substanz folgt.

Werfen wir also einen Blick hinter die hässliche und sich im Laufe des Spiels auch nicht groß bessernde Fassade. Inzwischen verlässt sich jedes Spidey-Spiel auf eine offene Stadt, in der Ihr frei von Mission zu Mission schwingt und ganz Spinne sein dürft. Und um ein letztes Mal auf die Technik zu kommen: New York selbst sieht zwar nicht übermäßig lebendig, aber generell nicht einmal schlecht aus. Zumindest so lange Ihr an Fäden mit geschätzten 200 Stundenkilometern vorbei rauscht.

Spider-Man: Web of Shadows – Kampf

Und das ist auch ein Vergnügen, das Ihr sofort und in aller Gänze auskosten werdet. Die Steuerung der Schwingmechanik geriet perfekt, wenn auch nicht unbedingt logisch schlüssig. Es reicht, Spidey einfach nur in der Nähe eines höheren Objekts Anlauf nehmen zu lassen und schon beginnt er auf Knopfdruck Fadenmomentum zu gewinnen, höher zu steigen, und Ihr pendelt lässig und koordiniert zwischen den Wolkenkratzern umher.

Dass es ab einer gewissen Höhe den Anschein hat, Ihr würdet auch an Wolken schwingen können, werten wir einfach mal als Kompromiss im Rahmen guter Spielbarkeit. Selbst die Kameraführung passt zu 90 Prozent gut in das Bild hochwertiger Spielbarkeit. Der verbleibende Rest reicht allerdings, um Euch in den Wahnsinn zu treiben und zeigt seine übelsten Momente im Wechsel zwischen Häuserwandkraxelei und dem Betreten eines Daches. Das Kippen der Kamera scheint diese komplett zu überfordern und sorgt häufig genug dafür, dass Ihr Euch unvermittelt und ungewollt wieder auf dem Weg nach unten findet.

Im Ausgleich dafür machen die Kämpfe endlich, wirklich und einfach Spaß. Ein über Erfahrungspunkte ausbaubares System gibt Euch stets neue Moves an die Hand, die zugegebenermaßen nicht viel anders sind als die Basics, mit denen Ihr startet, aber zumindest ein Gefühl persönlicher Entwicklung über die Spielzeit verteilen.

Weidet Euch an der schweinegesichtigen Hässlichkeit im Vordergrund und überseht nicht die platte Tristesse dahinter.

Auch der jederzeit auf Knopfdruck ausführbare Wechsel – der mit Abstand schönste Effekt im ganzen Spiel – zwischen dem blau-rotem und dem schwarzen Outfit dient nicht nur der Optik. Im Klassiker seid Ihr agiler, setzt auf Angriffe aus der Luft und mit Tempo, während Schwarz ganz auf Kraft und direkte Schläge baut. Zwar könnt Ihr das ganze Spiel bequem auch mit nur einem der getrennt ausbaubaren Anzüge bestreiten, aber es ist schön, ein wenig Abwechslung zu haben.

Und von der werdet Ihr jedes Bisschen brauchen, das Ihr nur irgendwo finden könnt. Ein ernst gemeinter Rat wäre es, die Nebenmissionen sofort links liegen zu lassen. Zu Beginn sollt Ihr beispielsweise 25 Schergen Kingpins aufmischen. Ist dies vollbracht, steigt der Zähler auf 50, anschließend 100. Das war der Punkt, an dem es mich nicht mehr interessierte, ob danach noch die 200 kommt. Zumal die Belohnungen in Erfahrungspunkten denkbar mager ausfallen und Euch schon die Story mit einer Masse an permanenten Wiederholungen auf den Keks geht.