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Tales of Symphonia: Dawn of the New World

Held sucht Rückgrat

Kennt ihr diese RPG-Helden, die ihr einfach nur schütteln und ohrfeigen möchtet, weil sie euch so auf die Nerven gehen? Diese Typen, die man irgendwann nur noch anbrüllen will, sie mögen sich doch einfach mal zusammenreißen? Gerüchteweise haben nicht wenige Spieler die spaßige PSP-Prügelei Dissidia: Final Fantasy nur gekauft, um jederzeit ihren persönlichen Lieblingen Squall und Tidus ordentlich eins auf die Omme hauen zu können. Genau in diese Kategorie scheint auf den ersten Blick auch Emil Castagnier, Held des Rollenspiel-Sequels Tales of Symphonia: Dawn of the New World, zu fallen.

Emil ist still, schüchtern, wahnsinnig unsicher und entschuldigt sich permanent bei allen, egal um wen oder was es geht. Eigentlich ein absolutes KO-Kriterium für einen RPG-Helden. Doch irgendwie funktioniert Emils Weinerlichkeit. Immerhin hat der Bursche mit dem etwas fragwürdigen Haarschnitt nicht nur auf grausame Weise seine Eltern verloren, er wird von seiner Tante und seinem Onkel auch noch wie der letzte Dreck behandelt und ist in seinem neuen Heimatdorf ein Ausgestoßener, der offen abgelehnt und gehänselt wird.

Die Problematik wird schnell deutlich: Fast in der ganzen Symphonia-Welt wird Lloyd, der Protagonist des Gamecube-Vorgängers, als strahlender Held gefeiert. Doch eben dieser strahlende Held ist es, der scheinbar Emils Eltern auf dem Gewissen hat. Dramatische Plotwendungen kündigen sich an und auf einmal nimmt man Emil nicht mehr als jammernde Heulsuse, sondern als Figur mit durchaus nachvollziehbarem Hintergrund wahr. Und man freut sich für Emil, wenn er nach dem niederschmetternden Anfang langsam an Selbstvertrauen gewinnt und schließlich zum Ritter des Monsterkönigs Ratatosk wird.

Tales of Symphonia – Trailer

Da Dawn of the New World zwei Jahre nach Ende des exzellenten Gamecube-RPGs spielt, sind Kenntnisse des Cube-Abenteuers natürlich eine große Hilfe, sonst macht sich schon beim Vorspann leichte Verwirrung breit. Da gibt es diverse Weltenbäume, die lange Reihe der Protagonisten des Vorgängers, die Kirche von Martel... mit all diesen Elemente sollte man einigermaßen vertraut sein, um später in der Lage zu sein, der Handlung auch wirklich folgen und die zahlreichen Storywendungen dabei sinnvoll einordnen zu können. Kurzum: Wer Tales of Symphonia bisher nicht gespielt hat und nun mit dem Kauf von Dawn of the New World liebäugelt, der schiebt den erst einmal auf die lange Bank und organisiert sich die Cube-Episode – die Wii ist ja nicht umsonst abwärtskompatibel!

Nicht nur inhaltlich, auch spielerisch orientiert sich Dawn of the New World eng am Vorgänger und den anderen Teilen der Serie. Will heißen: Auch das neue Tales ist ein J-RPG klassischster Machart. Städte erkunden, Waffen kaufen, mit Passanten reden, Zwischensequenzen anschauen, durch Dungeons elchen, ordentlich Levels aufsteigen, dicke Bosse schlachten. Klassisch eben.

Für die nötige Würze und die Abgrenzung zu anderen Rollenspielen sorgt das typische Tales-Kampfsystem. Anstatt den Monsterhorden per Menü einen Scheitel zu ziehen, übernehmt ihr direkt die Kontrolle über euren Helden und teilt aus wie in einem Actionspiel. Eure Partymitglieder werden entweder von der KI gesteuert oder von bis zu drei weiteren menschlichen Mitspieler. So wetzt ihr durch die Kampfarena, visiert eure Gegner an und verpasst ihnen ordentlich Kombos und Spezialattacken, harte Angriffe pariert ihr per Knopfdruck. Das sieht ganz ansprechend aus und spielt sich auch gut. So flüssig und dynamisch wie bei der im Sommer erschienenen Xbox360-Episode Tales of Vesperia wird’s aber leider nie.