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Turok

Der Nebel lichtet sich

„Ganz klar: Unsere Dinosaurier!“

Josh Bridge unterstreicht seine Antwort mit einem gewinnenden Lächeln. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir Grund haben, es zu erwidern. Schließlich war die spätsommerliche Games Convention-Frage: „Was zeichnet das neue Turok aus?“.

Die Dinosaurier?! Was du nicht sagst! In der ehemaligen Acclaim-Serie ging es doch schon immer irgendwie um die dickhäutigen Fossilien – und selbst die konnten das letzte, fünfte Turok nicht vor einem spielerischen und kommerziellen Oberschenkelhalsbruch bewahren. Und ganz nebenbei erwähnt: Die Zeit, in der ich den Tränen nahe die erste Brachiosaurier-Sequenz aus Jurassic Park auf dem Videorekorder meiner Eltern vorwärts, rückwärts in Zeitlupe und als Standbild bewunderte, sind auch schon ewig passé. Indianer-Ehrenwort!

Mittlerweile wissen wir aber, dass es nicht ganz richtig war, Bridge unsere aus schlechten Erfahrungen und den Fehlern Anderer genährte Skeptik zum Vorwurf zu machen. Schon zum Zeitpunkt der Befragung jährte sich die fatale Pteranodon-Bruchlandung der Rothaut zum fünften Mal. Richtig lange her und die Distanz der unter Touchstone-Flagge segelnden Propaganda Games zu Acclaims Ego-Bankrott könnte größer nicht sein.

Diese Jungs sind sich sicher, dass sie einen guten Shooter gebastelt haben. Ein – ganz im Gegensatz zum Vorgänger – technisch wie spielerisch solides interaktives Abenteuer, in dem die Urzeitriesen tatsächlich noch ihre eigenen Glanzpunkte setzen können. Bevor wir uns aber der interessanten Mehrspieler-Komponente widmen, zu dessen Hands-On Touchstone am vergangenen Wochenende nach Hamburg lud, sollten wir vielleicht noch ein paar grundsätzliche Worte zur digitalen Safari verlieren.

Die Unreal Engine 3 erweckt den Dschungel recht kompetent zum Leben

Vergesst den Knochenschmuck-behangenen Acclaim-Turok (seinerseits schon eine freie Interpretation der Comic-Vorlage aus den 50ern) mit Federn im Haar: Joseph Turok ist ein menschlicher Wandschrank mit kurzem Irokesen-Haarschnitt und urwüchsigen Zügen. Das ehemalige Mitglied einer Einheit für verdeckte Operationen ist mittlerweile ein maßgeblicher Teil einer noch spezielleren Spezialeinheit: Der Whiskey-Kompanie. Diese hochdekorierte (und stets nüchterne) Bande schickt man dorthin, wo es brennt. In diesem Fall auf einen mysteriösen Planeten. Hier hat sich nämlich Turoks alter Mentor Roland Kane häuslich eingerichtet. Zeit für Tee und Gebäck bei einem sentimentalen Wiedersehen ist allerdings nicht – denn Kane hat unglücklicher Weise die Laufbahn eines gesuchten Kriegsverbrechers eingeschlagen. Emotionaler Konflikt, ick hör dir trapsen!

Natürlich geht im Anflug auf den Zielplaneten erst einmal etwas schief und so kann die Whiskey-Kompanie nicht mit voller Feuerkraft zuschlagen. Nur selten kann Turok mehr als einen Kameraden um sich versammeln (der dann aber vollkommen autonom agiert) und sich im Team durch den feindseligen, von Militärbasen durchsetzten Dschungel schlagen.

Propaganda Games versprechen einen handlungsorientierten Shooter. Macht Euch also schon mal auf pompöse Zwischensequenzen und Flashbacks aus Turoks bewegter Vergangenheit gefasst. Damit die nicht zum Laienschauspiel verkommen, hat Touchstone sogar einige prominente Schauspieler dazu bewogen, Propaganda Games klangvoll zu unterstützen: So scharen sich unter anderem William Fichtner ('Prison Break', 'L.A. Crash'), Timothy Olyphant ('Die Hard 4', 'Hitman'), Ron Perlman ('Hellboy' himself) und Chris Judge ('Stargate SG-1') als Teil von Turoks Truppe um den Spieler, während TV- und Kino-Fiesling Powers Boothe ('U-Turn', 'Dämonisch') Obermotz Kane seine sonoren Stimmbänder leiht.

Der Tek Bogen ist ebenfalls wieder mit von der Partie.

Das Leveldesign soll sich zwar relativ geradlinig verhalten, Euch aber dennoch häufig Gelegenheit geben, das jeweilige Szenario auch ohne exzessiven (und lauten) Waffeneinsatz zu einem befriedigenden Ende zu führen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Dinosaurier, die diesmal ganz Tier sein dürfen. Wenn auch nur virtuell. Den schuppigen Biestern sind Begriffe wie Freund und Feind nämlich fremd: Sie folgen fasziniert jeglichen Leuchtgeschossen auch bis in feindliche Stellungen hinein, reagieren aggressiv auf zertrampelte, gesprengte, erschossene Eier und lassen sich auf diese Weise von findigen Spielern wunderbar für eigene Zwecke einsetzen.

Eine weitere Facette erhält Turok durch die die Quit Kills. Entgegen dem derzeitigen Shooter-Trend gibt es in Turok nämlich keine spezielle Nahkampf-Taste. Nur wenn Ihr das Messer zückt (und folglich die gehaltene Schusswaffe halftert), habt Ihr die Möglichkeit in den In-Fight zu gehen. Der Nachteil: In einem Schusswaffen-Kampf aus nächster Nähe ist die Melee-Attacke fast keine Option. Der Vorteil: Wer sich mit blitzender Klinge unentdeckt an einen Feind heranpirscht, exekutiert diesen unentdeckt mit nur einem Treffer und einer besonders gemeinen Animation.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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Turok

Xbox One, PS3, Xbox 360, PC, Mac

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