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Uncharted 2: Among Thieves

Spielbar, praktisch gut

Nathan Drake ist zurück. Ihm auf den Fersen ein Laster, der ihn mit voller Geschwindigkeit durch die engen Gassen einer bereits ziemlich lädiert aussehenden Stadt hetzt. Kurze Texteinblendungen erklären, wie der Spieler den Abenteurer gleichzeitig nach vorn flüchten und nach hinten auf das rollende Ungetüm schießen lässt. Die tödliche Stoßstange kommt immer näher. Kugeln aus Drakes Maschinenpistole schlagen blechern im Kühlergrill ein. Trotzdem bin ich zu langsam. An einem Treppenabsatz überrollt das Gefährt meine Spielfigur und der Bildschirm verfärbt sich grau. Game Over.

Doch das Spiel gibt mir eine zweite Chance. Drake renne wieder davon und seine Knarre spuckt nach allen Regeln der Kunst Blei auf seinen Verfolger. Diesmal bin ich besser. In einer Zeitlupensequenz meistere ich den ersten Speicherpunkt. Die Jagd geht weiter. Nach weiteren zwei oder drei Zeitlupenstellen explodiert der Lastwagen plötzlich. Die Druckwelle hebt ihn in die Luft, er bleibt auf der Seite mit dem Boden zu mir liegen und versperrt den Rückweg. Eine Rakete hat ihn getroffen. Chloes Rakete. Die Brünette Schönheit steht auf dem Dach eines ausgebrannten Kleinwagens und seufzt. „Sieht aus, als müsste ich dir immer den Hintern retten“, kommentiert sie ihren Schuss und fällt danach Drake um den Hals. „Nun, es ist ein Hintern, den es sich lohnt zu retten“, entgegnet Drake. Der Macho weiß, wie man mit Frauen spricht.

Auf der Gamescom hatte Sony in ihrer 18er-Abteilung einen komplett spielbaren Level aus Uncharted 2 für das interessierte Publikum im Programm. Ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Während Chloe sich noch an mein Alter Ego schmiegt, geht das Gespräch weiter. „Ist das ein antiker tibetanischer Ritual-Dolch in deiner Hosentasche?“, fragt sie lasziv. „Vielleicht bin ich auch einfach froh dich zu sehen?“, entgegnet Drake. Dieser unverbesserliche Macho! Bemüht er doch tatsächlich den alten Bananen-Witz. Doch Chloe kennt ihren Pappenheimer. Es ist wirklich ein Dolch. Ein Dolch, der den Schlüssel zu einer versunkenen Kultur darstellt. Shambhala, das sagenumwobene Königreich. Und in der Stadt, in der die beiden sich gerade aufhalten, steht irgendwo ein Tempel, der die Tür zu diesem Ort darstellt. Doch die beiden sind nicht allein.

Das auf der gamescom spielbare Level führte in eine zerstörte Stadt.

Wo ist bloß dieses Hotel? Das höchste Gebäude der Stadt. Dort hat man einen schönen Ausblick und kann vielleicht den gesuchten Tempel erspähen. Durch die nach Bürgerkrieg aussehenden Straßen streifen bewaffnete Rebellen. Ein gefährliches Pflaster. Drake geht unbemerkt hinter einem hüfthohen Mäuerchen in Deckung und lässt vier oder fünf Leute mit Maschinengewehren im Anschlag an sich vorüberziehen. „Da kommen immer mehr“, flüstert er sich selbst zu. Dann visiert er den ersten Feind von hinten an und schießt. Die Schüsse ziehen eine Art Kondenzstreifen hinter sich her. Ein Trick der Entwickler, um die Sichtbarkeit zu erhöhen.

Die Burschen sind zäh. Ein Treffer genügt nicht. Ein Schuss ins Bein lässt den Kerl humpeln, der es gewagt hat, auf Drakes Stellung zuzulaufen. Doch erst nach einer kompletten Salve geht er vollends in die Knie. Der Rest zieht sich zurück. Verflixt, das ist schwerer als vermutet. Die Zeile anzuvisieren, gestaltet sich mit der Pad-Steuerung auch irgendwie etwas zu schwammig für meinen Geschmack. Aber gut, das war bereits beim Vorgänger ein kleines Manko. Aber man gewöhnt sich ja an alles, wenn man will. Besser als die albernen Schusswechsel in Tomb Raider ist das ohnehin allemal.

Die Munition wird knapp. Mit der Pistole schaltet Drake trotzdem weitere Gegner aus. Jetzt wäre ein guter Moment, um den Verblichenen ein paar Patronen abzuknöpfen. Die Toten können mit ihren Waffen und dem ganzen Kram ohnehin nichts mehr anfangen. Als Drake vorstürmt, ist nur noch einer übrig. Und er lädt gerade nach. Mit den Beinen voraus springt Drake dem Mann an den Hals und beendet seine virtuelle Existenz. Rasant, wirklich rasant.

Uncharted 2 – gamescom-Trailer

Die Stadt bietet in der Tat viel Interaktion. Inzwischen steht ihr auf dem Dach eines Hauses. Auf dem Weg zum Zielpunkt springt Drake an ein altes Schild und hangelt sich vor. Es biegt sich unter seiner Last ein wenig nach unten. Drake schwingt sich weiter. Über einen Balken balanciert er zum nächsten Dach. Das sind die Momente, in denen sich Uncharted 2 wie Tomb Raider anfühlt. Durch ein Loch im Dachboden steigt er in ein Haus ein. Auf der Holzdiele findet sich eine Handfeuerwaffe. Kaliber 44. Sehr gut, ab ins Inventar. Ihr lasst euch noch ein Stockwerk tiefer gleiten. An einem Türrahmen sucht Drake Deckung. Mit dem Rücken zu euch steht eine Wache. Ihr schleiche von hinten an. Mit dem typischen Navy-Seals-Griff bricht Drake dem Kerl das Genick. Lautlos.

Ihr wurdet entdeckt. Nur ein Tresen trennt eure Spielfigur noch von ihrem vorzeitigen Bildschirmtod. Blind schießt Drake mit einer Pistole aus seiner Deckung. Nein, so wird das nichts. Da trifft ja ein Betrunkener mit vier Promille mit dem Zeigefinger besser seine Nase. Außerdem prallen die Projektile an dem dämlichen Polizeischild dieses einen Typen ab. Härtere Geschütze müssen her. Als Drakes Granate hinter den feindlichen Reihen landet, verwandeln sich die zuvor beinharten Kerle in einen aufgeschreckten Hühnerhaufen. Hach, ich liebe dieses Spiel …

Wäre Uncharted 2 eine Süßigkeit, wäre es eine Edelschokolade. Bereits die Grafik zergeht mit einem Wohlgenuss auf der Zunge und man will solange mehr, bis man die ganze Tafel verspeist hat. Der Level-Abschnitt, der auf der Gamescom spielbar war, zeigte allerdings auch wieder, dass die Kämpfe von der Präzision anderer Actionspiele noch ein wenig entfernt sind. Spaß gemacht hat es trotzdem. Die Übergänge zwischen Klettern und Schießen sind schon einmalig. Zudem lief alles sehr flüssig ab – sowohl inhaltlich als auch technisch. Und mit dem Humor der Zwischensequenzen bin ich ebenfalls sofort warm geworden. Oktober, du scheinst ein guter Monat für die Playstation 3 zu werden!

Uncharted 2 erscheint voraussichtlich am 22. Oktober für Playstation3. Nächsten Dienstag lockt auf Eurogamer noch ein ausführliches Interview mit Entwickler Naughty Dog. Unbedingt vormerken!

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Über den Autor

Joachim Hesse

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