Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Uncharted: Drakes Schicksal

Schatz gefunden

Wenn man das jedoch bei den längeren Schusswechseln probiert, dann beißt man schneller ins Gras als einem lieb ist. Zunächst: Genau an diesem Punkt hören die Parallelen zu einer gewissen Dame mit Zopf auf, denn Nathan Drake springt nicht Salto schlagend zwischen seinen Gegner herum. Das kann er nicht. Oder Naughty Dog wollte nicht, dass er das kann. Vielmehr hat man sich an den erfolgreichen Shootern der letzten Monate orientiert.

Auf Knopfdruck wird gezielt – und die Kamera positioniert sich hinter der Schulter. Deckung wird ebenfalls auf Knopfdruck gesucht, jedoch muss man sich nicht darum kümmern, wie sich Nathan verschanzt. So stellt er sich zum Beispiel mit dem Rücken an eine nahe stehende Säule, er geht aber auch automatisch in die Hocke, wenn der Schutz nicht bis zu seinem Scheitel reicht. Das funktioniert stets reibungslos und beim ersten Versuch, so dass die Auseinandersetzungen filmreif wirken und niemals abgehackt.

Zwei kleine Häkchen: Erstens, zu Beginn fühlt man sich etwas wie beim A-Team. Die Maschinengewehre der Bösewichte laufen heiß, spucken Salve um Salve aus – getroffen wird dabei alles, nur nicht Nathan. Das ändert sich etwa zur Halbzeit und man muss deutlich überlegter vorgehen, denn nur wenige Treffer genügen, um die Segel zu streichen.

Zweitens, Gegner werden durch Wegpunkte getriggert. Wenn es also schwierig wird, merkt man sich, welche Punkte nicht überschritten werden dürfen, um nicht zu vielen Gewehren gegenüber zu stehen. Das ist okay, aber natürlich nicht perfekt, weil man sich aus solchen Situationen befreien können sollte, ohne das Kurzzeitgedächtnis einem Belastungstest zu unterziehen.

Die Faustkämpfe machen Spaß, man setzt sie jedoch kaum ein.

Dennoch: Das Verhalten der Widersacher relativiert den letzten Kritikpunkt wieder ein wenig. Selbst wenn man auswendig lernt, in welcher Reihenfolge wo welche Gegner erscheinen, so ist ihr Verhalten doch so individuell der Situation angepasst, dass jede Menge Abwechslung geboten ist. Einfach nur hinter einer Mauer verschanzen, funktioniert nicht. Denn dann wird schon sehr bald die erste Handgranate neben Euch auftauchen. Oder eine zweite Gruppe nimmt Euch von einer anderen Seite unter Beschuss.

Die Kämpfe gestalten sich dadurch sehr abwechslungsreich, was man von den Gegnern natürlich nicht behaupten kann. Sicher, es gibt (fast) nur Söldner. Damit muss man sich abfinden. Andererseits ist das beim werten Indiana Jones auch nicht anders. Das Waffenarsenal gibt alles her von der Pistole, über die bewährte Schrotflinte bis hin zum Maschinengewehr. Allerdings kann man stets nur zwei Schusswaffen mit sich herumtragen. Das führt meist dazu, die zu wählen, für die es die meiste Munition gibt. Denn diese ist spärlich gesät – oder ich bin einfach ein schlechter Schütze und gehe zu verschwenderisch mit ihr um.

Die Rätsel bewegen sich auf Genre-typischem Schalter-Niveau. Spaß machen sie trotzdem, auch wenn sie eher der Atmosphäre zuträglich sind als intellektuell fordernd. Vermutlich wollte Naughty Dog aber nicht den Spielfluss durch minutenlange Knobeleien unterbrechen. Das gilt auf für die ab und zu unvermittelt auftauchenden Quicktime Events. Diese sind aus meiner Sicht normalerweise eine Gamedesign-Plage. In Uncharted sind sie aber so schnell beendet wie sie überraschend auftauchen. Knöpfe-Memory wird hier nicht gespielt. Diese Events erhöhen kurzzeitig den Herzschlag, der in der folgenden Cut Scene Gelegenheit bekommt, sich wieder zu normalisieren. Das gefällt mir gut.

Wie schön kann ein Spiel sein?

Wachablösung im Genre? Tomb Raider oder Uncharted? Beides natürlich. Aufgrund der unterschiedlichen Feuergefechte und der etwas anderen Schwerpunkte lassen sich beide Titel ohnehin nicht ultimativ miteinander vergleichen. Sagen wir es so: Nathan Drake kann Lara Croft nicht verdrängen, hat sich aber ganz sicher einen Platz neben ihr verdient.

Uncharted ist der Beweis dafür, dass man nicht zwangsläufig innovativ sein muss, um ein spannendes und durchweg unterhaltsames Produkt zu erschaffen. Selbst wenn ich länger darüber nachdenke, es ist mir nichts im Gedächtnis hängen geblieben, was mich genervt hätte. Und so viele Toptitel fallen mir nicht ein, bei denen das sonst noch der Fall wäre. Nein, Uncharted hat eine unwahrscheinlich hohe Produktionsqualität – auch wenn das sicherlich auch zu der Spielzeit von etwa sieben Stunden geführt hat. Ich vermeide absichtlich 'kurze Spielzeit'. Weil ich sie nämlich nicht als zu kurz empfinde. Laufen, schießen, klettern, gelegentlicher Einsatz von Fahrzeugen, ein paar Rätsel, eine gelungene Story mit netten Zwischensequenzen – Uncharted lässt keine Langeweile aufkommen. Dazu gehört auch das lineare Leveldesign sowie die kleinen Hilfen und Wegweiser, die eingebaut wurden, damit der Spielverlauf nicht ins Stocken gerät. Sicher, Naughty Dog hätte darauf verzichten und damit die Spielzeit verlängern können. Aber wäre das dann unterhaltsamer gewesen? Ich wage es zu bezweifeln. So wie es ist, ist Uncharted wie ein guter Abenteuer-Film im Sinne von Die Mumie - oder eben wie mein Lieblings-Italiener.

Unsere exklusiven Gameplay-Videos wird geballert, geklettert und ein Tempel erkundet.

9 / 10

Read this next