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Vancouver 2010

Lasst die Spiele beginnen!

Man muss kein Soldat sein, um Kriegsspiele zu schätzen. Und ebenso braucht man keine Gewichte zu stemmen, um Sportspiele zu mögen. Und falls ihr euch bei den eisigen Temperaturen draußen ohnehin bereits in Winterstimmung befindet, könnte euch in der Tat das offizielle Spiel zur Olympiade in Vancouver gefallen. Denn eines steht fest: Schöner sahen die Winterspiele virtuell noch nie aus!

Egal ob Bobbahn, Rennpiste oder Sprungschanze: Das Spiel fängt das Gefühl der Geschwindigkeit grandios ein. Es fehlt im Grunde nur ein Ventilator, der euch auf Stufe 5 kalte Luft ins Gesicht bläst, während sich euer virtuelles Ich todesmutig in die Tiefe stürzt. Wenn ihr bei der Skiabfahrt mit eurem Fahrer in die Hocke geht und beschleunigt, verwandelt sich die verschneite Landschaft um euch herum langsam in einen Tunnel. Die Details verschwimmen und ihr konzentriert euch nur noch auf die Fähnchen, zwischen denen ihr durchsausen müsst. Immer darauf bedacht, möglichst wenig zu lenken, um eure Bestzeit um weitere Hundertstel Sekunden nach unten zu schrauben. Ja, Vancouver 2010 hat seine Momente.

Das Beste ist, dass es Vancouver 2010 gelingt, auch für eine schnelle Sofa-Olympiade mit Freunden attraktiv zu sein. Maximal zu viert könnt ihr euch vor den Fernseher werfen oder Online antreten. Spielt ihr mit weniger Teilnehmern, füllt das Spiel den Rest des Feldes mit Computergegnern auf. Aus 14 Disziplinen stellt ihr euch frei eure persönlichen Wunsch-Winterspiele zusammen und legt los.

Rasante Abfahrt auf der Skipiste von Vancouver. Das Bild stammt aus der PS3-Version.

Neben den Ski-Renndisziplinen Abfahrt, Super-G, Riesenslalom, Slalom und Freestyle Ski-Cross gönnt euch Entwickler Eurocom (Athens 2004, Bejing 2008) Freestyle Ski-Springen, Snowboard Parallel-Riesenslalom, Snowboardcross, Eisschnelllauf (500 und 1500 Meter), Zweierbob, Rennrodeln, Skeleton und Schanzenspringen. Eine buntes Potpourri, dem aber die entscheidende Zutat fehlt: Biathlon. Eine Sportart, die sicher nicht nur Kenner der alten Winter Games am C64 vermissen dürften.

Die Zuschauerzeit verkürzt das Spiel durch Einsätze am geteilten Bildschirm – bei Ski-Cross und Snowboard-Cross sogar mit vier Spielern gleichzeitig. Doch so kurzweilig die Wettkämpfe ausfallen, so wenig täuschen sie darüber hinweg, dass die neuen Winterspiele doch wieder nur Stangenware darstellen. Ihr dürft euch weder eigene Athleten basteln, noch liegt echte Olympia-Atmosphäre in der Luft. Zwar posieren eure 0815-Spielfiguren etwas vor dem Start, es gibt Wiederholungen (ohne Zeitlupe!) und kurze Siegerehrungen, doch das ersetzt keinen ordentlichen Karriere-Modus und das ganze Drumherum – einer der wenigen Aspekte, in denen Konkurrent RTL Winter Games 2010 die Nase vorn hat. Das bessere Spiel bleibt jedoch Vancouver 2010.

Die Steuerung fällt eingängig aus, bis auf die Tricksprünge beim Freestyle-Skiing vielleicht. Trotzdem dürft ihr euch zu Beginn jeder Disziplin noch einmal die Elemente der Steuerung anzeigen lassen. Gut mitgedacht, sehr einsteigerfreundlich. Und keine Sorge, das Knöpfchendrücken bietet auch für Profis genug Raum, sich von der Masse abzusetzen und die letzten Punkte aus den Disziplinen zu melken. Nur möchte man das auch?

Vancouver 2010 ist kein Spiel für die Ewigkeit. Ohne menschliche Mitspieler verliert das Ganze schneller seinen Reiz als eine Bar-Bekanntschaft bei Tageslicht. Genießt bis dahin die flotten Ladepausen, in denen ihr euch mit eingestreuten Fakten einen Hauch von Olympia-Angeberwissen aneignen könnt.

Das Spiel aus der Ego-Perspektive funktioniert ebenfalls sehr gut.

Dank Online-Bestenliste und an den Konsolen klug verteilten Erfolgen sowie Trophäen bleibt das Spiel für eine Weile auch ohne Couch-Freundeskreis-Gelage interessant. Zusätzlich verlängern 24 Herausforderungen wie „Schlage einen der Entwickler“ oder „Erreiche eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern in den Kurven“ das Mindesthaltbarkeitsdatum.

Für den niedriger angesetzten Verkaufspreis von 40 (PC, 360) bis 50 Euro (PS3) lässt es sich gut mit Vancouver 2010 leben. Hier lebt die Olympiade auch außerhalb der Fernsehübertragungen auf. Etwas mehr Liebe zum Drumherum und es wäre mehr als nur eine gute Minispiel-Sammlung geworden. Eine Minispiel-Sammlung ohne Biathlon wohlgemerkt. Sicher muss ein Spielentwickler bei 86 offiziellen Wettbewerben eine Vorauswahl treffen und es beschwert sich vermutlich auch kaum jemand darüber, dass Eiskunstlaufen oder Curling nicht dabei sind, doch Biathlon gehört zu den Winterspielen wie Martin Schmitt auf die Schanze. Schade, dass es ein Nachfolger erst in vier Jahren besser machen kann. Aber dann vielleicht schon in 3D.

Vancouver 2010 ist erhältlich für PC, Playstation 3 und Xbox 360.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor

Joachim Hesse

Contributor

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