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Verrückt gespielt: CoD Modern Warfare 2

Experiment: Durchzocken, ohne zu töten

Sehr geehrte Leser, werden Sie nun Zeuge eines außergewöhnlichen Experiments! Herr F. aus N. an der P., Killerspielespieler und deshalb selbstverständlich rechtsradikaler, heroinabhängiger Kindes-Entführer und passionierter Satansanbeter, wird nun versuchen, Modern Warfare 2 durchzuzocken, ohne nur einem Polygongebilde ein Pixel zu krümmen. Wie es dazu kam?

Nun: Wer auf Pixelfiguren schießt, schreibt seiner kleinen Schwester auch nachts „Ich bin dämlich!“ auf die Stirn, spielt dauernd an seinem Piephahn rum, baut seine Schule in Counter-Strike nach und quält Hamsterwelpen. Kurz: Er ist abgrundtief böse. So sieht uns jedenfalls ein Teil der Gesellschaft. Und der Druck wächst: Zum Teil derart, dass selbst Spielefans Modern Warfare 2 zwar cool, aufgrund des Levels im Flughafen dann aber irgendwie doch totaaal doof finden müssen. Sonst stehen sie vielleicht sogar vor Ihresgleichen als Menschen ohne Gewissen da.

Als ich erschrocken feststellte, dass mittlerweile selbst meiner einer sich wegen seines Hobbys und Berufs fast schon schlecht fühlt und beinahe reflexartig zu verteidigen sucht – wegen eines Abschnitts in der deutschen Version von Modern Warfare 2 wohlgemerkt, in dem es gar nicht mal erlaubt ist, Zivilisten zu erschießen –, reifte der perfide Plan eines Friedensmarsches durch die Welt von Call of Duty. Also: Wer es (wie ich) allen Moralgralshütern dieser Welt recht machen und nicht in die Hölle kommen will, gehe dem jetzt folgenden Ratgeber nach.

Merke: Auch Kugeln vermeintlicher Kumpels machen hässliche Löcher.

So viel vorweg: Blendgranaten waren bei meinem Experiment gestattet. Die tun ja nix Schlimmes. Auf diese Weise gelang es mir, 13 der 18 Levels zu bewältigen, ohne jemanden zu töten. Neun Abschnitte endeten, ohne dass ich einen Gegner auf irgendeine Art und Weise verletzt hätte. In sieben Missionen feuerte ich keinen einzigen Schuss ab. Nennt mich Pazifist. Nennt mich Friedensstifter. Ach was, nennt mich einfach Ghandi.

Regel 1 für Gutmenschen sollte sein, auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad zu daddeln. Denn merke: Diesmal gilt es nicht, den Helden zu spielen, sondern den Hasenfuß – und dafür ist jedes Mittel recht. Alles andere würde ich höchstens Profi-Zockern oder Typen mit zu kleinen Schniepeln empfehlen, die sich als Männer beweisen müssen. Regel 2: Ignoriert die Stimmen in eurem Kopf, die euch „feige Sau“ schimpfen (und das werden sie ständig), haltet Ausschau nach Verstecken und lasst eure computergesteuerten Fuzzis die Arbeit machen. Regel 3 ist kurz: „Lauf Forrest, lauf!“.

Den ersten Level („Die alte Leier“) schaffen selbst Vollhorste, ohne jemanden umzunieten. Weil‘s da ja nur Zielscheiben und Pappfiguren gibt. Abschnitt 2 („Teamspieler“) bewältigt ihr wie viele Passagen: Während der Fahrten im Jeep, Schneemobil oder Schlauchboot nichts tun, Finger weg von der Waffe – und, enorm wichtig: beten.

Merke: Pazifisten schießen nur auf Füße. Und fühlen sich dann trotzdem schlecht.

Sobald es zu Fuß weitergeht, gilt es ebenso, stets den Hosenscheißer zu mimen. Folgt geduldig den computergesteuerten Kameraden, geduckt und in gehörigem Abstand, bis sie ihre Arbeit erledigt haben. Da bekommt die Formulierung „Ich stehe immer hinter meinen Freunden!“ gleich eine ganz neue Bedeutung, was?

Die Kunst an der Sache ist, so vor dem Feind herumzuhampeln, dass eure Begleiter auf ihn aufmerksam werden und ihn erledigen. Aggro pullen nennt sich das wohl in der World-of-Warcraft-Fachsprache. Oft musste ich die sogenannte Jo-Jo-Taktik anwenden: Ein Stück vorausrennen und sofort wieder zurück. Auch das wirkt megamäßig albern, ein bisschen wie bei Tom & Jerry, löst aber wichtige Skripte aus. Nur dann latschen die anderen Penner weiter Richtung Level-Ende.

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Harald Fränkel

Contributor

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