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Verrückt gespielt: CoD Modern Warfare 2

Experiment: Durchzocken, ohne zu töten

Als Knackpunkt im zweiten Abschnitt („Teamspieler“) entpuppte sich das Gefecht an der Brücke. Die wird von Heinis mit Raketenwerfern zu Klump geballert, wenn ihr nichts unternehmt, und es heißt „Game Over“. Ich habe zweien, als frischgebackener Freund des Friedens natürlich nur widerstrebend, in den Fuß geschossen. Das reicht, um den nächsten Speicherpunkt zu aktivieren. Als ich später Geiseln befreien sollte (Level 9, „Der einzig schöne Tag ... war gestern“), hielt ich mich an die gleiche Notlösung – klingt jetzt nicht wirklich sooo mutterteresahaft, aber der Wille war da, verehrte mitlesende Moralisten!

Der dritte Abschnitt („Cliffhanger“) gehört zu denen, die als Schleichlevel angelegt sind, was dem Zwecke des gewaltlosen Widerstands sehr zuträglich ist. Mit dem nöligen MacTavish, der ständig zum gemeinen Mord aufrief („Nimm den Typen links, nimm den Typen rechts, es wäre einfacher, wenn du auch einen Teil der Arbeit machen würdest, blablablub“) verfuhr ich, wie ich es bei Frauen zu tun pflege: nicht zuhören, ab und an verständnisvoll nicken, manchmal ja sagen und vor allem nicht zuhören. MacTavish macht das schon!

Desgleichen gilt gegen Ende für Papa Price. Während dieser sich in Level 18 („Endphase“) abmühte, Dutzenden von mordlustigen Feinden Herr zu werden, kauerte mein Alter Ego bequem hinter einem taktischen Einsatzschild und krümmte keinen Finger. Der Mann an der Maus hingegen schon: Einerseits, um entspannt ein paar Erdnüsschen zu essen. Andererseits klatschte er dem KI-Kollegen zwischenzeitlich Applaus. Ehre, wem Ehre gebührt! Wenngleich Price wie alle wichtigen Nichtspielercharaktere natürlich unsterblich ist und unendlich Kugeln schluckt.

CoD: Modern Warfare 2 – Trailer mit Töten. Pfui!

In mir ging während des Experiments mit Modern Warfare 2 eine Veränderung vor. Ich war plötzlich derart killerspielgeläutert, dass ich mich im Flughafen-Level („Kein Russisch“) sogar zwischen die Schüsse der Terroristen warf, um virtuelle Leben zu retten! Okay, das half zwar letztlich einen Scheiß, wie ich mit Tränen in den Augen feststellen musste. Es hinterließ aber ein gutes Gewissen.

Jener Abschnitt zeigte ferner, dass mein PC auch mal einen festen Tritt verkraftet. Das Gefecht mit den Polizisten zu überstehen, ohne einen der Gesetzeshüter zu töten, war nämlich kein Spaß. Es dauerte drei Stunden, bis ich eine Lösung gefunden hatte. Ja, ich hab’s mir richtig dreckig gegeben. Ich tat es für euch. Ich tat es für den guten Ruf der Video- und Computerspieler. Ich tat es für den Weltfrieden. Ja, ich hab offensichtlich extrem einen an der Waffel.

Auf dem Flughafengelände brachte es nichts, einfach bis zum Level-Ausgang zu sprinten. Denn in diesem Fall werden die bösen Herren Terroristen noch böser und legen einen kurz vor der Ausgangstür um. Erst als ich einen Schild erbeutete, um damit dem einen oder anderen Polizisten (ganz sanft und natürlich unter Abscheu) eine überzubraten, ging‘s weiter. Es war beileibe nicht der letzte Moment während des Experiments, in dem ich dem Drang widerstehen musste, es zu beenden, Badewasser einzulassen und erst mich hineinzuschmeißen sowie den Föhn gleich hinterher.

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Harald Fränkel

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