Virtua Fighter 5: AM2-Interview

Die Möglichkeit in die Zukunft zu sehen, ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite haben wir die Möglichkeit, Spiele schon lange vor ihrem eigentlichen Release antesten zu dürfen, auf der anderen Seite ist es hart, nach ein paar Runden mit Titeln wie eben Virtua Fighter 5 zuhause nur noch den Vorgänger in den Händen zu halten. Um also die Lücke bis zum Release des Spiels auszufüllen, haben wir AM2, Segas berühmten Entwicklerteam, ein paar Fragen zu all den Warums, Weshalbs und Was-wäre-Wenns gestellt.

Eurogamer: Wie habt Ihr die Kampfstile von Eileen und El Blaze gefunden? Wie schwierig ist es – bei einem Spiel, das so stark vom Balancing lebt -, neue Charaktere einzuführen?

AM2: El Blaze, der mexikanische Wrestling-Champion kämpft mit dem „Lucha Libre“-Stil. Eileen kommt aus China und benutzt „Kou-Ken“, das sie von ihrem Großvater gelernt hat. Die verschiedenen Charaktere und Kampfstile sorgen dafür, das Virtua Fighter 5 so viel Spaß macht. Wir waren also sehr aufgeregt, dass wir zwei neue Kämpfer hinzufügen konnten.

Wenn wir über einen neuen Kampfstil oder Charakter nachdenken, dann überlegen wir, ob wir damit etwas umsetzen können, was es noch nicht gab. Und ob es der übergeordneten Vision von Virtua Fighter entspricht. Um es kurz zu machen: Wir versuchen, die Serie nicht aus den Augen zu verlieren. Wir haben in diesem Zusammenhang zahlreiche Ideen und überprüfen jede einzelne, ob sie ins Konzept passt oder nicht.

Um die Balance aufrecht zu halten, nachdem man sich für einen neuen Charakter oder Kampfstil entschieden hat, gibt es keine andere Möglichkeit, als das Spiel zu spielen. Diejenigen, die mit der Umsetzung betraut sind und die Tester spielen Tag für Tag, um die perfekte Balance zu finden.

Eurogamer: Eine der maßgeblichen Veränderungen zu Virtua Fighter 4: Evolution ist, das Aussehen der Charaktere modifizieren zu können. Glaubt Ihr, dass diese Möglichkeit ganz allgemein Einzug halten wird?

AM2: Ja, so ist es. Das machen bereits viele Spiele und wir hatten bei Virtua Fighter 5 ebenfalls viel Spaß damit. Wir haben viele unterschiedliche Sets – von modischen Sonnenbrillen bis zu bizarren Nachtsichtgeräten oder Gasmasken. Weibliche Charaktere können mit Lippenstift aufgetakelt und männliche mit einem Irokesen-Haarschnitt versehen werden. Das sieht witzig aus.

Eurogamer: Die neue Mechanik hinter den offensiven Moves scheint sehr interessant. Besteht nicht die Gefahr, dass Spieler sie einfach ignorieren und so spielen wie bei VF4? Gibt es einen Kämpfer, der mehr davon profitiert als andere?

AM2: Glaubt mir, wenn man so wie früher spielt und gegen einen Spieler antritt, der sehr gut mit den neuen Offensiv-Moves umgehen kann, dann wird das zu vielen Niederlagen führen. Alle Charaktere profitieren von dieser neuen Offensive; es ist unmöglich einen auszumachen, der begünstigt worden wäre.

Eurogamer: Es fällt auf, dass VF5 nicht online gespielt werden kann. Das hängt vermutlich an der Latenz. Gibt es dennoch eine Chance, dass wir Online-Funktionalität – in welcher Form auch immer – sehen werden? Vielleicht Replays oder Items zum Herunterladen?

AM2: Unser Standpunkt gegenüber Online-Gaming hat sich nicht verändert. VF5 läuft mit 60 Frames pro Sekunde. Es wäre natürlich schön, wenn es eine Umgebung geben würde, in der wir kommunizieren [Anm. verschiedene Clients] könnten, ohne Abstriche machen zu müssen. Aber unglücklicherweise gibt es verschiedene Barrieren. Wir würden uns eine Internet-Verbindung wünschen, die auch fortgeschrittene Spieler, die Offensive und Defensive Frame für Frame spielen, überzeugen kann. Die japanischen Profi-Spieler tragen Kämpfe aus, bei denen ein einzelner Frame entscheidet!

Inhalte zum Herunterladen und der PlayStation Store hatten uns sehr interessiert, aber wir entschieden uns dieses Mal noch dagegen. Im Gegenzug packten wir jedes mögliche Item auf die Blu-ray, da uns genügend Platz zur Verfügung stand.

Eurogamer: Macht Euch Tekken: Dark Ressurection als vergleichbarer Titel zum Herunterladen Sorgen? Oder denkt Ihr, dass es sich um unterschiedliche Märkte handelt?

AM2: Wir machen uns keine Sorgen. Obwohl die Vertriebswege unterschiedlich sind, glaube ich, dass beide Titel dominierend sein werden und den PS3-Markt beleben können. Das wird das Beat’em Up-Genre insgesamt wahrscheinlich nach Vorne bringen.

Eurogamer: Welche Kampfsportspiele mögt Ihr bzw. von welchen lasst Ihr Euch inspirieren?

AM2: Wir haben immer daran geglaubt, dass es unsere Aufgabe… nein, dass es die Aufgabe on Virtua Fighter ist, das beste Kampfsportspiel mit State-of-the-Art-Technologie zu sein. Wir geben den Spielern nur die „Werkzeuge“ und stupsen sie ein wenig an. Der aufmerksame Spieler, der die Möglichkeiten erkennt, wird versuchen den Titel zu meistern. Außerdem denken wir, dass sich der Kreis der Spieler immer weiter ausbreiten wird und so für die Spieler neue Herausforderungen entstehen.

Unser Ziel ist es immer noch, mit dem "besten Kampfsportspiel und mit State-of-the-Art-Technologie" den Genre-Thron zu besetzen und nicht wieder herzugeben.

Eurogamer: Welche Tipps würdet ihr Anfängern geben, die von dem Umfang, dem Potential und dem Hardcore-Gameplay von Virtua Fighter überwältigt werden?

AM2: Es ist wahr, dass es eine Menge Fans von Virtua Fighter gibt, die das Spiel sehr hart spielen. Mit der richtigen Einstellung kann jeder begeisterte Spieler sehr gut in Virtua Fighter 5 werden. Zuerst kauf Dir einen HDTV-Fernseher, eine Playstation 3 und Virtua Fighter 5. Dann meistere die PS3-Version. Versuche so oft wie möglich gegen Deine Freunde zu spielen und der beste zu werden. Wenn Du stark genug geworden bist und Dir keiner mehr das Wasser reichen kann, auch wenn du noch so sehr suchst, fange an Geld zu sparen, um Dir ein Flugticket nach Japan zu kaufen. Dort solltest Du eine Spielhalle aufsuchen und gegen die Spieler dort antreten. Spätestens dann wirst du die Tiefe des Spiels für Dich entdecken und damit vielleicht der Meisterschaft Deines Könnens ein Stück näher kommen.

Eurogamer: Geld und Items im Quest-Modus zu gewinnen, ist eine große Herausforderung und erfordert viel Ehrgeiz, um an das richtig gute Zeug zu kommen. War dies ein absichtlicher Zug, um das Prestige einer Sammlung zu erhöhen?

AM2: Eigentlich wollten wir einfach nur das Spielerlebnis verbessern. Da die Items nur für das Aussehen eine Rolle spielen, müssen die Spieler selbst entscheiden, ob für sie die Items wichtig sind. Wie wichtig, hängt von der einzelnen Person ab. Vielmehr kann es sein, dass für manche Spieler die besten Items gleich zu Beginn kommen und ihnen die späteren Items total egal sind.

Eurogamer: Habt Ihr den Dojo-Modus integriert, um auch den Einsteigern mehr Informationen über die Charaktere zu geben oder wolltet Ihr damit vor allem die wachsende Zahl an Hardcore-Fans begeistern, die für jedes Stück Information dankbar sind?

AM2: Wir haben den Modus für alle Spieler gemacht. Anfänger wirden glauben er wäre nur zum Üben. Aber es gibt ein japanisches Sprichwort, das besagt: "Je stärker man wird, desto weniger Zeit investiert man zu trainieren."

Wenn man stärker wird, will man auch neue Techniken erlernen und man will sie auch in verschiedenen Situationen ausprobieren. Außerdem macht es Spaß, neue Moves, die man im Kampf gelernt hat, noch einmal auszuprobieren.

Wenn man erst einmal ein fortgeschrittener Spieler ist, wird der Dojo nicht mehr viel bringen. Dann ist man darüber hinweg und bereit für den nächsten Level des "Entertainments".

Eurogamer: Wie wahrscheinlich ist es, dass es ein "Evolution"-ähnliches Spiel geben wird, um Konsolenbesitzer mit den gegenwärtigen Spielautomaten gleichziehen zu lassen?

AM2: Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nichts über die Zukunft der Virtua Fighter-Serie sagen.

Eurogamer: Wenn wir schon über Automaten sprechen, gibt es bei der Portierung auch Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen, um den Vorlieben der Spieler gerecht zu werden? Warum denkt Ihr, gibt es solche Unterschiede überhaupt?

AM2: Sicher, es gibt diese kulturellen Unterschiede von Region zu Region. Zum Beispiel was gerade angesagt ist. Aber als japanischer Entwickler kriegen wir diese Informationen von unseren Tochtergesellschaften, die uns auf dem Laufenden halten. Außerdem vergessen wir natürlich nicht, andere Länder zu besuchen und uns ein Bild zu machen.