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Wanted: Weapons of Fate

Schuldiges Vergnügen

„Wanted“ löste im Kino bei mir Emotionen aus, die ich zuvor schon bei Zack Snyders Interpretation von „300“ genießen durfte. Ich zitiere hier einfach mal zwei Kritiken zu dem Film und ich verrate schon jetzt, dass ich beiden zu hundert Prozent zustimme. Todd McCarthy vom Variety fand, dass „Wanted Dich vom Start weg in die Lehnen des Sessels drückt und das über die ganze Strecke durchhält“, während Peter Bradshaw vom englischen Guardian es eher so sah: „Es sieht aus, als hätte ein Komitee aus 13-jährigen Jungs, die Geschlechtsverkehr noch für einen Mythos halten, es geschrieben und das filmische Resultat läuft ab wie eine Propagandasendung der Partei der Frauenhasser.“ Wobei er natürlich Angelina Jolie ausnimmt, denn offensichtlich spielt sie einen Mann. Aber nicht streiten, Jungs. Ihr habt beide Recht.

Selten zuvor waberte so viel infantiler Mist über den Screen, der gleichzeitig dermaßen diebischen Spaß erzeugte. Und selten zuvor hatte ich derart den Eindruck, den Zusammenschnitt eines technisch aus der Zukunft gefallenen Action-Games zu gucken. So wie „300“ ein animiertes, 90 Minuten langes Heavy-Metal-Cover auf die Leinwand brachte, scheint „Wanted“ ein Action-Game zu sein, das einen im Kinosessel reflexartig nach WASD suchen ließ, während die rechte Hand den Cola-Becher als Mausersatz auf der Lehne herumschubste.

Dass man nicht drei Wochen vorher den Plot in einem vermurksten Videospiel erfahren konnte, dem offensichtlich noch drei Monate Feintuning fehlten, kann man schon mal den Schweden von GRIN (Bionic Commando Rearmed) hoch anrechnen, bevor auch nur ein erster Blick auf Wanted: Weapons of Fate fiel. Offenbar setzt bei den Umsetzungen von Filmen doch ein Lernprozess ein und statt einfach die gerade auf DVD abgelaufene Geschichte noch einmal aufzukochen, spinnt das Spiel sie keck und nahtlos weiter.

Wanted: Weapons of Fate - Gameplay

Wenige Stunden, nachdem Wesley Gibson den Film zu einem Ende führte, erwacht er im Spiel in dem selben Sessel, den man auf der Leinwand sah. Es blieb ihm also nur eine denkbar kurze Verschnaufpause, bevor er wieder in die Halbwelt seltsamer Assassinengilden und mystischer Widersacher abtauchen muss. Und natürlich fliegen sofort wieder die Kugeln.

Das Markenzeichen des Films bestand in der Physik verbiegenden Eigenschaft der Superattentäter, mittels Armstreckung und kurzer Lockerung des Handgelenks einen Schuss so abzulenken, dass die Kugel die Wegbahn einer Bananenflanke nimmt und sich aus einem unmöglichen Winkel in einen eigentlich gut deckten Kontrahenten bohrt. Die Erklärung, warum das möglich ist, lassen wir mal außen vor, es würde nur zurück zum Infantil-Teil des Films führen. Belassen wir es dabei, dass es wahnwitzig cool kommt.

Diese Curve-Bullet getaufte Technik werdet Ihr natürlich auch im Spiel finden und sogar recht frei jenseits von Quicktime-Special-Events einsetzen. Verfügt Ihr über genug Adrenalin, das mal wieder als Erklärung aller Zeitlupeneffekte herhält, dürft Ihr mittels des rechten Sticks eine lenkbare Kurve dirigieren, die die Flugbahn des Projektils zeichnet. Sobald Ihr eine Bahn findet, die unmittelbar zum Ziel führt, verfärbt sich der Bogen von rot zu weiß und mal mit, mal ohne Zeitlupen „Bullet Chase Superspecial“-Effekt landet Ihr einen Treffer, der die Gesetze der Physik Lügen straft.

Wanted: Weapons of Fate – Assassin Time

Während der Adrenalin-Phase erlaubt Euch ein einfacher Tastendruck aus der Deckung zu huschen und nicht nur die Gegner unter Feuer zu nehmen, sondern sogar deren schon gestartete Geschosse. Natürlich dürft Ihr auch ausweichen, aber der Coolness-Bonus, die Kugel selbst zu stoppen, liegt natürlich weit darüber.

Das System macht einen gut steuerbaren und sehr zielgenauen Eindruck, vermittelt aber nicht viel von irgendwelchen besonderen Künsten bei der Beherrschung der Spielmechanik. Es funktioniert so gut, dass es derzeit mehr wie eine Taktik erscheint, ein paar billige One-Hit-Kill-Wunder zu landen. Spätestens sobald Ihr die Multi-Target-Kugel als Spezialfertigkeit auspackt und mit einer Bewegung bis zu vier, teilweise gedeckt stehende Feinde niederstreckt, beginnt die Grenze zwischen spielerischer Edge und Cheaten zur verwischen. Ob sich das für das ganze Spiel bewahrheitet, lässt sich anhand der zur Verfügung stehenden Vorschau-Version noch nicht sagen, so dass man abwarten muss, wie es sich im kompletten, endgültigen Leveldesign entfaltet.