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Wolfenstein

Der sich den Wolf rennt

Abgesehen von Wolfsheinis und Widerstandskämpfern ist Isenstadt leer und wirkt deshalb etwas leblos. Und wie der anfangs prima eingeführte Held bleiben die anderen Charaktere in der Folgezeit eindimensional. Deshalb juckt es kaum, was mit ihnen geschieht. Da haben ja Slicks mehr Profil!

Apropos Reifen: Fahrzeuge darf Blazkowicz keine nutzen. Lediglich Geschütze unterschiedlicher Ausprägung. Das ist dann fast ein einen Tick zu viel alte Schule. Und noch eine letzte Frage nach Glaubwürdigkeit: Welcher Schwarzhändler oder Boss eines streng geheimen Geheimbunds ist bitte so dämlich, neben seine Eingangstür einen fetten, roten Totenkopf beziehungsweise eine riesige gelbe Sonne zu pinseln, damit ihn auch jeder Depp findet? Antwort: in Isenstadt alle.

Dass Wolfenstein letztlich doch die Kurve kriegt und Spaß macht, liegt zum einen an der furiosen Action, die es nach einem eher verhaltenen Start generiert. Wer schnörkelloses Ballern liebt und sich gern von einem zum anderen fetten Obermotz hangelt, bekommt rund acht bis zehn Stunden lang ordentlich Adrenalin. Je nachdem, wie viel Zeit er auf das Suchen von Geheimdokumenten, Büchern und Gold verwendet. Das ist nötig, um Waffen bei Schwarzhändlern mit Zielfernrohren, größeren Magazinen und ähnlichen Dingen aufzumotzen.

Die Elitekämpferinnen aus dem Vorgänger sind wieder mit von der Partie. Hier eine der Damen im Fadenkreuz.

Außerdem kommt auch für den Helden Magie ins Spiel: Herr Blazkowicz schleppt nicht nur bis zu acht Schießeisen gleichzeitig mit sich rum – wobei ich gar nicht wissen möchte, wo beispielsweise die Panzerfaust steckt – sondern zudem eine Art „Bei der Macht von Grayskull, ich habe die Kraft!“-Dingens. Hier in Form eines Amuletts, das vier außergewöhnliche Fähigkeiten verleiht und regelmäßig aufgeladen werden muss.

Die Schleier-Funktion des Zauber-Emblems versetzt euch für kurze Zeit in eine Art Paralleldimension. Während dieser Phase lauft ihr zum Beispiel doppelt so schnell, seht geheime Wege durch Mauern, nutzt eigentlich unsichtbare Leitern und entdeckt bei stärkeren Gegnern etwaige Schwachpunkte. Die Kraft Zeitdehnung verlangsamt alles um euch herum, sodass ihr unter anderem gefahrlos durch zuschnappende Fallen huschen oder über unter den Füßen wegbröselnde Brücken rennen könnt. Der Schild, intelligente Menschen mögen es vielleicht bereits mutmaßen, hüllt das Alter Ego in ein schützendes Feld, während der Verstärken-Modus die Durchschlagskraft von Geschossen erhöht, sodass es Blazkowicz möglich ist, durch Energiebarrieren zu schießen.

Schleier-Fähigkeiten kann Blazkowicz ebenfalls ausbauen. Insgesamt präsentiert sich das Upgrade-System somit als nette Dreingabe. Dasselbe gilt übrigens für den Mehrspieler-Bereich. Dieser bietet mit den Modi „Team Deathmatch“ und den zwei missionsbasierten Varianten „Ziel“ und „Stoppuhr“ acht Karten sowie den Klassen Soldat, Sanitäter und Technikern nichts Weltbewegendes, aber ordentliche Unterhaltung.

Es warten diverse Level-Bosse, die alle ordentlich eindrucksvoll aussehen – hier mal nur ein Beispiel.

Doch zurück zum wichtigeren Solo-Part: Hier sorgen auch die Szenarien für Abwechslung. So turnt ihr unter anderem draußen in der Pampa, in einem Hotel, Krankenhaus, einer Burg und in einem Zeppelin herum. Der zugehörigen Hintergrundstory den Tiefgang eines Arthouse-Films anzudichten, verbietet sich natürlich. Doch darüber soll sie vermutlich gar nicht verfügen - man könnte die Geschichte schlicht wolfensteinig nennen. Was ja auch eine Art der Auszeichnung ist.

Angesichts des großen Namens ist im Fall von Wolfenstein die Erwartungshaltung entscheidend. Ich habe die Pobacken zusammengekniffen und die designbedingte Moorhuhnjagd zwischen den eigentlichen Aufträgen wie ein Mann ertragen. Geändert hat die Flennerei natürlich nichts. Dafür bekam ich ordentlich Action und war positiv überrascht, dass die Waffen des Herrn B. nicht wie so oft nur Staffage, sondern je nach Gegner und Situation auch sinnvoll und unterschiedlich einsetzbar sind.

Auf leicht taktisches Obermotz-Geplänkel stehe ich darüber hinaus ohnehin. Und weil alte Männer es oldschool mögen, stört mich selbst die eher durchschnittliche Optik null. Einige Effekte sind nämlich trotzdem nett. „Erfreuen Sie sich an Kleinigkeiten, Herr Fränkel“, sagt mein Therapeut immer, wenn er mir nach dem Freigang abends die Ledermaske wieder umschnallt. Entsprechend habe ich mich mehrfach dabei ertappt, dass ich mich bei Wolfenstein unter tropfenden Stellen postierte, weil das Wasser so schön vom Monitor perlt. Kein Witz!

Wolfenstein ist ab sofort für PC, PlayStation 3 und Xbox360 erhältlich.

7 / 10

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