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Aspire: Ina's Tale ist ein hinreißender Puzzle-Hüpfer für kalte Couch-Tage

Im Indie-Platformer von Wondernaut Studio führt ihr eine junge Priesterin durch die Rätsel-Ebenen eines fantasievollen Turms und das ist wunderhübsch anzusehen.

Es müssen ja nicht immer die ganz großen, actiongeladenen, lauten Spiele sein. Gerade in der kalten Jahreszeit finde ich haben eine warme Decke, ein Heißgetränk und ein kleiner Indie-Geheimtipp ohne 100 Spielstunden oft nicht weniger Reiz. Selbst wenn sie einen extrem nichtssagenden Titel haben? Aspire: Ina's Tale von Wondernaut Studio ist nämlich einfach mal kein riesiges Gaming-Epos, sondern ein kurzes, aber bildhübsches Platformer-Spiel und ein klitzekleiner Augenschmeichler für zwischendurch.

Der Name ist nicht immer Programm

Und das ist in diesem Fall gut so, denn ein Spiel mit dem Titel Aspire: Ina's Tale würde einem vielleicht nicht sofort im Gedächtnis bleiben, das detailreiche, musikalisch perfekt eingerahmte Design mit leichtem Origami-Touch dafür eher - da rückt die bittersüße Erzählung beinahe in den Hintergrund. Aber trotzdem einmal von vorne, worum geht es eigentlich in Aspire? Die Frage ist entweder sehr leicht oder sehr kompliziert zu beantworten.

Fassen wir es kurz: Ein junges Mädchen namens Ina, eine Priesterin, die auch "Das Herz" genannt wird, erwacht aus einem unendlich langen Schlaf in einem fantasievollen Turm. Schnell wird allerdings klar - sie ist in der düsteren Verlies-Ebene gefangen. Also sucht sie nach einem Ausweg, versucht ihre Vergangenheit zu ergründen, trifft ein paar eigenartige Personen auf dem Weg und muss komplizierte Puzzles und gefährliche Monster überstehen.

Zwischen Glitzerstaub und Ruinen erwacht Hauptfigur Ina im fantasievollen Turm

Dabei geht es natürlich auch um Selbsterkenntnis und Mut und Verantwortung und einige philosophische Fragen mehr... fast hätte ich "und lauter so ein Kram" gesagt, das soll jetzt aber auf gar keinen Fall abwertend klingen! Ich mag tiefgründige Themen, das Poetische von Aspire liegt allerdings weniger in den Texten selbst, sondern mehr in der Kombination aus Optik, Sounds, Musik und Mysterium.

In der Handlung bleiben die philosophischen Themen eher bei geheimnisvollen Andeutungen und das ist okay. Mich muss ja nicht jedes Spiel völlig zerstört und verändert zurücklassen, es darf auch einfach mal leicht sentimental die Fantasie anregen und das schafft Aspire. Es gibt deutlich mehr Bild als Text und viele Elemente im Spiel werden extra nicht "übererklärt", worauf man sich dann selbst einen Reim machen darf.

Selbst im düsteren Kerker gibt es für Ina Lichtblicke in Form von Kristallen und kleinen Lichtgeistern

Vertont sind die Texte nicht - nicht richtig zumindest, denn Geräusche geben sie von sich, der Echoeffekt gibt den Klängen dann noch einen magischen, geheimnisvollen Touch. Zum sanften, etwas melancholischen Soundtrack kann man sich dann perfekt in eine arme Decke mümmeln und in die geheimnisvolle Welt entführen lassen.

Große Augenweide voller kleiner Rätsel

In Sachen Gameplay erfindet Aspire das Rad eher nicht neu, die bekannten Mechaniken macht der Hüpfer allerdings gut. Die Hauptfigur mit dem langen, roten Haarschopf läuft und springt darin durch 2D-Levels, zieht Hebel, verschiebt Kisten und klettert an Seilen hoch, um sich einen Weg durch den Turm zu bahnen.

Auf dem Weg gibt es viel zu tun, denn mithilfe kleiner Lichtpunkt-artiger Geister, verschiedener Maschinen, Kletterlianen oder Kisten gilt es zahlreiche verschiedene Puzzle-Mechanismen zu lösen. Aber Vorsicht: In den Abgrund hüpfen bedeutet natürlich den Tod, von stacheligen Wolfsmonstern erwischt tut Ina auch nicht so gut.

Die Art der Puzzle-Aufgaben ändert sich zwischen den Ebenen auch etwas, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Man beginnt im düsteren Verlies, das von Maschinen, grauem Stein und glitzernden, violetten und türkisen Kristallen geprägt ist. Gerade wenn man beginnt, sich ein wenig an dieser Umgebung sattzusehen (ich gebe es zu, ich habe die Kontraste aus glitzernden Steine und düsteren Schrotthalden so genossen, ich hätte es auch noch länger ausgehalten), geht es dann aber an die Oberfläche mit goldenem Sonnenlicht, grünen Bäumen, Blüten im Wind und rauschenden Wasserfällen - richtig malerisch!

An einer Stelle hatte ich allerdings schwer zu knabbern und das bis kurz vor dem Ragequit. Das lag nicht etwa an den Rätselketten selbst, im Gegenteil: die lassen einen zwar etwas knobeln, aber auf richtig angenehme Art. Das Gehirn hat etwas zu tun, ohne dass man sich die Zähne ausbeißt. Ich meine eher einen Jump-and-Run-Part in der Verlies-Ebene, der mich fast in den Wahnsinn getrieben hätte.

Der Kontrast zwischen Licht und Dunkel spielt in der Grafik von Aspire: Ina's Tale eine große Rolle

Gefühlt 1000 Mal sprang meine Ina auf der Flucht vor einem Monster kurz oder war einen Tick zu langsam. An dieser einen Stelle musste aber einfach ALLES perfekt laufen, um sie zu schaffen.

Gut, es kann sein, dass ich darin auch einfach schlecht bin - bei Jump and Run bin ich weder besonders geschickt noch besonders geduldig. An ein paar Haare-rauf-Stellen kam mir die gute Ina trotzdem ein wenig schleppend vor - mehr Fitness wäre vielleicht ein super Neujahrsvorsatz für die Gute (schrieb sie, faul auf der Couch sitzend). Dieses Level war aber ein Ausnahmefall in einem sonst reibungslosen Puzzle-Game, das vielleicht mit weniger abgenutzten Joycons (oder geschickteren Händen) auch besser klappt.

Ein nettes Feature ist auch, dass ihr Checkpoints im Spiel noch neu laden und "besser" wieder versuchen könnt. Das ist sicher klasse für Achievement-Freunde, zu denen ich definitiv nicht gehöre, aber es soll ja Leute mit Ehrgeiz geben. Ich bin meistens schon froh, wenn ich ein Spiel überhaupt mal durchspiele und da kommt mir so etwas wie Aspire gerade recht: Endlich mal ein Spiel, das nicht Jahre meiner Lebenszeit in Anspruch nimmt und mir dafür immer wieder ein "ahhh, wie schön!" entlocken kann.


Falls ihr also auch Lust auf eine hübsche, stimmungsvolle kleine Puzzle-Auszeit habt, gibt es den Indie-Platformer Aspire: Ina's Tale von Wondernaut Studio für PC, Xbox und Switch.

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