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Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall, Episode 2 - Test

Vollendet? Ja. Vollkommen? Nein.

Der zweite Teil des Kickstarter-Doppels gewinnt dank besserer Rätsel, die Handlung zieht an und auch am Fan-Service mangelt es nicht.

Nach etwas mehr als vier Monaten darf ich gemeinsam mit George Stobbart und Nicole Collard einen Schlussstrich unter das Kickstarter-Adventure Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall ziehen (auch bekannt als 'Broken Sword: The Serpent's Curse'). Was als Raubmord in einer Pariser Kunstgalerie begann und nach fünf Stunden als Cliffhanger auf dem Dach eines brennenden Hauses endete, mündet nun nach weiteren drei bis fünf Stunden in einem etwas gestelzten Finish, irgendwo zwischen Indiana Jones' letztem Kreuzzug und Dan Browns Sakrileg - nur leider nicht so spannend.

Wer den ersten Part bereits abgeschlossen auf seiner Platte hat, benötigt nur ein kostenloses Update, um dann mit dem letzten Speicherstand nahtlos zu Ende spielen zu können. Falls ihr das Spiel zum ersten Mal startet, werdet ihr von der Episodenaufteilung kaum etwas bemerken. An der Schnittstelle gibt es einen kurzen Monolog von Stobbart im Off, in dem er die vergangenen Ereignisse zusammenfasst, dann steht ihr auch schon in Katalonien und dürft euch wieder ins Abenteuer um Verschwörungen, Gnostiker, Kriegsverbrecher, Kreuzzüge und den Teufel stürzen. Mehr zu verraten wäre gespoilert. Außer vielleicht: Ja, die Ziege ist wieder da. Fans werden wissen, was ich meine.

Die Schauplätze wurden wie zuvor liebevoll gezeichnet. In Standbildern schauen auch die Figuren nicht übel aus. Erst wenn Bewegung ins Spiel kommt, wirken die Animationen hölzern.

Die Kritikpunkte aus meinem Test der ersten Episode bleiben bestehen, wobei kleinere Justierungen der Bildschirmauflösung und des Interface den Titel jetzt auf großen Bildschirmen besser zur Geltung bringen. Umso mehr vergällen mir die in 3D animierten Figuren mit ihren hölzernen Bewegungen die Aussicht auf die liebevoll handgemalten Hintergründe. Auch wenn für mich die Rätsel bei einem Adventure im Vordergrund stehen, stört mich der auffällige Kontrast zwischen Figuren und Schauplätzen.

Schneller. Schneller! Schneller, verdammt!!!

Gelegentlich verhalten sich die Helden und Schurken zudem umständlich bis idiotisch, weil das Drehbuch sonst implodieren oder die Rätsel nicht funktionieren würden. Da bleiben trotz vehementer Klicks praktische Werkzeuge ungenutzt liegen, für die man später Stobbarts Oma verkauft hätte, während völlig sinnlose Gegenstände anstandslos ins Inventar wandern. An einer Stelle übersieht der Erzschurke des Spiels nicht nur eine offene Geheimtür in der Wand hinter ihm, er überhört dankbarerweise auch den dort "versteckten" Stobbart, der - vermutlich wegen mangelhafter Angaben im Skript - seine Kollegin Nico anbrüllt statt zu flüstern.

Kabelsalat verputzt Stobbart zum Frühstück!

Die Helden von Baphomets Fluch gehen mir sowieso auf den Zeiger. Selbst in Momenten größter Gefahr schlendern George „Lahmarsch" Stobbart und Nico "Catwalk" Collard in aller Seelenruhe von Klick zu Klick. Nicht dass die anderen Figuren es besser machen würden. Keine der gähnend langen Animationsphasen oder Bildübergänge lässt sich abkürzen. Die Dialoge werden durch übertriebene Sprechpausen in die Länge gezogen. Da sich viele der Rätsel nur durch häufige Wiederholung ertüfteln lassen, werden solche Verzögerungen in ihrer Summe wahnsinnig schnell nervig.

Schade ist außerdem, dass der zweite Part von „Der Sündenfall" auffällig linear geraten ist. Man muss nur noch sehr selten zwischen den Bildern springen, um die Rätsel eines Abschnitts zu lösen. Meist verweigert sich Stobbart, sobald ihr auf einen rückwärts gewandten Übergang klickt. Nach dem Motto: "Wir sind schon so weit, wir können jetzt nicht zurück gehen". Es gibt auch keine Übersichtskarte mehr, um zwischen verschiedenen Schauplätzen zu springen. Situationen, während der ihr die Kontrolle von Nico übernehmt, lassen sich an einer Hand abzählen. Vermutlich wollten die Autoren das Abenteuer zum Schluss hin nicht unnötig ausufern lassen, doch nun wirken die Rätsel - zumindest räumlich - arg eingeschränkt.

Wobei ich bei aller Kritik dem Spiel in seiner Kernkompetenz "Puzzle" ein Kompliment machen muss. Die Rätsel sind, verglichen mit dem ersten Part, ausnahmslos kniffelig. Manchmal müsst ihr euch mit schierem Fleiß durchboxen, wenn codierte Telegramme entschlüsselt werden wollen oder eine Steintafel mit kryptischen Symbolen übersetzt werden muss. Dann wieder kommt ihr nur durch die typische Adventure-Logik weiter, nach der sich marmeladenbeschmierte Kakerlaken als Reperaturdrone einsetzen lassen oder Aftershave und Holzspäne Weihrauchduft erzeugen. Oft hilft aufmerksames Mitschreiben von Schlüsselinformationen während der Gespräche, manchmal kommt ihr nur durch ein feines Gespür für religiöse Symbolik und mehrdeutige Worte weiter. Ein, zwei Rätsel ließen sich auch durch stures Ausprobieren lösen, ansonsten waren alle Puzzles zu anspruchsvoll für plumpe Hauruck-Ansätze. Wenn alle Stricke reißen, greift euch die vorbildlich abgestufte Hilfefunktion unter die Arme.

Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall Episode 2 - Launch-Trailer

Dank seiner starken Rätsel wetzt der Schlusspart von Baphomets Fluch 5: Der Sündenfall die Scharten des ersten Teils ein wenig aus. Das Gesamtwerk von nunmehr zehn Stunden hinterlässt bei mir trotzdem einen unrunden Eindruck. Die Inszenierung hätte sehr an Dynamik und optischer Pracht gewonnen, wenn man konsequent auf die hölzern in 3D animierten Figuren verzichtet hätte - wobei handgezeichnete Helden natürlich mit dem Budget eines Kickstarter-Projekts schwer zu realisieren sind. Die Handlung glänzt durch eine toll recherchierte Basis mit Dan-Brown-Qualitäten, schwächelt aber gelegentlich durch allzu gestellt wirkende Szenen oder Logikschnitzer. Der Humor wirkt manchmal ein wenig bemüht, doch ein paar Gags rangen mir einen Lacher ab ("Mord rufen und des Krieges Zieg' entfesseln"). Die vielen Anspielungen auf die Vorgänger und Gastauftritte bekannter Figuren werden treue Fans freuen - die natürlich längst zugegriffen haben. Aber auch wer "nur" ein solides Adventure mit anspruchsvollen Rätseln sucht und sich dabei nicht an den lahmen Animationen stört, sollte einen Blick riskieren. In dieser Hinsicht kann man dem neuen Baphomets Fluch keinen Strick drehen.

7 / 10

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