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BattleForge

Strategie im Sammelwahn

Auf dem Spielfeld geht es recht übersichtlich zu. In einer gelungenen bunten, aber auch sehr zweckdienlichen Grafik werden die Einheiten samt ihrer Spezialfähigkeiten aus dem Kartendeck mit simplen Kommandos über das Spielfeld gejagt. Speziell große Monster begeistern durch ihr gefälliges Design und geschmeidige Animationen. Einfache Einheiten bestehen dagegen aus zu wenigen Polygonen. Sie sind, wie auch die Umgebung, schlicht unspektakulär. Optisch im Vergleich zur Konkurrenz höchstens mittelmäßig, dafür ressourcenschonend und auch auf älteren Systemen lauffähig.

Benötigt Ihr Nachschub, ein unterstützendes Gebäude oder einen mächtigen Zauber, landet eine Karte aus dem Deck in der Nähe einer befreundeten Einheit und wird als 3D-Modell/Zaubereffekt wiedergeboren. Immer vorausgesetzt, Eure frisch eroberten Generatoren liefern genug Energie und Ihr habt die entsprechenden Elementar-Monumente eingenommen. Die Position dieser Gebäude ist festgelegt, welches Element sie besitzen, könnt Ihr selbst bestimmen. Stärkere Karten können nur ausgespielt werden, wenn Ihr mehrere Monumente der vorgegebenen Elementarkräfte besitzt.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Benommenheit Eurer Figuren nach der Beschwörung. Damit Ihr nicht einfach eine einzelne Einheit in die gegnerische Basis schickt und dann tonnenweise Nachschub herbeizaubert, ist jede Einheit kurz benommen, wenn sie erscheint. Sie besitzt nur die Hälfte ihrer Lebenspunkte und kann keine Spezialfähigkeit einsetzen. Diese Sonderfunktionen sorgen neben einem komplexen Schadens- und Rüstungssystem für die Spieltiefe des anfänglich noch sehr einfach strukturierten Gameplays.

Unterstützende Fähigkeiten, Heileffekte, Spezialattacken und verschiedene Angriffsmodi verwandeln den Titel nach einer zu Beginn eher mageren Angelegenheit in ein recht anspruchsvolle Herausforderung. Insbesondere im Mehrspieler-Modus entstehen packende Kämpfe, auch wenn ihnen die Wucht eines Dawn of War II oder Empire: Total War abgeht.

Erst fallen die Heiler, dann dieser mächtige Titan.

Auch die Missionen gewinnen im Laufe der Zeit immer mehr an Tiefe. Ihr müsst Konvois beschützen, Monumente einnehmen, um einem Zauberer die Energie zu rauben, und Stellungen gegen eine anstürmende Monsterhorde verteidigen. Ohne richtigen Story-Support verschenken die „Kampagnen“-Missionen zwar viel Potenzial, werden aber speziell im Team kaum langweilig.

Bis zu vier Spieler müssen im Co-Op zusammenarbeiten. Bestes Beispiel: Gemeinsam gilt es, einen gewaltigen Endgegner auszuschalten, der von vier Heilern gedeckt wird. Nur wenn Ihr diese in einen Nahkampf verwickelt, wird der monströse Titan verwundbar. Mit einer Kombination aus Titanen, Fernkämpfern und einer dicken Portion Heilzauber lassen sich die Monster in die Knie zwingen. Gewährt Ihr ihnen zu viel Freiraum, heilen sie automatisch ihre Genossen und das Spiel beginnt von vorne. Leider funktioniert hier die KI der Gegner nur suboptimal. Der Obermotz greift manchmal erst an, nachdem Ihr seine komplette Unterstützung niedergemacht habt. Oft könnt Ihr auch Gegnern mit Belagerungseinheiten schon auf weite Entfernung Schaden zufügen, ohne dass diese reagieren. Unnötig.

Für einen höheren Schwierigkeitsgrad könnt Ihr diese Missionen auch mit weniger Leuten starten. Der Anspruch steigt dadurch gewaltig und die Verteidigung Eurer Basis wird zu einer Sisyphos-Aufgabe. Denn auf Eurem Weg durch die Level bleiben Generatoren und Monumente zurück, die durch die ständigen Gegnerwellen bedroht werden. Erst wenn Ihr die entsprechenden Produktionsgebäude niedergemacht habt, gibt es zumindest zeitweise Ruhe. Spätere Missionen sind aber auch zu viert knackig schwer und fordern selbst Profis alles ab.

Diese einfache Mauer müsst Ihr mit Eurem Leben beschützen.

Für echte Sammelkarten-Experten dürfte der Vs.-Modus interessant sein. Trotz der Möglichkeit, sich ein gutes Deck zusammenzukaufen, sorgt erst die Spielpraxis für die nötige Zusatzpower. Gut betuchte Spieler haben also keinen wirklichen Vorteil. Denn nur wenn Ihr Co-Op-Missionen erfüllt, könnt Ihr Euch Upgrades und BattleForge-Gold erarbeiten, die Eure Standardkarten in echte Matchwinner verwandeln. Seid Ihr dann mit der Kombination zufrieden, dürft Ihr Euch in die Arena stürzen, in der es beinhart zur Sache geht.

Geschickt müsst Ihr Eurem Gegner Monumente abnehmen und Generatoren klauen, um schnell einen Vorsprung zu erhaschen. Schon in der Anfangsphase ist eine schnelle Reaktion und eine gute Taktik ausschlaggebend. Ihr müsst Euch entscheiden, ob Ihr Eure ganze Energie in eine schlagkräftige Truppe steckt oder lieber so viele Generatoren wie möglich baut. Durch die 200 Karten gibt es nahezu unendlich viele Kombinationen. Dazu noch ein hervorragendes Balancing, das Versprechen, weitere Karten nachzuliefern, ein gelungenes Leaderboard und angekündigte Online-Turniere, fertig ist die gelungene Transformation eines Sammelkartenspiels in das Echtzeitstrategie-Genre.

Eins steht fest: EA Phenomic ist es gelungen, Sammelkartenwahn und Echtzeitstrategie-Spiel unter einen Hut zu bekommen. Die beiden Elemente ergänzen sich und machen BattleForge zu einem einmaligen Computerspiel, das Fans beider Lager glücklich machen könnte. Könnte wohlgemerkt, weil es besonders im Bereich Echtzeitstrategie zu viele bessere Alternativen gibt, um die Fans von Company of Heroes, Dawn of War II oder Empire: Total War in die bunte Welt von BattleForge zu entführen. Ohne vernünftige Story, Offline-Modus, moderne Grafik, Physik-Effekte, Deckungsmechaniken und eine stringenten Kampagne werden Hardcore-Fans dieses ungewöhnliche Stück Software wahrscheinlich links liegen lassen. Deshalb bekommt der Titel von mir, als echtem Hardcore-Strategen, auch nur eine gute Note.

Wer sich dagegen für Sammelkarten begeistern kann und sich an dem etwas einfacheren Anspruch der eigentlichen Gefechte nicht stört, bekommt eine ganz andere Spielerfahrung geliefert. Sich gemeinsam mit anderen Sammelwahnsinnigen seinem Hobby hinzugeben und durch die fantastischen Welten von BattleForge zu streifen, wertet das Erlebnis deutlich auf. Fans von Magic und Co. dürfen sofort zugreifen. Eine bessere Umsetzung ihres Hobbys wird ihnen vermutlich in der nächsten Zeit nicht mehr über den Weg laufen.

Battleforge ist exklusiv für den PC erhältlich und nur Online spielbar.

7 / 10

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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