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Battleforge

Goldgrube oder Totgeburt?

Wie Ihr wisst bin ich ein richtig alter Sack – zumindest aus der Sicht eines hyperaktiven E-Sport-Cracks mit 500 Tastatur-Eingaben pro Minute. So alt, dass es in meiner Jugend noch nicht einmal Magic-Karten gab. Stattdessen mussten wir unser Taschengeld mit Captain Future-Klebebildchen, Flugzeug-Quartetts und altmodischen Hörspielkassetten aus dem Fenster werfern. Nicht ganz so spaßig, aber dafür auch nicht ganz so teuer. Als der Sammel-Fluch dann endlich in Deutschland erschien, hatte ich genug mit meiner Pubertät zu tun und kaufte mir nur ein paar Alibi-Päckchen, um mitreden zu können.

Wenn ich mir nun meinen Neffen anschaue, bin ich ganz froh drum. Seine Hardcore-Phase hat er zwar inzwischen hinter sich, aber seine vier Alben mit geschätzten 5000 Karten repräsentieren ca. 2000 Euro, die er seiner Oma aus den Rippen geleiert hat. Dazu noch andere Karten-Systeme, Millionen Leidensgenossen und Hunderttausende Computer, dann versteht man, warum EA Phenomic sich dazu entschlossen hat, bei Battleforge genau auf diese Sammelleidenschaft zu setzen. Insbesondere die Kombination aus virtuellen Karten und Echtzeitstrategie-Spiel sieht zumindest auf dem Papier wie eine gewaltige Goldgrube aus, die sich nun in der Beta nahezu in ihrer ganzen Pracht präsentiert.

Die namensgebende Forge, in der Ihr Eure Karten in Form von Monstern, Gebäuden und Zaubern ausprobieren könnt, stellt die zentrale Anlaufstelle für alle Spieler dar. Hier werdet Ihr unsanft in die Spielerfahrung geworfen, die momentan nur mit einem sehr rudimentären Tutorial auskommen muss. Auch der Shop wurde noch nicht vollkommen integriert. In der aktuellen Version steht Euch kostenlos ein bestimmtes Buget für Booster-Packs zur Verfügung, mit denen Ihr Euer breites Taktik-Spektrum ständig erweitern könnt. Doppelte Karten können entweder zum Upgrade vorhandener Karten genutzt oder in einem Ingame-Aktionshaus weiterverkauft werden.

In der Forge könnt Ihr Decks ausprobieren und gegen andere Monster antreten lassen.

Die eigentliche Gefechte finden auf einer Weltkarte statt. Diese beherbergt die verschiedenen CoOp-Missionen, die Euch die Story näher bringen und Euch wichtige Erfahrungspunkte liefern. Bis zu vier Spieler können versuchen, den Computer nieder zu ringen und mächtige Endgegner zu besiegen. Abseits dieser recht einfachen Kampagne dreht sich alles um die gewaltigen Vs.-Gefechte, die in kleinen Arenen, auf gewaltigen Schlachtfeldern und in allen möglichen Spieler-Kombinationen ausgetragen werden.

Doch bevor Ihr in den Kampf zieht, müsst Ihr ein Deck zusammenstellen. Dieses wird einfach per Pull'n'Drop in die Forge geworfen und besteht aus den vier Elementen Natur, Eis, Schatten und Feuer. Wichtig: Nicht jede Kombination funktioniert. Neben den normalen Energiekosten, die durch Generatoren wieder hereingeholt werden, erfordert jede Karte auch eine bestimmte Anzahl von Monumenten. Diese speziellen Punkte auf den Mehrspieler-Schlachtfeldern müssen wiederum einem Element zugeordnet werden, das sich entscheidend auf Eure Spielweise auswirkt.

Jeder Karte wird eine von vier Stufen zugeordnet. Um sie aus zu spielen, benötigt Ihr die gleiche Anzahl an Monumenten. Manche Karten, wie der grüne Drache benötigen dazu drei Natur-Steine, andere wie der Colossus nur eines. So könnt Ihr andere Elemente einstreuen und Euer Lategame erweitern. Durch die enorme Anzahl an Karten sind die taktischen Möglichkeiten nahezu unendlich. Ihr könnt selbst bestimmen, in welcher Tech-Stufe Ihr besonders schlagkräftig sein wollt, ob Ihr mehr auf Gebäude, Angriffszauber oder Kreaturen setzt. Die Vorbereitung ist so genauso entscheidend, wie der eigentliche Kampf.

Abwechslung im Missionseinerlei: Hier müsst Ihr eine Burg verteidigen.

Habt Ihr genug in der Forge herumgespielt, simulierte Gefechte ausgetragen und Euer Deck gespeichert, geht es endlich zur Sache. Auf der Weltkarte stehen verschiedene Stationen einer äußerst dünnen Geschichte zur Verfügung, die sich um böse Götter, verzweifelte Kämpfe und fragile Verteidiger rankt. Ohne Zwischensequenzen, eine vernünftige Strukturierung und wiedererkennbare Charaktere verkommen die Gefechte gegen den Computer zu einer unspektakulären Nummernrevue. Man merkt der Kampagne an, dass sie nur als schmückendes Beiwerk fungiert und Euch auf den Multiplayer vorbereiten soll.

Auch die Grafik der Einheiten ist bewusst einfach gehalten. Während die moderne Strategie-Konkurrenz auf Hunderte Polygone und detaillierte Texturen setzt, erinnert die Grafik von Battleforge mehr an die guten, alten Zeiten eines WarCraft 3. Gerade die kleineren Figuren sehen in der höchsten Zoom-Stufe wenig beeindruckend aus, erst wenn man näher heran geht, überzeugen sie durch ein gelungenes Design. Ganz anders sieht es dagegen mit den Giganten aus, die sich auf den farbenprächtigen Fantasy-Karten die Köpfe einschlagen. Die massiven Muskelberge sind nicht nur hervorragend animiert, sondern überzeugen auch mit prächtigen Spezialeffekten. Egal ob ein fieser Schattenritter, ein gigantischer Maya-Tempel auf vier Beinen oder Magma-Monster, umso größer die Einheit, desto mehr macht es Spaß, sie beim Kampf zu bestaunen.

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Kristian Metzger

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