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Black Mirror: Mit einer Tasse Tee und einer Wolldecke die wohlig-gruselige Atmosphäre genießen

Martin Kreuch und Jan Theysen im Gespräch über den Reboot.

Wer heutzutage den Namen Black Mirror hört, denkt vermutlich zuallererst mal an die Netflix-Serie. Nicht, dass das nicht in Ordnung wäre, denn die ist ziemlich gut und ihr solltet sie euch unbedingt mal anschauen. Aber es gab da ja auch noch eine gleichnamige Spielereihe, von der zwischen 2003 und 2011 drei Teile veröffentlicht wurden. Beides hat miteinander nichts zu tun, spielerisch ist Black Mirror nun aber ebenfalls wieder im Gespräch, denn aktuell werkeln THQ Nordic und das deutsche Entwicklerstudio King Art gemeinsam an einem Reboot, das einige Jahrzehnte vor dem ersten Teil der Reihe spielt.

Damit setzen beide Unternehmen ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort, denn gemeinsam veröffentlichte man bereits die beiden Adventures The Raven und The Book of Unwritten Tales 2: "Wenn es also darum ging, welches THQ-Nordic-Franchise interessant für eine weitere Zusammenarbeit wäre, war Black Mirror immer ganz oben auf der Liste für beide Seiten", betont THQ Nordics Produzent Martin Kreuch im Gespräch mit Eurogamer.de.

Die Arbeit an einem Reboot hält King Arts Creative Director Jan Theysen unterdessen für deutlich einfacher im Vergleich dazu, "auf Teufel komm raus" einen offiziellen vierten Teil zu entwickeln, der geschichtlich an die ursprüngliche Reihe anknüpft.

"Ein Reboot bedeutet mehr Freiheit, was Gameplay und Story angeht. Wir konnten die Elemente übernehmen, die für den Reboot Sinn gemacht haben, und anderes unter den Tisch fallen lassen. Insofern sehe ich den gewissen Abstand eher als Vorteil", sagt er.

Ein gewisses Maß an Vertrautheit bringt King Art bereits mit, denn damals war das Studio an Black Mirror 2 beteiligt und verlor laut Theysen anschließend die Serie nie so wirklich aus den Augen. Das Studio selbst musste sich übrigens gar nicht zu sehr darum kümmern, denn für Lore, Story und Ablauf waren zwei schottische Autoren sowie ein Autor von THQ Nordic verantwortlich. Gespielt hat man die Vorgänger schon, aber von vornherein bestand das Ziel nie darin, einfach nur ein weiteres klassisches Black-Mirror-Adventure zu machen.

Reboots seien immer ein sensibles Thema, sagt Kreuch, daher hat man sich im Vorfeld genau angeschaut, was die eigentliche Trilogie beliebt machte. Dabei nennt er die Grusel-Atmosphäre, den Detailreichtum der Spiele und das Gothic-Horror-Genre an sich als ausschlaggebende Faktoren.

Gearbeitet wird nun bereits seit rund anderthalb Jahren an dem Projekt. Es entspricht in etwa der gleichen Zeitspanne, die King Art zuvor für die Entwicklung von The Book of Unwritten Tales 2 oder The Raven benötigte: "Black Mirror ist kürzer als diese Spiele, ist dafür aber deutlich aufwändiger in der Inszenierung. Die größte Herausforderung war sicherlich, die an die 100 Cutscenes im Spiel zu entwickeln, zu animieren und zu vertonen", erklärt Theysen.

In puncto Stimmung und Atmosphäre soll der Unterschied zwischen den drei alten Spielen und dem Reboot nicht allzu groß ausfallen. Der Kern des Spiels beschäftige sich immer noch damit, düsteren Geheimnissen einer Familie in einem Schloss auf die Spur zu kommen. Änderungen finden sich eher im spielerischen Bereich, wobei Theysen eher Spiele wie Life is Strange oder Until Dawn statt der klassischen Adventures als Vorbilder nennt.

Wenn man gewisse Dinge aus den Vorgängern ändert oder andere gar streicht, hat das ihm zufolge nicht notwendigerweise etwas damit zu tun, dass sie den Entwicklern in den früheren Teilen nicht gefielen, vielmehr gehe es um die Modernisierung des Gameplays.

Theysen dazu: "Es geht ja nicht immer um den persönlichen Geschmack, sondern auch darum, wie man eine Spielserie modern und relevant halten kann. Klassische Point & Click Adventures haben es schwer, sich international durchzusetzen. Wenn man so hohen Aufwand betreibt wie wir bei Black Mirror, muss man schauen, welche Bereiche eines Spiels man vielleicht verändern könnte, um eine größere Zielgruppe anzusprechen. Wenn sich Black Mirror anders spielt als die Vorgänger, dann nicht, weil wir der Meinung wären, die Vorgänger hätten etwas falsch gemacht, sondern weil wir hoffen, mit dem geänderten Gameplay mehr Spieler anzusprechen - und so weitere Black Mirrors produzieren zu können."

Für eine stimmige Atmosphäre will man durch "Schrecken der Psyche im Stil von Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft" sorgen, wie es von offizieller Seite heißt, und nicht etwa durch "Blood und Gore". Letztere sind nach Angaben von Theysen nicht die effektivsten Möglichkeiten, um den Spielern Angst einzujagen. Schlussendlich wolle man die Spieler nicht derart schockieren, dass sie das Spiel beenden. Stattdessen strebe man eine "wohlig-gruselige" Atmosphäre an: "Ein Tee, eine Wolldecke, draußen eine regnerische Nacht und in Black Mirror Castle durch die Gänge streifen. Darauf zielen wir ab."

Wie Kreuch zuvor schon betonte, sind Reboots ein sensibles Thema und bei manchen Spielern schrillen schon automatisch die Alarmglocken, wenn sie dieses Wort hören. Wie will man also Fans der Originalserie mit an Bord holen? Hierbei setzt man laut Theysen darauf, noch immer viele Elemente aus den früheren Spielen zu bieten. Außerdem sei es für die alten Fans nach vielen Jahren die erste Gelegenheit, mal wieder frische Black-Mirror-Luft zu schnuppern. Aber gleichzeitig versichert er, dass Neueinsteiger hier nichts zu befürchten haben. Man will ihnen einen guten Einstiegspunkt bieten, da keine Vorkenntnisse nötig seien.

Blickt man zurück in die Vergangenheit, fuhr die Black-Mirror-Reihe in Deutschland regelmäßig etwas höhere Wertungen ein als auf dem internationalen Markt. Für die Entwickler ist der hiesige Markt zweifellos wichtig, vor allem aufgrund der Beliebtheit von Adventures, aber ignorieren kann man das internationale Geschäft deswegen keineswegs: "Deutschland ist eine Hochburg klassischer Adventures. Viele Point & Click Adventures haben in Deutschland einen Bonus. In anderen Ländern wird das Genre deutlich kritischer gesehen, vielleicht mit weniger Nostalgie. Fakt ist, ein großes Adventure wie Black Mirror lässt sich nicht umsetzen, wenn man es nur in Deutschland verkauft. Wir brauchen den internationalen Markt", erklärt Theysen.

Zuletzt hatte auch Thimbleweed Park wieder Deutschlands Ruf als Adventure-Land verfestigt. Das heißt jedoch nicht automatisch, dass es international schwer möglich ist, solche Spiele zu verkaufen. Theysen zufolge ist dafür vor allem eine gute Qualität entscheidend.

"Einer der Gründe ist glaube ich, dass Deutschland sehr lange 'PC-Land' war und Point & Click Adventures - ähnlich wie Strategiespiele, die ebenfalls in Deutschland besser funktionieren als in anderen Ländern - 'typische PC-Spiele' sind. Die gute Nachricht ist: All diese Punkte, was wird wo gerne gespielt, welches Genre ist beliebt oder nicht, fallen in sich zusammen, sobald ein richtig gutes Spiel erscheint. Vor Pirates of the Caribbean wusste jeder in Hollywood, dass Piratenfilme nicht funktionieren. Um als deutscher Entwickler mit einem 'deutschen Genre' den internationalen Markt zu knacken, muss man erst einmal gute Spiele machen."

Ob Black Mirror diese Qualität bietet und wie der Reboot der Reihe insgesamt gelingt, davon könnt ihr euch ab dem 28. November auf PC, PlayStation 4 und Xbox One selbst überzeugen.

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