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Blaze Atari Mini Arcade und Mini Pong Arcade: Test - Niedliche Hingucker...

... aber das war es dann auch schon.

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Das eine hat zu wenige Spiele, das andere ruiniert die Klassiker mit einer fragwürdigen Designentscheidung, bei beiden fehlen Funktionen.

Nachdem ich sagte, dass ich mir diese beiden Geräte angucken würde und sie mir zugeschickt wurden, sollte ich wohl auch was dazu schreiben. Nun, ich kann sagen, dass ich ein wenig bereue, diese Zusage gemacht zu haben. Weder Blazes Mini Atari, noch ihr Atari Pong sind etwas, für das ich Geld ausgeben würde. Fast egal welche Summe.

Fangen wir mit der roten Atari Mini Arcade an. Erst mal der Preis: 35 Euro sind jetzt nicht die Welt. Aber dann wiederum auch nicht so wenig, dass man es einfach abhaken könnte. Für 35 Euro kann man schöne Sachen kaufen. Die Mini Arcade ist keine davon. Ihr bekommt in der hübsch gestalteten Verpackung ein recht robust wirkendes Mini-Arcade-Wunder, dessen Seiten standesgemäß bunt beklebt sind, ganz wie es sich gehört. Das Atari-Logo prangt stolz vorn drauf und die Tasten fühlen sich beim ersten Anfassen solide und wertig genug an. Das Ding ist zwar leicht, aber man hat schon den Eindruck, etwas ganz Vernünftiges in der Hand zu haben.

Niedlich sind sie ja, ...

Zumindest solange man nicht im Detail darüber nachdenkt. Tut man das doch, wird man sich vor dem Einschalten schon ein paar Fragen stellen. Dazu gehört: Warum steckt der Stick auf einem Steuerkreuz? Das sieht nicht nur seltsam aus, es spielt sich später auch nicht gut, denn die scharfen Ecken des Kreuzes tun jetzt zwar nicht wirklich weh, aber man merkt sie am Finger schon. Schließlich ist der Stick nur einen oder zwei Zentimeter lang, man berührt das Kreuz darunter. Dann hatte die Atari-Konsole nur ein paar Kippschalter und einen einzelnen Button an seinem Stick. Wo sind die Schalter? Warum gibt es vier Buttons? Was geht hier vor.

Nun, die Antwort ist erstaunlich: Die Switches wurden einfach ignoriert. Ihr könnt Centipede mittels der Switches im Original auf Schwarz-Weiß und auf den einfachen Schwierigkeitsgrad stellen. Egal, was ich hier tat, das scheint es nicht zu geben. Yar's Revenge, diese beiden Switches scheint es nicht zu geben, aber dafür kann ich nun mittels der Tasten den Spielmodus auswählen. Zumindest daran hat man gedacht. Adventure hat seine Schwierigkeitsgrade, aber ich konnte ums Verrecken nicht den Reset finden, in diesem Spiel nicht ganz unwichtig, da es ein wichtiger Soft-Reset ist. Sprint Master ... Wen interessiert es, es ist eines der grausigsten Atari-Rennspiele überhaupt und hat nichts auf irgendeiner Compilation verloren, schon gar nicht auf einer, die nur fünf Titel mitbringt. Das ist richtig, Gravitar ist der letzte Titel und der einzige, der ohne Einschränkungen spielbar scheint. Wenn man denn Asteroids komplexeren, aber langweiligeren Stief-Cousin spielen möchte.

... kaum größer als eine Switch.

Fünf Spiele, davon nur drei Klassiker und ein echter Flop, das ist sehr mager. Und ja, die ersten Gedanken waren richtig, von den vier Knöpfen wird genau einer genutzt, die anderen tun rein gar nichts. Macht es Spaß? Adventure ist historisch wertvoll, Centipede und Yar immer für eine kurze Runde gut und der LED-Screen ist schön hell, auch wenn es scheinbar einen Scaling-Filter gibt, der den Spielen keinen Gefallen tut. Auf der Rückseite habt ihr einen Lausstärkeregler, für den ordentlichen Sound. Der ist hier ehrlich gesagt auch das Highlight.

Kommen wir zur gelben Pong Mini Arcade, die wie die rote auch entweder vier AA-Batterien braucht oder ein Micro-USB-Kabel an der Rückseite. Ich mag hier den gelben Look mit den Holz-Aufklebern an der Seite, zusammen mit den Atari-Logos sieht das immerhin fast 45 Euro teure Stück im Regal niedlich aus. Diesmal ist auch die Spieleauswahl deutlich größer, stolze Zwölf sind es, alle - hoffentlich - mittels der zwei Regler und dem einen Knopf in der Mitte spielbar. Zwei Regler, ein Knopf? Ja, für Pong macht es Sinn, denn der Knopf ist nur zum Start da, zwei Spieler brauchen im Anschluss nur die Paddles. Das ist nicht das Problem, auch nicht für die meisten der Spiele. Es gibt ein ganz anders, riesiges Problem, das man erst mitbekommt, wenn man einen der Regler dreht.

Mit der Pong-Software gab man sich etwas mehr Mühe: Mehr Spiele und sogar Cover-Artworks. Nichts davon hat diese Regler verdient.

Die Regler laufen nicht rund, sondern rasten mit einem spürbaren Widerstand ein. Das mag tauglich sein, wenn ich etwas exakt von 1 bis 10 einstellen möchte und diese Zahlen klar definiert sind. Aber nicht, wenn ich stufenlos diesen Bereich abdecken soll. Das ist kein LCD-Tiger-Game, das 2600 konnte stufenlos von links nach rechts scrollen. Jedes der Spiele in der Sammlung wäre zigmal besser, wenn man den Regler stufenlos drehen könnte, wie man es erwarten kann und wie es mal gedacht war. Ich habe keine Ahnung, was das hier soll, ich kann es mir nur mit eingekauften Restbeständen an Teilen erklären.


Falls ich euch nicht abhalten kann: Es gibt beide auf Amazon.de, die Atari Mini Arcade für etwa 35 Euro und die Pong Mini Arcade für etwa 45. (Anzeige)


Wer bitte spielt Breakout mit einem Regler, der alle paar Millimeter eine Stufe weiterspringt? Oder Warlords? Oder Pong?? Eine Billion verschiedene Pong-Maschinen gab es allein in den 70ern und manche hatten Regler und manche Schieber, aber auf diese Idee hier ist meines Wissens nach keiner gekommen. Da fällt auch nicht mehr groß ins Gewicht, dass meist wegen der fehlenden Kippschalter die Hälfte der Funktionen bei einigen Games fehlt oder Night Driver mit einem Stick besser spielbar ist. Ja, hier sind Klassiker drauf, sogar eigentlich genug, um den Gimmick-Preis zu rechtfertigen, aber mit diesen Reglern kann ich nur ein schallendes "Nein, danke!" dazu sagen.

Im Regal machen sie sich halt ganz niedlich. Und wenigstens sind sie nicht so teuer wie die Neo Geo Version.

So leid es mir tut: Jenseits davon, dass sie eine nette Regal-Zierde abgeben, kann ich leider wenig Gutes über diese Mini-Arcades sagen. Screen und Sound sind okay, die Verarbeitung ganz solide, aber auf der einen sind es viel zu wenig Spiele, denen dann auch noch ein paar Funktionen fehlen, und die andere schießt sich beidseitig mit den ungeeignetsten Reglern der Pong-Geschichte ins Knie. Als Party-Gimmick zum Kurz-mal-anmachen sind sie etwas zu teuer, weil das hier jetzt keine längeren Pong-Turniere am Tresen auslösen wird. Dafür spielt es sich zu schlecht. Keine Ahnung, nett gedacht nehme ich an. Aber nicht annähernd bis zum Ende durchdacht.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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