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Bulletstorm

Killen mit Style, Labern ohne

Die denkbaren Kombos sind mannigfaltig. In dem vorgespielten Abschnitt auf der Präsentation blieben aber vor allem derbe Einlagen wie der „Dünger“ hängen, als der Vorspieler einen durch die Luft fliegenden Gegner über der gefräßigen Flora in rotes bis hautfarbenes Konfetti verwandelte oder die „Gnade“, bei der ein in die „Familienjuwelen“ (O-Ton Chmielarz) geschossener Gegner von seinen Leiden „erlöst“ wurde. Chmielarz betont im Gespräch nach der Präsentation allerdings, dass man das Spiel auch ohne große sadistische Tendenzen genießen kann. „Wenn man ‚normal‘ spielen will, dann kann man das. Es hat eine Story, verrückte Ereignisse, großartige Skriptsequenzen – mach was du willst, raste aus – oder besser: ‚raste nicht aus‘. Spiel es einfach wie jeden anderen Shooter.“

Hier könnten sich aber schon einige Probleme auftun, denn ob sich People Can Fly bewusst ist, dass Bulletstorm oft vom schmalen Grat zwischen „lustigen Gemeinheiten“ und der „puren Geschmacklosigkeit“ auf die böse Seite abzurutschen droht, ist bisher nicht ganz klar. Letztere kann einem einen so farbenfrohen und einfallsreichen Shooter schon mal ein bisschen verhageln. Ich habe eine gewisse Verschmitztheit vermisst, die im Kontrast zur aufgefahrenen Gewalt echte Wunder gewirkt, ja, diese vielleicht sogar noch im Jo-Jo-Verfahren verstärkt hätte. Der Duke ist etwa genau in dem Maße überzeichnet, dass er als Karikatur gängiger Actionhelden-Klischess eindeutig zu erkennen ist und kokettiert mit jeder Silbe damit.

Der obercoole Grayson Hunt bekommt von seinem weiblichen Sidekick Ishi Sato (welche aus Story-Gründen nicht von einem Koop-Partner übernommen werden darf - nicht unsere Worte, sondern Chmielarz‘) stattdessen schlüpfrige Andeutungen über die Zungen der überdimensionierten Venus-Fliegenfallen zu hören oder vollkommen ironiegefilterte One-Liner über drastischen „Shit that would turn your asshole purple“. Für jeden über 16 kaum zu ertragen und zwar nicht, weil es dumm wäre - das dürfen Spiele schon mal sein -, sondern weil es ernsthaft denkt, dass es cool ist, so etwas zu sagen. Kaum zu glauben, dass mit Comic-Größe Rick Remender ein speziell abgestellter Autor für die Dialoge zuständig sein soll.

Bulletstorm - Trailer

Wenn der Demo-Abschnitt für den Rest der... Charakterinteraktionen repräsentativ ist, sind es einfach ätzende Typen, mit denen man auf diesem fremden Planeten im 26. Jahrhundert unterwegs ist. Warum sollte uns ihr Schicksal interessieren? Das würde das für einen Titel auf Unreal-Engine-3-Basis ungewohnt farbenfrohe und natürlich gestaltete postapokalyptische Abenteuer ein bisschen seiner Faszination berauben. Wenn das im finalen Produkt Überhand nimmt, könnte die einladende Welt auf ein buntes Bühnenbild für eine zugegebenermaßen hochinteressante Schießbude reduziert werden - und das können eigentlich weder People Can Fly noch deren Besitzer Epic wirklich wollen. Dafür ist die ausgezeichnete Arbeit, die die Kreativen bei der Gestaltung des Planeten (und des gigantischen Pflanzen-Bosses am Ende des Abschnittes) geleistet zu haben scheinen, einfach zu schade.

Abgesehen davon, dass Bulletstorm in der bisherigen Form eine Portion guten Stil und Geschmack vermissen lässt, könnte People Can Fly mit seinem Skillshot-System tatsächlich ein gewisser Paradigmenwechsel bei den Shootouts gelingen – wenn auch kein ganz so großer, wie es die Etablierung von Deckungssystemen in bleihaltigen Spielen gewesen ist. Wie weit der „Motor mit Selbstantrieb“ von Epics neuem Studio letzten Endes rollt, hängt wohl davon ab, wie „cool“ der „Shit“ ist, mit dem Chmielarz und Co. den Spieler belohnen wollen. Und um das zu beurteilen, sind uns in diesem Kugelsturm bislang noch zu wenige Projektile um die Ohren geflogen.

Bulletstorm erscheint 2011 über EA für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.

In diesem artikel

Bulletstorm

PS3, Xbox 360, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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