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C.O.P. The Recruit

Undercover-Raserei

Mit dem Nintendo DS und aufwändigen 3D-Spielen ist es ganz ähnlich wie mit einem Elefanten, der Einrad fährt. Es ist jetzt nicht unbedingt ein schöner, ästhetisch ansprechender Anblick, aber man ist schon beeindruckt, dass er es überhaupt fertig bringt. Gut, ich gebe zu, das war etwas billig und polemisch. Der DS hat technisch schon etwas auf dem Kasten und hat bereits etliche Male seine 3D-Talente unter Beweis gestellt.

Aber trotzdem... es hat schon seinen Grund, warum die Entwickler bei der Umsetzung eines Grafikmonsters wie der GTA-Serie auf den Nintendo-Handheld zu aller erst einmal die Kamera-Perspektive ändern, um die Prozessoren des kleinen Kerls nicht zu überlasten. Da ist natürlich die Überraschung groß, wenn Publisher Ubisoft da quasi aus dem Nichts ein Actionspiel aus dem Hut zaubert, das deutlich zeigen will, dass es eben doch geht. Wenn man sich nur genug anstrengt.

Ihr schlüpft in die Rolle von Dan Miles, einem notorischen Raser, der nach seinen jüngsten Eskapaden vor die Wahl gestellt wurde: Entweder die nächsten paar Jahre hinter schwedischen Gardinen verbringen oder beim Criminal Overturn Programm – kurz C.O.P. – mitmischen und fortan seine Talente für Recht und Ordnung einsetzen. Im Gegensatz zu den fiesen Gangster-Stories der GTA-Spiele eine recht jugendfreundliche Prämisse, werden hier doch im Namen des Gesetzes die bösen Buben aufgemischt.

So läuft Dan dann durch das ordentliche große, virtuelle New York City, „requiriert“ Autos (leider ohne Einsteige-Sequenz), liefert sich Verfolgungsjagden und Schießereien mit dem Gesetzesbrecher-Gesindel und orientiert sich dabei stets an der Karte im oberen Bildschirm. Viele Aufträge sind optional, andere sind Pflichtprogramm und treiben den Plot voran – für Genre-Veteranen ist das zunächst nichts Neues.

Während das Spielkonzept seine Inspirationsquellen kaum verbergen kann, geht Ubisoft bei der spielerischen Umsetzung selbst aber einige innovative und durchaus clevere Wege. Am besten sind die Schießereien gelungen. Zieht Miles die Waffe, kommt der Touchscreen zum Einsatz. Per Steuerkreuz bewegt ihr die Figur, per Stylus das Zielkreuz. Was sich anfangs noch ungewohnt anfühlt, entpuppt sich als ziemlich spaßige Spielmechanik.

C.O.P. The Recruit - Gameplay

Ebenfalls gelungen sind die kleinen Schleich-Einlagen und sogar ein paar Strategie-Elemente haben es ins Spiel geschafft: Findet eine Razzia statt, kontrolliert ihr nicht nur Miles selbst, sondern auch seine Cop-Kollegen. Per Touchscreen legt ihr deren Positionen fest und steuert sie. All das bringt willkommene Abwechslung ins Spiel und sorgt vor allem dafür dass C.O.P. The Recruit seine Eigenständigkeit bewahrt und nicht als dreister Klon der Rockstar-Produktionen rüberkommt.

Die etwaigen Autos, mit denen ihr durch das New York von C.O.P. The Recruit rast, bieten alle leicht unterschiedliche Fahreigenschaften, auf spektakuläre Stunts nach Art des Rockstar-Vorbilds müsst ihr aber verzichten. Ihr bleibt stets mit allen vier Rädern auf der Straße. Technisch ist das durchaus verständlich, aber es nimmt dem Spiel natürlich doch einen Teil der Dynamik, die das große Vorbild Grand Theft Auto so auszeichnet.

Auf den ersten Blick wirkt die C.O.P.-Stadt ähnlich belebt wie Liberty City. Fußgänger laufen herum, Gegenverkehr macht die Straßen unsicher. Allerdings fehlt es hier an der Interaktivität. Anders als seine kriminellen GTA-Kollegen kann C.O.P.-Held Dan keine Passanten belästigen, es ist nicht möglich, Leute zu überfahren oder zu verprügeln. Natürlich ist es nicht so, dass ich diese Elemente vermissen würde, aber so stellt C.O.P. The Recruit unterm Strich weniger ein Sandbox-Spiel, sondern eher ein Actionspiel in einer großen, frei erkundbaren Großstadt-Umgebung dar. Immerhin können besorgte Eltern aufatmen, im Gegensatz zur fiesen GTA-Konkurrenz geht es hier weit weniger derb zu, so dass auch die USK das grünen 12er-Logo zückt.

Trotz so manch beeindruckender Leistung und einiger guter Ideen schafft es Dan Miles aber letzten Endes doch nur auf den zweiten Platz – Ubisoft hat sich enorm bei der wirklich beeindruckenden Technik und bei den neuen Ideen angestrengt, aber in Sachen Spielwitz und Abwechslung wird der Konkurrent GTA: Chinatown Wars dann doch nicht erreicht. Eine Schande ist das aber freilich nicht. Wer auf der Suche nach einem toll präsentierten Actionspiel in einer großen, freien Umgebung ist und sich über ein paar innovative Spielmechaniken freut, der wird sich mit Dan Miles gut verstehen.

C.O.P. The Recruit ist ab sofort für den Nintendo DS im Handel erhältlich.

7 / 10

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C. O. P. The Recruit

Nintendo DS

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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