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Chocobo GP - Test: Kein Mario-Kart-Killer

Stößt Chocobo GP Mario Kart auf der Switch vom Thron?

Ein gut spielbarer und niedlicher Kart-Racer, der aber im Kern wenig bietet, was ihn aus der Masse herausstechen lässt.

Dass Nintendo jüngst einen Booster-Streckenpass für Mario Kart 8 Deluxe angekündigt hat, der dessen Leben noch einmal bis Ende 2023 verlängert, war eigentlich so ziemlich das Schlechteste, was Chocobo GP hätte passieren können. Der Titel baut auf Chocobo Racing auf, das 1999 für die erste PlayStation veröffentlicht wurde. Ein Spiel, das ein Stückchen vom Erfolg von Spielen wie Mario Kart und Crash Team Racing für sich abschneiden wollte. Das Gleiche trifft exakt so auf Chocobo GP zu, das im Grunde ein Mario Kart mit Final-Fantasy-Anstrich ist.

Wie heißt es so schön? Lieber gut geklaut, als schlecht neu erfunden. Das gilt zugegebenermaßen für viele Spiele und was das betrifft, macht Chocobo GP seine Sache gut. Aber es bleibt letztlich nur bei diesem guten Eindruck. Dem Entwicklerteam des Rennspiels gelingt es grundsätzlich, das einzufangen, was Spiele wie Mario Kart ausmacht. Aber geht Chocobo GP auch darüber hinaus diesen zusätzlichen Schritt weiter, um sich von seiner Inspirationsquelle abzuheben oder diese gar zu überholen? Nein.

Chocobo GP hat offensichtliche Vorbilder

Dass es Mario Kart als Vorbild hat, daraus macht Chocobo GP kein Geheimnis. Im Wesentlichen fühlt es sich fast so an, als würdet ihr eine Mod spielen. Eine Mod, die in Sachen Streckendesign nicht mit dem Original mithalten kann. All das soll mitnichten heißen, dass Chocobo GP schlecht wäre. Im Gegenteil: Es ist gut spielbar, es ist niedlich, der Story-Modus oder eher dessen Figuren sind cringe. Okay, das Letzte ist kein Pluspunkt. Das Problem ist eher, dass für mich zu keiner Zeit der Funke so richtig übergesprungen ist. Und ich bin nicht sicher, ob es einfach nur daran liegt, dass ich mit Final Fantasy relativ wenig am Hut habe. Als ich einst mit Mario Kart in Berührung kam, hatte ich zuvor auch wenig mit Super Mario und Co. zu tun - und da kam direkt Begeisterung auf. Ich stelle mir beim Spielen häufig die Frage, warum ich gerade Chocobo GP spielen sollte, wenn ich stattdessen auch die Cartridge von Mario Kart 8 Deluxe in die Switch stecken könnte?

Die Strecken-Designs von Chocobo GP halten insgesamt nicht ganz mit Mario Kart mit.

Und da liefert Chocobo GP eben nicht ausreichend gute Gründe, um das zu tun. Abseits der Story, die dazu dient, weitere Charaktere und Strecken freizuschalten, habt ihr gewöhnliche Rennen, Turniere und Time Trials. Das übliche Programm. Damit lässt sich schnell Spaß haben, unterstützt wird das noch durch Online-Rennen und -Turniere. Die Final-Fantasy-Wurzeln kommen einerseits bei den Charakteren zum Tragen, andererseits bei den Strecken. Mit Gold Saucer gibt's sogar einen Kurs, der im Grunde eine Regenbogenstrecke wie in Mario Kart darstellt. Überhaupt erwecken viele Strecken den Eindruck, als würden sie prima in Nintendos Racer passen. Es fehlt auch das etwas mehr Eigenständigkeit.

Auch in Chocobo GP werden Items eingesammelt und eingesetzt.

Anhand meiner Zeit, die ich mit dem Spiel verbrauchte, kann ich auch ehrlich nicht sagen, welcher der Kurse mein Favorit wäre. Zu wenig davon hat sich ins Gedächtnis eingebrannt und dort einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Abseits der normalen Version einer Strecke gibt's noch zwei weitere Varianten, bei denen der Fokus auf hoher Geschwindigkeit und auf dem Meistern der Steuerung liegt. Das geht so weit, dass ihr euch perfekt einprägen solltet, wann ihr beschleunigt, boostet und driftet. Da spielen letztlich auch die unterschiedlichen Werte der Fahrer und Fahrerinnen, die obendrein jeweils über eine eigene Spezialfähigkeit (Boost, Raketenangriff und andere Dinge) verfügen, mehr eine Rolle. Nette Ideen, die aber nicht richtig zünden. In weiten Teilen ähnelt das Spiel in seinen Mechaniken - Items, Start-Boost und so weiter - dem Vorbild.

Chocobo GP macht es euch manchmal schwer

Hinzu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad des Öfteren nicht sehr ausgewogen erscheint. Wie in Mario Kart sammelt ihr Power-ups auf, die entweder euch weiterhelfen oder eure Konkurrenten und Konkurrentinnen ins Visier nehmen. Ihr wisst wahrscheinlich, wie ärgerlich es sein kann, wenn ihr in Mario Kart noch von einem Panzer kurz vor dem Ziel getroffen werdet. Das kann euch in Chocobo GP genauso gut passieren, zuweilen übertreibt es das Spiel jedoch mit Angriffen gegen euch. Mehr als einmal erlebte ich gleich mehrere Attacken innerhalb von 25 Sekunden, durch die ich von der Spitze des Feldes bis zu dessen Ende durchgereicht wurde. Nehmt noch die gefühlt lange Zeit dazu, bis ihr wieder weiterfahren könnt, und schon entsteht innerhalb von Sekunden purer Frust. Je nachdem, in welchem Moment das passiert, könnt ihr euer Rennen im Grunde vergessen und direkt neu starten.

Das Äquivalent zur Regenbogenstrecke in Chocobo GP.

Chocobo GP trifft somit einerseits nicht ganz die richtige Balance und sticht andererseits durch nichts hervor. Klingt hart, beschreibt es aber in seiner Gesamtheit recht gut. Wie erwähnt, fürs Kart-Racing habe ich Mario Kart 8 Deluxe und Chocobo GP liefert mir keinen Grund, zu diesem zu wechseln. Erst recht nicht im Angesicht des kommenden Booster-Streckenpasses für Nintendos hauseigenen Platzhirsch. Square Enix plant zwar regelmäßig neue Seasons mit neuen Charakteren - den Season Pass für die erste Saison bekommt ihr noch geschenkt -, aber für mich ist ein solcher Zwang, mich innerhalb eines begrenzten Zeitraums mit einer Saison beschäftigen zu müssen, nichts, was mich hinter dem Ofen hervorlockt.

Chocobo GP Test - Fazit

Chocobo GP ist niedlich designt und im Großen und Ganzen vernünftig spielbar, abgesehen von ein paar Problemen mit dem Schwierigkeitsgrad. Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das hier nicht mehr als ein kompetenter Mario-Kart-Klon ist. Auf einer Konsole, auf der es Mario Kart 8 Deluxe gibt, sehe ich hier leider nichts, wodurch es sich entscheidend davon abhebt und mich denken lässt: Ja, exakt aus diesem einen Grund möchte ich jetzt lieber Chocobo GP spielen. In keinem Bereich erreicht es die Brillanz des Vorbildes und bleibt dadurch letztlich nicht im Gedächtnis hängen. Ja, ihr könnt hier Spaß haben, wohl noch mehr als Final-Fantasy- und Chocobo-Fan, aber ihr solltet euch vor dem Kauf die Frage stellen, ob ihr wirklich eine MK-Alternative braucht? Lautet die Antwort darauf ja und Nintendos Racer hängt euch zum Hals raus, kann sich ein Blick auf Chocobo GP und besonders auf dessen kostenlose Lite-Version aber lohnen.

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