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Create

LittleBigBaukasten

Ich gebe es ganz offen zu – ein Titel wie Electronic Arts' Create rennt bei mir offene Türen ein. In einer Branche, die zu 95% auf Zerstörung, Explosionen, Zerstückelungen und viele andere destruktive Motive setzt, ist es immer wieder erfrischend, ein Spiel ins Laufwerk zu bekommen, bei dem man etwas erschaffen, etwas bauen soll. Das sorgte schon bei SimCity für Spaß, machte den unsterblichen SNES-Klassiker Actraiser bis heute zu etwas ganz Besonderem und bescherte auch Sonys LittleBigPlanet einen exzellenten Ruf.

Und an eben dieses LittleBigPlanet erinnert Create auf den ersten Blick frappierend – mal abgesehen von der Tatsache, dass Create kein Jump'n'Run ist, sondern eher ein Puzzler. Auch Create hat den LBP-Patchwork-Look und erlaubt es euch, auf alle möglichen Arten eure Umgebungen zu dekorieren. Platziert Tapeten, Blumen oder Gegenstände im Spielfeld, um neue Gegenstände zu erhalten, die ihr dann in den Herausforderungen benötigt. Die sind das eigentliche Kernstück des Spiels. Das Spiel stellt euch eine Aufgabe – beispielsweise sollt ihr einfach dafür sorgen, dass ein Auto sicher über einen Abgrund springt – und lässt euch dann selbst herausfinden, wie ihr diese löst. Natürlich werden die Aufgaben mit der Zeit immer komplexer, aber auch undurchsichtiger. Trotzdem motiviert das Spiel und die Freude über jedes gelöste Puzzle ist groß.

Hier erkennt ihr dann aber auch die Limits des Spiels – ihr erschafft nicht, ihr setzt vorhandene und erspielte Gegenstände einfach gemeinsam ein. Klar macht es Spaß, mit Ballons, Raketen, Ventilatoren, Rampen und anderem Zeugs eine große Kettenreaktionsmaschine zu bauen oder auch einmal ein Rätsel mit so wenig Gegenständen wie nur möglich zu lösen. Aber trotzdem, wenn das Spiel schon Create heißt, dann erwartet man einfach etwas anderes, im direkten Vergleich fühlen sich ein LittleBigPlanet oder auch ein Super Scribblenauts ein Stück freier, frischer und kreativer an.

Ein anderes Problem von Create ist die Steuerung. Egal ob ihr mit dem normalen Gamepad oder mit dem Move-Controller spielt, Create fühlt sich immer ein wenig zu fummelig, zu umständlich und zu ungenau an. Die Move-Kontrollen sind zwar etwas intuitiver, dafür wird aber die Kameraarbeit zur Frickelei und irgendwie fühlt sich die Pointer-Funktion auch nicht richtig an. Auch mangelt es Create trotz der wirklich hübschen Grafik an einer eigenen Identität – es hat schon einen Grund, dass Sony den sympathischen Sackboy als Konstante in die LittleBigPlanet-Welt gesetzt hat.

Create - Trailer

Trotzdem landet das Spiel letzten Endes doch im Gut-Bereich. Grund dafür sind die vielfältigen Aufgaben, der große Umfang des Spiels und die spaßigen Maschinen, die ihr baut. Es motiviert einfach, sich an herrlich verschrobenen Konstruktionen zu versuchen und so die kniffligen Rätsel zu lösen. Und hängt ihr wirklich einmal fest, dann probiert ihr einfach ein anderes – mit 14 Welten á zehn Rätseln ist für Abwechslung allemal gesorgt.

Konzept und Rätsel von Create sind genau nach meinem Geschmack. Als alter Fan der Incredible Machine auf dem PC treffen gerade die Rätsel, in denen ich lange Kettenreaktionsmaschinen bauen muss, exakt meinen Bastlernerv. Aber trotzdem ist der Titel ein wenig irreführend. Hier wird, wenn man mal ehrlich ist, weniger kreiert als dekoriert. Und natürlich getüftelt. Hier punktet das Spiel dann auch und verdient sich trotz der angesprochenen Probleme mit der Steuerung seine gute Wertung.

Keine Frage, hier wäre sicher noch Raum nach oben gewesen. Eine etwas rundere, stimmigere Präsentation, ein bessere Einführung und eben mehr Feintuning hätten dem Spiel gut getan. Trotzdem ist Create ein nettes, angenehm anderes Tüftelspiel geworden, mit dem man – durchaus auch in der Gruppe – mal einen Abend lang entspannt experimentiert.

Create ist für Xbox360, PS3, PC und Wii im Handel erhältlich.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Create

PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PC, Mac

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Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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