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Creative EVO ZxR Gaming-Headset - Test

Der 'alte' Alleskönner schlägt den Spezialisten sogar auf dem eigenen Feld.

Vor kurzem bekam ich von Creative zwei Headsets zum Test, packte sie aus und danach lief alles anders als erwartet. Von dem Creative Aurvana Platinum, einem eigentlich für höherwertiges HiFi ausgelegten Headset, mit starker Betonung des Kopfhörer-Anteils, war ich nur mäßig begeistert. Dabei hatte ich für dieses so große Hoffnungen. Anders dagegen das inzwischen ein Jahr alte und nun deutlich im Preis gefallene Creative SoundBlaster EVO ZxR. Okay, gering waren die Erwartungen angesichts des Preises von immer noch um die 200 Euro - gerade im Creative-Shop für 180 Euro im Angebot - und dem ZxR-Kürzel, das zuletzt bei der gleichnamigen Soundkarte begeistern konnte, auch nicht. Aber ja, dass das Gamer-Headset den HiFi-Kopfhörer in allen Belangen ausstechen würde, war dann doch eine Überraschung.

Dazu gleich mehr, erst einmal dazu, was einem da aus der deutlich poppiger im SoundBlaster-Design gehaltenen Box so in die Hand fällt. Das ist ein Netzteil. Überraschung, das teurere Platinum hat auf dieses Feature verzichtet. Das dazugehörige Lade- und Datenkabel im Micro-USB-Format. Eine robuste Tasche. Ein Audio-Kabel, das sofort einen weiteren Vorteil verdeutlicht: Setzte man bei dem Platinum auf eine eher seltene 2,5mm Buchse, findet beim ZxR die unendlich weiter verbreitete 3,5mm Klinke Anschluss. Sogar ein Zwei-Klinken-Flugzeug-Anschluss liegt in der Box - den man heutzutage zum Glück immer seltener braucht -, damit darf sich das Paket als "komplett" und "weitestgehend rundum glücklich" bezeichnen.

Ein bisschen bunt und poppig muss sein, es ist ja ein 'Gamer'-Headset.

Das Headset selbst ist wie immer eine Geschmacksfrage. Mir gefiel das Pseudo-edle Platinum mit seinem Kunstleder besser, das ZxR ist schon sehr technisch gehalten. Schlecht sieht es aber nicht aus mit seinen dunkelroten Metallic-Plastik-Akzenten und den roten Nähten am auch hier verwendeten Kunstleder der Muscheln. Neutrales Schwarz dominiert ansonsten, nur auf das dicke "SoundBlaster" links und rechts hätte gerne verzichtet werden dürfen. Über die Verarbeitung habe ich schon Klagen gehört, aber nachvollziehen kann ich sie nur bedingt. Oder vielmehr: Ich frage mich, was manche Leute mit ihren Sets so anstellen. Wiederholt ließ ich das Set aus etwa 1,5 Metern auf Fliesen fallen und die haben am Ende meiner Einschätzung nach den Kürzeren gezogen. Während eine Fliese nun eine Delle hat, gibt es beim ZxR nur ein wenig abgesplitterte Farbe zu beklagen. Auch an den Drehgelenken ist nichts auszusetzen. Durchaus robust also und auch grobes Hin- und Herbiegen nahm es eher gelassen und sogar ohne das Quietschen hin.

Sobald man sich einmal gemerkt hat, wozu all die Knöpfchen da sind, lassen sie sich problemlos erfühlen. Dauert allerdings einen Tag, bis es soweit ist.

Der Tragekomfort ist hoch, aber nicht tadellos. Der Andruck ist deutlich geringer als beim Platinum und ich würde ihn fast als ideal bezeichnen. Sitzt fest ohne zu drücken, das kann bei sehr kleinen oder großen Kopfformen natürlich etwas abweichen. Da aber noch genug Flexibilität vorhanden ist, sollte allerdings auch da genug Spiel drin sein. Wie dem Platinum gönnte man auch dem ZxR 50-mm-Treiber, aber trotzdem fielen die Muscheln etwas kleiner aus und umschließen damit weniger Ohren auf der Welt. Nicht so schlimm, dank der Polsterung sitzen sie immer noch gut genug, aber ein wenig mehr Umfang hätte hier gut getan.

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So viel zum Äußeren, nun zu der langen Liste der Features. Erst mal ist das ZxR auch ein Bluetooth 3.0 Headset, das aptX unterstützt und NFC (Near Field Communication) mitbringt, sodass es praktisch überall Anschluss findet und das auch in wenigen Sekunden. Die Reichweite von 10 Metern ist natürlich Luftlinie mit ausschließlich Luft dazwischen, aber durch ein bis zwei Wände hindurch reißt der Strom nicht gleich ab. An Steuertasten bringt es Vor und Zurück mit, eine Mikrofon-Stummschaltung auf der damit fast überfrachteten Power/Bluetooth-Taste und eine TT-Taste. Hinter dieser verbirgt sich ein Feature, das alle Headsets haben sollten: Talk-Through (TT) schaltet das Set stumm und schickt die Außengeräusche zu euch rein, sodass ihr euch normal mit jemandem unterhalten könnt oder hört, was um euch passiert, ohne das Set abnehmen zu müssen. Funktioniert tadellos und ist enorm praktisch. Die Laustärke wird über ein analoges Rädchen justiert, was natürlich weit präziser ist als die üblichen Tasten. Low-Tech, richtig eingesetzt. Bleiben noch eine Taste für die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen und natürlich die Buchsen für 3,5mm Klinke und Micro-USB.

Die beiden Mikros messen die Umgebungsgeräusche ein und versuchen beherzt, ihnen entgegenzuwirken. Mal mit mehr, mal weniger Erfolg.

Diese Bedienelemente deuten schon die meisten Features recht präzise an, dazu kommt noch die Möglichkeit das Set an der PS4 zu betreiben. Derzeit leider nicht so, wie man sich das wünscht, sondern mittels eines USB-Kabels - 5 Meter Micro-USB kosten etwa 6 bis 7 Euro -, aber immerhin. Funktionieren tut es jedenfalls mit dem Kabel anstandslos.

Ein paar besondere Dinge passieren dann im Headset selbst und sind auch für den Namen ZxR verantwortlich. Dank des direkt verbauten Soundprozessors SB-Axx1 fungiert das Set nicht nur als Ausgabegerät sondern auch gleich als eigenständige Soundkarte mit entsprechenden Treibern sowohl für Windows und Mac als auch in Form von Apps für Android und iOS. Hier findet ihr dann all die Soundspielereien der normalen ZxR-Karte in Form von frei konfigurierbaren Profilen für Spiele, Filme und natürlich Musik, alle mit eigens speicherbaren Equalizer-Einstellungen. Diese Sound-Spielerei ist nicht verpflichtend und lässt sich jederzeit per Druck auf die Power/SBX-Taste direkt am Set ausstellen. Wer aber doch gerne mal seiner Musik oder anderen Klängen mit mehr Wumms und Loudness-Effekt auf die Sprünge hilft, findet hier viel zum Spielen.

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Am Ende sind Features aber nichts und Klang alles, das zeigte auch das Aurvana Platinum und vor ihm viele andere Tausendsassas. Wie also schlägt sich das ZxR? Fangen wir mit der Unterdrückung von Außengeräuschen an. Hier wird schnell klar, dass das EVO ZxR im Vergleich zu einem Bose QuietComfort oder auch dem Aurvana nicht für Langstreckenreisende ausgelegt ist. Die Unterdrückung ist da, sie filtert viel heraus und milderte eine recht laute Café-Atmosphäre auf ein angenehmes Niveau herunter. Aber beim Flug-Lärm kommt genug durch, um einen Langstreckenflug auch akustisch immer noch sehr lang erscheinen zu lassen. Es ist gut, dass das Feature da ist und es funktioniert auch gut genug, aber es ist sicher nicht das große Verkaufsargument für dieses Set.

Das dürfte dann der Klang gerade bei Filmen und noch mehr bei Spielen sein. Wenn ihr es mit der Bass-Regulierung nicht übertreibt, dann geht kaum eine Nuance unter, wenn in Bioshock: Infinte oder Battlefield 4 die Waffen sprechen. Kevin Spaceys sprachliche Nuancen in Advanced Warfare werden genauso treu wiedergegeben wie ein hektisches Destiny-Gefecht. Das Set schwächelt praktisch nie und gibt sich kaum Blößen auf dem Weg von den mittleren Bässen bis in die Höhen. Lediglich bei ganz tiefen Frequenzen passen die 50mm-Treiber dann doch irgendwann. Bei Filme zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Transformers wandern in eurem Kopf dank des sehr soliden 7.1 Effekts des SB-Axx1 durch den Raum, Daft Punks Soundkulisse in Tron: Legacy kann man so auch zu später Stunde angemessen genießen.

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Was uns dann auch zu der Musik-Schiene bringt, die das EVO ZxR natürlich auch meistern muss. Konnte die namensverwandte Soundkarte noch auf die Bausteinkette dahinter verweisen und zu Recht sagen "Gib mir gute Komponenten und alles wird gut", steht das EVO allein gegen die klangliche Königsklasse. Erst einmal kann ich ehrlich sagen, dass sich auch mit abgeschalteten SBX-Effekten das SoundBlaster ZxR weit besser schlägt als das müde Aurvana. Zwar gerade im Bluetooth-Betrieb etwas leise für Lauthörer - ein verbreitetes Problem bei BT-Headsets - aber sauber und relativ lebendig arbeitet sich der Hörer durch das gleiche Programm, dem auch das Aurvana ausgesetzt war. Ferry's "Avonmore" zeigt seine Stärken, "Timber" wummert fröhlich-sommerlich vor sich hin, Der Boss rockt ordentlich in "Radio Nowhere" und auch an den himmlischen Stimmen des "Miserere" gibt es wenig auszusetzen, wobei man natürlich bei allen Fällen sagen muss, dass a) das ZxR sich bei Bässen immer wohler fühlt als bei feinen Mitten- und Hoch-Nuancen und b) wir hier nicht von "hervorragend" in einem audiophilen sondern mehr in einem Normalhörer-Sinne sprechen. Das ist angesichts des dem angemessenen Preises für einen kabellosen Alleskönner mit durchaus vorhandenen Stärken auch keine Beleidigung, sondern eine solide Abrundung eines insgesamt sehr guten Gesamtbilds beim Höreindruck.

Grundsätzlich erst mal robust: Solltet ihr nicht zu grob mit dem ZxR umgehen, sollte es euch eine Weile Freude bereiten. Aber Plastik bleibt halt Plastik, da hilft der Metallbügel auch nicht immer.

Bleibt noch das Mikrofon, ohne wäre es ja kein Headset. Bei in der Schale der Muschel verbauten Mikros hält sich ja hartnäckig das Gerücht, das automatisch die Qualität leiden muss, aber das EVO ZxR lässt sich davon wenig beeindrucken. Sowohl Empfang als auch Sendung klingen hochwertig, präzise und rauschfrei - auch dank des zuschaltbaren Clear-Voice-Filters von Creative - und das dank zweier Mikros sogar in Stereo. Abbrechen, verbiegen oder im Weg rumhängen kann da natürlich nichts, insoweit ist das wohl die Ideallösung. Die Akkulaufzeit liegt mit realistisch sieben Stunden etwas unter dem Mittel vergleichbarer BT-Sets, aber dafür lässt sich das ZxR mit dem Netzteil auch recht schnell in 90 Minuten wieder auf Leistung bringen. Dazu kann es ja auch am USB-Anschluss betrieben werden und auch per Audio-Kabel ganz ohne seinen eigenen Strom.

Preis-Leistung ist immer ein Thema, gerade auch im Bereich Technik und dass das Creative SoundBlaster ZxR nach nun einem Jahr etwa hundert Euro günstiger wurde, macht es zu einem echten Gewinner. Für 300 Euro hätte es sich ein paar Vergleiche anhören müssen und auch für seine jetzigen 200 ist es je nach spezieller Präferenz nicht ganz konkurrenzlos. Aber als Alleskönner mit Betonung auf Spiele und Filme, hervorragender Sprachqualität, App-Steuerung, Extras wie NFC, zumindest grundlegender PS4-Kompatibilität und TT sowie guter Bedienbarkeit lässt sich schwer etwas gegen das Set sagen, aber sehr viel dafür. Ob am Audio- oder USB-Kabel oder auch per Bluetooth, das ZxR deckt ein weites Feld an Einsatzmöglichkeiten ab und meistert sie alle mit Anstand. Jetzt noch ein wenig mehr Feinfühligkeit bei der Musik und eine effizientere Umgebungsgeräuschunterdrückung, dann würde auch für mehr Geld kaum ein Weg an dem Set vorbeiführen. Aber auch so schon und gerade zum aktuellen Preis: Weihnachtsempfehlung!

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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