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Das Buch von Boba Fett macht in Folge 6, was fünf Episoden lang überfällig war

In der vorletzten Folge wird endlich klar, worum es hier geht. Das macht die erste Hälfte rückblickend nicht besser. Aber das Finale könnte gut werden

SPOILER zu den Figuren, die vorkommen. Ansonsten spreche ich über die Handlung eher im Generellen.


"Oldschool Star-Wars-Fan" - das ist wohl der Sticker, der über meinem Herzen kleben würde, wenn man mich fragte, was mein Bezug zu diesem Universum ist. Es ist die Sorte Film-Liebe, die uns gewissermaßen in die Wiege gelegt worden war, wenn man in den 1980er-Jahren Kind war. Heutzutage ist das wohl als Code für "Ich liebte es bis zu den Prequels" zu verstehen. Keine Frage, auch ich bin nicht gegen Fan-Service der unverschämteren Sorte immun, wie sie "Krieg der Sterne" so gerne bemüht. Es ist das Flair der alten Streifen, das mir ein wohliges Gefühl im Bauch verpasst. Wann immer Raumschiffe durch Canyons düsen, Jäger um Fregatten manövrieren und man durch die Fußraumkamera von unten den Piloten anhimmelt, packt mich eine kindliche Freude.

Ich liebe auch die Wiedersehen mit einem verjüngten Luke, Panoramen mit Tattooines Doppelsonne und bin zu weich um "Baby Yoda" Grogu zu widerstehen. Da schlucke dann auch das allzu erklärende Macht-Geblubber eines Meister Luke nach Return of the Jedi. Ich muss trotzdem sagen, mir wurden die Jedi, je mehr sie und ihre Lehren in den Mittelpunkt rückten, immer unsympathischer. Nicht falsch verstehen, Mando Season 3, Episode 2 gefiel mir, wie schon die letzte, ziemlich gut. Nur, dass auch sie mal wieder ein wenig Prequel-ig betont, dass die Macht™ vor allem darin liegt, Dinge mit Gedankenkraft zu heben und Saltos zu schlagen, um nicht von Lasern getroffen zu werden.

Die Bilder hier sind aus der letzten Folge - zeigen aber auch so schon ganz gut, was in Folgen 5 und 6 funktionierte. (Mando nämlich)

Es ist eines Kindes Vorstellung von Macht und hat zumindest nach meinem Dafürhalten nicht viel mit dem zu tun, was uns Alec Guinness vor 40 Jahren beibringen wollte. Und wenn doch, habe ich ihn wohl falsch verstanden. Aber auf mich wirkten die Lehren von damals weise, die von heute eher wie Esoterik für Superhelden. Die Jedi, wie sie heute dargestellt werden, kann ich deshalb irgendwie nicht leiden und ich habe keinen Zweifel, dass Grogu, vor die dämliche "Keine Bindungen"-Wahl gestellt, richtig entscheiden wird. Überhaupt finde ich diesen Teil der Lehre ziemlich verlogen - als hätte nicht jeder prominente Jedi bisher reichlich soziale Bindungen gehabt.

Ansonsten: Eigentlich eine tolle Folge, auch wenn ich befürchte, dass man mich als Kind der 80er mal wieder ordentlich eingelullt hat. Dann wiederum, Boba selbst gelang das nicht, weshalb ich denke, dass ich das schon ein wenig beurteilen kann. Aber ansonsten alles gut, wenngleich es wieder ein wenig düpierend für die Hauptfigur ist, dass auch diese Episode Boba selbst fast komplett ausklammert. Dafür gibt es reichlich interessantere Figuren zu sehen. Pedro Pascals Emotionen über die Trennung von Grogu kommen noch durch den unzerstörbaren Helm gut durch, Timothy Olyphant ist als Science-Fiction Clint Eastwood Cobb Vanth zurück und überstrahlt mit seinem trockenen Charisma selbst die Wüstensonne. Und Cad Bane aus Clone Wars ist im Realfilm eine ebenso einschüchternde wie coole Erscheinung.

Die Kameraarbeit und die Effekte sind ausgezeichnet - zu Beginn waren viele Special Effects deutlich offensichtlicher.

Viel wichtiger noch: Diese Folge ist etwas längst Überfälliges passiert: Es wurden endlich Einsatz und Fallhöhe der Geschichte definiert und visualisiert. Die Überschwemmung Tattoines mit der Spice-Droge - von der ich auch gerne mal sähe, warum sie so schlimm ist - und die Skrupellosigkeit der Pykes kommt endlich mal durch. Dass es bis zur vorletzten Folge gebraucht hat, um uns das zu zeigen, zeigt nur, wie orientierungslos und "hintenrum" diese Staffel Star Wars eigentlich war. So etwas hätten wir gaaaaaanz am Anfang gebraucht. Ein, zwei Hinweise, worum es hier überhaupt geht, außer um die Machtergreifung eines wenig spannenden Boba, über dessen Beweggründe wir nichts wissen, wären eingangs wirklich gut angekommen. Zumindest bei mir.

Nun denn, ich harre dann mal der letzten Folge. Für die Zukunft habe ich einen Vorschlag: Ich weiß, Disney hört so schnell nicht wieder mit Star Wars TV auf. Aber wie wäre es, wir nennen jede weitere Staffel einfach nur Star Wars - The Series, Season X und belassen es dann dabei? Dann erscheinen Haken, wie sie das Buch von Boba Fett zuletzt schlug, auch nicht mehr so wild und unkoordiniert.

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