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Hätte, wenn und wäre

Spiele, die es eigentlich geben sollte - Teil 2

Alien Breed 2k7

Bis Mitte der Neunziger hielt ich Commodores Amiga sklavisch die Treue. Während Freunde und Bekannte mit der ersten Pentium-Generation nach und nach dreistellige Megahertz-Zahlen unter ihren Schreibtischen parkten, glaubte unsere Vierköpfige Amiga-Gang noch immer an die Überlegenheit unserer „Freundinnen“ – zumindest die moralische. Einer derart gewachsenen und innigen Liebesbeziehung kommt man nun mal selbst mit Logik nicht bei. Und wenn man sich das Spiele-Portfolio von 1989 bis 1993 so anschaut, bekommt man vielleicht eine Idee davon, woher diese Ergebenheit rührte, der sich der einstmalige Supercomuter, den sich nur die Erwachsene leisten konnten, erfreute.

Es waren Spiele wie Defender of the Crown, It came from the Desert (die sich beide jeweils ebenfalls einen Platz in dieser Lobhudelei verdient hätten) oder Alien Breed, die damit begannen, Spiele als Unterhaltungs-Komplettpaket zu verstehen. Mehr und mehr Arbeit floss in die Inszenierung eines Games und die Erzeugung einer unterstützenden Atmosphäre über passenden Sound und ansprechende Grafik. Genau aus diesem Grund verlebten wir junge Menschen in dieser Zeit einige der intensivsten Spielerlebnisse.

Wenn man zu zweit durch die düsteren Gänge einer menschenleeren Raumstation schlich, gesicherte Abschnitte hinter sich per ‘Blast Door‘ verschloss und dann mit dem letzten Clip Munition kurz vor dem rettenden Aufzug einem nicht enden wollenden Schwarm Giger-inspirierter Alien-Dronen gegenüber stand, imitierte unser Herzschlag das schallende Auftropfen eines Medizinballes – und zwar eines Medizinballes, der von Shaquille O’Neal durch unsere Brüste gedribbelt wurde.

Ich liebe Team 17 für Worms und all die anderen unvergesslichen Games, die so großen Eindruck auf uns “Amigos“ gemacht haben. Trotzdem verstehe ich bis heute nicht, warum sie diesem frühen Survival-Shooter nicht schon längst eine zeitgemäße Herz-Lungen-Massage verpasst haben. 2003 machten genau drei schicke Bilder eines Alien Breed 2k4 die Runde, doch dabei blieb es. Vielleicht haucht die Welle kommender, großer Co-Op Spiele der Idee eines frischen Alien Breed neues Leben ein?

Chancen: Schlecht, sehr schlecht.

Mad TV

DSDS, Frauentausch, Popstars, Super Nanny, Germany’s Next Topmodel und Dismissed. Die allabendliche Zappingtour gerät mittlerweile zum Gradmesser der eigenen Leidensfähigkeit. Wie viel Fernsehen könnt Ihr vertragen, in Zeiten, in denen es sogar am Samstag Abend vermehrt darum geht, nahezu Grundrecht-verletzende Bloßstellungen in bislang ungekannte Höhen aufzutürmen? Ich bin mittlerweile so weit, mir lieber mit einem rostigen Nagel den Augapfel zu reiben, als mich der teilweise quälend dämlichen Bestrahlung der „Privaten“ hinzugeben. Das kann nicht gesund sein.

Ein neues Mad TV wäre genau das richtige Toilettenpapier für den anhaltenden TV-Durchfall, der tagtäglich sämtliche Sendefrequenzen verseucht. Als Chef seines eigenen Fernsehsenders durfte man in dieser Wirtschaftssimulation schon 1991 sein eigenes Programm machen: Mit der richtigen Mischung als Unterhaltung, Information und Kultur zog man Zuschauer an, die neue Werbeverträge mit sich brachten, welche wiederum Geld für aufwändigere Blockbuster und Serien in die Kassen spülten. War man schließlich erfolgreich genug und hatte zudem ein anspruchsvolles Kulturprogramm im Angebot, durfte man die liebreizende Betty Botterbloom in seine Arme schließen. Was für ein Happy End.

In einer gerechten Welt hätte man auch in einem neuen Mad TV die Möglichkeit, dümmliche Geschmacklosigkeiten und Casting-Wahnsinn von den Mattscheiben zu verbannen, gutes Fernsehen zu machen und trotzdem als Sieger aus dem Spiel hervor zu gehen.

Chancen: Zum Abschalten.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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