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Die Einstellung von Scalebound ist kein gutes Zeichen für die Diversität des Xbox-Line-ups

Wo ist der Mut zum Risiko geblieben?

PlatinumGames' Scalebound wurde von Microsoft eingestellt. Das kam ziemlich überraschend und hat wohl niemand wirklich kommen sehen. Und so ziemlich alle, die darauf gewartet haben, dürften sich wohl fragen: Hey Microsoft, was geht denn bei euch ab? Seid ihr irre geworden?

Zugegeben, es mag verrückt erscheinen, ein Spiel nach vier Jahren Entwicklungszeit einzustellen (die Entwickler von The Last Guardian und Duke Nukem Forever werden darüber wahrscheinlich nur müde lächeln), aber am Ende dürfte das Unternehmen vermutlich gute Gründe dafür gehabt haben. Schließlich stellt man so ein Multi-Millionen-Dollar-Projekt nicht einfach so aus einer Laune heraus ein, man wird es sich schon gründlich überlegt haben. Über die konkreten Gründe dafür kann man nur spekulieren, aber Tatsache ist, dass der Wegfall von Scalebound doch ein großes Loch in das Xbox-Line-up reißt, welches erst mal nicht ausgestopft wird.

Es ist der zweite, wirklich namhafte Wegfall innerhalb eines Jahres, nachdem Microsoft bereits im vergangenen März Fable Legends eingestellt hatte. Zumindest bei dem Spiel gebe ich gerne zu, dass es für mich selbst keinen großen Verlust darstellt. Seit der Ankündigung repräsentierte Legends zu keinem Zeitpunkt das, was ich mir unter einem neuen Fable-Spiel vorgestellt hatte. Das Ganze klang danach, als würde man sich zu sehr von der eigentlichen Fable-Formel entfernen, dazu noch free-to-play und Mikrotransaktionen... Also das verfolgen, was gerade „in" ist. Sorry, aber nein, danke.

Ein klassisches Fable 4 wäre mir lieber gewesen, aber durch die Einstellung von Scalebound verliert das Line-up der Xbox einfach ein Stück weit etwas von seiner Diversität. Und die würde Microsofts Spieleaufgebot ganz gut zu Gesicht stehen. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob mir Scalebound schlussendlich überhaupt gefallen hätte. Einen interessanten Eindruck hinterließ es bei mir aber dennoch und insofern finde ich es schon schade, dass es nicht mehr erscheinen wird.

Aber was bleibt sonst noch, wenn man sich Microsofts Xbox-exklusives Line-up anschaut? State of Decay 2: Fortsetzung. Halo Wars 2: Ein Strategiespiel, von denen es auf den Konsolen nicht allzu viele gibt, aber eben immer noch ein Halo. Crackdown 3: Eine Fortsetzung. Dazu neue Teile von Forza und Gears of War: Allesamt Fortsetzungen bekannter Reihen. Ein kleiner Lichtblick ist für mich momentan Rares Sea of Thieves, mit dem Rare hoffentlich anfängt, zu seinen Wurzeln zurückzukehren, nachdem man das Studio jahrelang für Kinect-Spiele verschwendet hat, an die sich heute niemand mehr erinnert. Und dann wäre da zum Beispiel noch Cuphead, das schon eine kleine Ewigkeit in Entwicklung ist.

Mir fehlt derzeit bei Microsoft einfach der Mut zum Risiko. Spiele wie Ori and the Blind Forest oder ReCore sind da eine positive Ausnahme und trotz der eher mittelmäßigen Kritiken werde ich mir Letzteres irgendwann noch zulegen - und Ori ebenso. Anders gesagt: Ich vermisse aktuell Spiele wie Detroit, Gravity Rush, Horizon, The Last of Us, The Last Guardian, Journey oder wie sie alle heißen mögen auf der Xbox One. Die neuen Ideen, die Versuche, neue Marken zu etablieren. Ja, auch Sony setzt auf Fortsetzungen etablierter Marken, bringt aber dafür ebenso regelmäßig neue Ideen in das PS4-Ökosystem mit ein.

Bei Microsoft habe ich hingegen derzeit das Gefühl, dass man primär auf das Triumvirat aus Halo, Gears of War und Forza setzt. Aber das wird auf Dauer nicht ausreichen. Gerade ein Unternehmen wie Microsoft könnte mit seinem vielen Geld ein paar risikoreiche Projekte finanzieren. Wer 2,5 Milliarden Dollar für Mojang raushaut, kann auch 100 Millionen für ein paar kleinere Projekte zur Seite legen. Spiele, die nicht unbedingt Triple-A sein und große Budgets verschlingen müssen, wie es die drei eben genannten tun. Hey, kleinere und mittelgroße Spiele können ebenfalls sehr viel Spaß machen, man muss nur die richtigen Kandidaten finden und unterstützen. Das ist beileibe kein simpler Prozess, was niemand annehmen sollte, aber wenn jemand die finanziellen Mittel dazu hat, dann ist es Microsoft.

Natürlich gibt es bereits solche Spiele auf der Xbox, zum Beispiel Quantum Break (für das Remedy aber eigentlich viel zu viel Zeit benötigt hat), das schon genannte ReCore, Ryse, Screamride oder Sunset Overdrive, aber es braucht einfach mehr davon. Wenn ich mir aber zum jetzigen Zeitpunkt dieses und nächstes Jahr anschaue, dann fehlt mir im Xbox-Line-up irgendwo das Besondere, das Spezielle, das Einzigartige. Es ist nicht falsch, auf starke Marken zu bauen, die der Grundpfeiler einer Konsole sind, aber die kleinen und nicht ganz so kleinen Perlen am Rande des Weges sollte man dabei nicht außer Acht lassen, denn die sind es, die einer Konsole ihren wahren Glanz und dem Spieleaufgebot die nötige Abwechslung verleihen. Man muss sie nur finden und gewillt sein, etwas daraus zu machen.

Ich hoffe einfach, dass Microsoft noch einiges in der Hinterhand hat, das in diese Kategorie fällt. Und ich hoffe, dass sie auf der E3 liefern werden, denn eigentlich kann es nicht in Microsofts Interesse sein, gänzlich den Anschluss an die PS4 zu verlieren. Enttäuscht mich nicht.

In diesem artikel

Crackdown

Xbox One, PC

Fable Legends

Xbox One, PC

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Halo Wars 2

Xbox One, PC

Scalebound

Xbox One, PC

Sea of Thieves

Xbox One, Xbox Series X/S, PC

State of Decay 2

Xbox One, PC

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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