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Warum PS3 und 360 den Geist aufgeben

Der Fehler im System

Nachdem der Produktionsboss der Xbox 360, Aaron Greenberg die Hardware-Probleme der 360 als „hinter uns“ bezeichnet hatte, habe ich mich endlich mit der notorischen Unzuverlässigkeit der älteren 360-Modelle befasst, in einem Versuch, etwas dagegen zu unternehmen.

In mehrerer Hinsicht entspringt dieser Artikel einer persönlichen Geschichte. Leser des Digital Foundry-Twitter-Feeds werden wissen, dass zwei meiner Verkaufs-Xboxen in kurzer Folge am RROD gestorben sind. Während Microsoft so nett war, mir ein neues PAL „Jasper“-Modell zu schicken, sollte es sich als bedeutend schwieriger darstellen, meine geliebte NTSC 360 Elite auszutauschen, die ich damals für einen Eurogamer-Hardware-Test gekauft hatte. Abgesehen von dem Luxus, mit Region-Codes versehene Spiele zocken zu können, scheint mir der Gedanke, zwei Konsolen, die mich annähernd 600 britische Pfund gekostet hatten, zu entsorgen, einfach verschwenderisch und inakzeptabel. Etwas musste getan werden.

Ich suchte nach einer permanenteren Wiederbelebung meines Geräts und hatte gehört, dass der beste Fix den sehr männlich klingenden Vorgangs des „Reballings“ der GPU beinhaltet - das Rücklöten der Verbindungen des Motherboards zum Grafikchip. Daher fand ich mich bei meiner nächsten Konsolenwerkstatt wieder, Colchester Computers, wo ich ihre beeindruckende BGA-Rework/Reflow-Station bewunderte. Das war für mich eine exzellente Gelegenheit, aus erster Expertenhand zu erfahren, warum die durchschnittliche Konsole den Dienst quittiert - und wie man sie reparieren kann. Bei meiner Ankunft in der Werkstatt war der riesige Stapel toter, an einer Wand aufgestapelter Konsolen („Ersatzteile“) ziemlich überraschend.

In meinem Gespräch mit dem Ingenieur der Firma, Darren Thickbroom, wurde sofort klar, dass viele der Internet-„Wahrheiten“ bezüglich der Fehlerquote der Konsole alles sind, außer eben wahr und dass die Hitzeableitungs-Probleme jeder Revision der Xbox 360 bis zur aktuellen Jasper nicht Microsoft-exklusiv ist. Genau wie beim Wettbewerber stellt sich langsam aber sicher auch die Frage nach der Zuverlässigkeit der PS3.

Während die Ausmaße des sogenannten YLOD der PS3 im Kontext des RROD schwierig zu beurteilen ist, habe ich bei meinem Besuch doch etwas ziemlich Schockierendes erfahren: Egal ob man eine Microsoft- oder Sony-Konsole besitzt, es scheint, als könnte allein die Nutzung der Geräte für ihren vorgesehenen Job einen kumulativen Schaden verursachen. Mit dem sehr realen Risiko, dass unsere Spielemaschinen irgendwann nach dem Ablauf der Herstellergarantie einfach „pop“ machen.

„Deine Xbox hält vielleicht zwei oder drei Jahre - das liegt genauso sehr an der Umgebung wie an der Hardware selbst“, sagt Darren Thickbroom. „Manche Maschinen machst du auf und verstehst sofort, warum sie kaputt gegangen oder überhitzt sind. Manchmal sind da Tonnen Staub oder Fusseln, die über den Lufteinlass reingekommen sind. Das variiert von Person zu Person. Wir sprechen am Telefon mit einigen Leuten, die seit dem Launch-Zeitraum schon die vierte oder fünfte Konsole haben. Wenn du ein ernsthafter Spieler bist, empfehle ich dir, deine Konsole nach einem Jahr upzugraden oder auszutauschen.“

Thickbroom hat auch mit vielen toten Xbox 360 zu tun, die den sogenannten „X-Clamp“-Fix hatten und ist der Meinung, dass dieser im Grunde komplette Zeitverschwendung ist. Das ist eher etwas, dass man sich merken sollte für den Fall, dass die Garantie der 360 abgelaufen ist und man das Problem selbst in die Hand nehmen möchte. „Das Internet“ sagt, dass die Klammern, die an der Basis des Motherboards befestigt sind und die die Kühlkörper sichern, ihren Job zu gut machen und zusammen mit der Hitze der CPU und des Grafikchips dafür sorgen, dass sich das Motherboard verzieht. Die Konsole ist nun vier Jahre und viele Hardware-Revisionen alt, die Klammern bleiben aber trotzdem Teil des Designs der Konsole und auch Thickbroom tauscht jeden der Eigenbräu-Fixes wieder gegen den originalen Sicherungsmechanismus aus. Der Fehler liegt woanders, meint er.

„Es ist das allgemeine Design und der Hitze-Faktor“, sagt er. „Es steckt alles auf so kleinem Raum, die Kühlkörper auf der CPU sind relativ klein. Es gibt viel Hitze abzuführen und das ist nicht zu schaffen. Die gefangene Hitze verzieht die Boards und das ist es, was langfristig für die Probleme sorgt.“

Ausgehend von Thickbrooms Erfahrung scheint es, dass die gesamte X-Clamp-Ersatzindustrie effektiv Geldverschwendung ist. Bei dieser Do-it-yourself-Prozedur geschieht der eigentliche „Fix“ beim Reflow der Lötstellen nachdem die Klammern ausgetauscht wurden. Tatsächlich entfernt man die Lüfter von der 360 und erlaubt ihr, massiv zu überhitzen. Lässt man sie wieder abkühlen, nimmt das Gerät - in den meisten Fällen - seinen Dienst nach dem RROD wieder auf. Wenn man allerdings kein besonderes Glück hat, ist das nur eine kurzfristige Lösung, wenn sie denn überhaupt funktioniert. Das Reflowing ist ein Präzisionsjob, für das man eigentlich auch Präzisionswerkzeug braucht. Und diese Do-it-yourself-Lösung ist, als wolle man die Mona Lisa mit Fingerfarben abmalen. Professionelle Reparatur-Dienste verwenden eine deutlich komplexere Methode für diesen Vorgang.

„Wir entfernen die Kühlkörper, reinigen jedwede thermale Komponente, die noch auf den Boards verbleibt und reinigen die GPU und CPU“, sagt Thickbroom. „Dann tragen wir das BGA-basierte Gel-Flussmittel um die GPU herum auf und heizen es unter einer Infrarot-Reballing-Maschine vor. Diese hält zunächst eine gewisse Temperatur, erhöht sie dann, bis eine Wiederaufschmelze („Reflow“) des Lötzinns stattfindet. Beim Reflow kommt auch das Flussmittel ins Spiel. Sobald es aktiv wird, repariert es das Problem, das die Hitze verursacht hat: Trockene Lötstellen und schwache Verbindungen sind Geschichte.“

Et voila, meine schwarzen und weißen 360er-Türstopper sind „back in Action“ als voll funktionstüchtige Spielemaschinen. Fit für jegliches Schindluder, das ich im Digital-Foundry-Kerker für sie vorgesehen haben könnte.