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Donkey Kong Country Returns

Oberaffengeil

Donkey Kong, der berühmteste Videospiel-Gorilla der Welt, blickt heute auf eine bewegte Karriere zurück. Sein erster Auftritt im nach ihm benannten Arcade-Klassiker Donkey Kong etablierte Shigeru Miyamoto als Entwickler-Genie und machte den Primaten in den 80er Jahren zum Shooting Star. Doch während sein Co-Star Mario zum Weltstar wurde und es bis heute blieb, geriet Donkey Kong für einige Jahre in Vergessenheit.

Vor 16 Jahren war er dann auf einmal wieder da: Nach langem Hiatus war Donkey Kong plötzlich Nintendos große Geheimwaffe. Während SEGA und Sony sich mit den Hardware-Spezifikationen von PlayStation und Saturn gegenseitig überboten, zeigte Nintendo der staunenden Presse einfach ohne große Vorankündigung die ersten Levels von Donkey Kong Country. Die internationalen Schreiberlinge überschlugen sich anhand des bisher nie gesehenen Render-Looks vor Begeisterung wie erwartet über die vermeintlich neue Nintendo-Hardware, auf der das Jump´n´Run lief. Und da zogen die Japaner den Trumpf aus dem Ärmel: Das bei den Jungs von Rare entstandene Donkey Kong Country lief nicht auf einer hochgezüchteten, teuren Nobel-Hardware mit 32Bit und CD-Rom, sondern auf dem damals schon gut abgehangenen Super Nintendo.

Um es kurz zu machen: Donkey Kong Country wurde mit etwa acht Millionen verkauften Exemplare ein riesiger Erfolg, zog zwei direkte Sequels nach sich und verlängerte die Lebensdauer des SNES um gute zwei Jahre. Und dann geriet Donkey Kongs Karriere erneut ins Straucheln. Er verschwand zwar nicht mehr von der Bildfläche wie zuvor, doch konnten seine Spiele einfach nicht mehr an den Erfolg von Donkey Kong Country anknüpfen: Das dreidimensionale Donkey Kong 64 ist bis heute das Negativbeispiel für eine künstlich aufgeblasene Schnitzeljagd, Donkey Konga und Donkey Kong Jungle Beat auf dem GameCube konnten trotz spaßigem Bongo-Gameplay die Massen nicht begeistern, Donkey Kong hielt sich damals vor allem mit Auftritten in den Mario-Kart- und Smash-Bros-Spielen über Wasser.

Und jetzt zeigt der Gorilla mit der Krawatte erneut seine Comeback-Qualitäten: Niemand geringeres als die Retro Studios, die cleveren Texaner, die damals das scheinbar Unmögliche geschafft und die Metroid-Serie in die dritte Dimension gebracht haben, nahmen sich des Affen an und programmierten ein vollwertiges Sequel zu Donkey Kong Country.

Das kommt heute natürlich ohne die 90er-Jahre-Rendertechnik aus, die neue Affen-Abenteuer werden zeitgemäß in Echtzeit berechnet. Und trotzdem trifft Donkey Kong Country Returns exakt den ganz speziellen Charme der alten Silicon-Graphics-Abenteuer. Den Retro Studios ist ein besonderes Kunststück gelungen: Donkey Kong Country Returns sieht so aus, wie die Fans das alte Donkey Kong Country (das, wie man dank Virtual Console schnell feststellen kann, in Sachen Steuerung und Grafik nicht ganz so gut gealtert ist) in verklärter Erinnerung haben. Das satte Grün des Dschungels, das plastische Erscheinungsbild von Donkey Kong und Diddy Kong, die albern-knuffigen Gegner, die hübschen Grafik-Effekte… all das, was die Fans an den alten 16Bit-Episoden mochten, übertrugen die Texaner souverän ins Jahr 2010.

Drei Levels und einen Bosskampf konnten wir ausführlich im Ein- und Zweispielermodus ausprobieren. Alle drei Levels weckten sofort Erinnerungen an den Klassiker. In der ersten Stage hetzt ihr Donkey und Diddy Kong per Wiimote und Nunchuk durch die klassischen Urwälder, vorbei an grimmig-albern dreinschauenden Statuen. Dabei überspringen sie Abgründe, schießen sich in Fässern durch die Gegend und hüpfen Geiern auf den Kopf. Stage 2 weckt Erinnerungen an Diddy´s Kong Quest: Die Affen turnen an der Meeresküste entlang, springen über hölzerne Plattformen und bekommen Ärger mit Panzerkrebsen, die ihr nicht einfach mit einem Kopfsprung erledigen könnt. Die dritte Stage ist der klassische Minenlevel: Hier machen euch kippende Felsvorsprünge, wegbrechende Plattformen und pfeilschnelle Loren das Leben schwer.

Insbesondere aber der erste Boss, ein debil grinsendes Horntier, hatte es in sich: Nur wenn ihr seinen Attacken flink ausweicht, euch von seinem gierigen Maul fernhaltet und ihm nur dann auf den verwundbaren Rücken springt, wenn es nicht gerade seine Panzerplatten ausgefahren hat, könnt ihr es treffen - und natürlich wird der Gegner von Treffer zu Treffer wütender und aggressiver, erst nach langem, harten Kampf konnten wir schließlich den Sieg davontragen.