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EA Sports UFC 3 - Test

So langsam wird's!

Auf Pro & X ein guter Schritt nach vorne. Nun noch ein neues Ground-Game, mehr Charme für die Karriere & weniger Mikrotransaktionen

Im Anlauf auf die Veröffentlichung des zweiten Teils hat UFC-Game Director Brian Hayes etwas gesagt, das mich wahnsinnig gemacht hat. "60 FPS hätte keinen besonders großen positiven Auswirkungen." Zudem hätten die Tester, die EA im Vorfeld fragte, das Spiel in 30 FPS mit Motion Blur hübscher gefunden. Und so lief ein komplexes Kampfspiel, in dem ein Fight mit nur einem flinken Treffer an die richtige Stelle vorbeisein konnte, eben nur in 30 Bildern pro Sekunde. Klar, UFC 2 war vor allem im Stand-up Game ein gutes Stück weitergekommen als sein Vorgänger. Wirklich stets Herr der Lage zu sein, daran hinderte die Technik aber selbst versierte Spieler.

Und genau, weil es keinen spielerischen Mehrwert liefert, läuft UFC 3 nun auf PS4 Pro und Xbox One X ausnahms- und alternativlos mit 60 FPS. Ich bin nicht sicher, ob es ein feiner Zug von mir ist, jemandem, der offensichtlich ein Einsehen hatte und seine Haltung zu einem Thema änderte, seinen Irrweg von vor über zwei Jahren unter die Nase zu reiben. Wenn man aber schon ein-eindrittel Dekaden in dieser Branche auf dem Buckel hat, kann man solche nachweislich falschen Behauptungen von Produzentenseite irgendwann nicht mehr hören.

Poster-Boy ist natürlich Conor McGregor. - (EA Sports UFC 3 Test)

Nun gut, Schwamm drüber. Zwar priorisiert EA immer noch Optik über Bildrate, worunter Nutzer der Standard-PS4 und Xbox One spürbar zu leiden haben. Aber auf der PS4 Pro präsentiert sich EA Sports UFC 3 endlich in Schlagdistanz zur nächste Woche sechs Jahre alten Referenz UFC Undisputed 3. Das ist zwar nach wie vor die schnellere und vor allem ausgewogenere Repräsentation des Sports. Aber hiermit kann man so schon eine Menge Spaß haben.

Die Änderungen im Vergleich zum Vorgänger, abseits der doppelten Bildrate, sofern man auf den richtigen Geräten spielt, sind überschaubar, aber an nicht unwichtigen Punkten gesetzt. Das im letzten Teil schon überzeugende Striking Game, so lange beide Fighter noch auf den Beinen stehen, ist sogar noch besser gelungen. Das Trefferfeedback war schon damals spektakulär und kraftvoll, aber nun ist es noch eine Ecke nachvollziehbarer, warum ein Schlag besonders hart landete. Die relativen Bewegungsrichtungen von Hand oder Fuß und dem Ziel des Schlages zueinander spielen eine größere Rolle. Zudem wurde das nicht ganz zum Sport passende Paradensystem abgeschafft. Nun konzentriert sich die Defensive auf punktgenaues, analoges Ausweichen des Oberkörpers und effizientes Managements eurer schnell schwindenden Ausdauer und der unter Treffern abnehmenden Blockstärke.

Das Stand-up Game ist noch eine Ecke kraftvoller und dynamischer. Eine schöne Repräsentation des Sports. - (EA Sports UFC 3 Test)

Im Resultat ergibt das enorm befriedigende Schlagabtäusche, bei denen man sich schon zwingen muss, das Match auf den Boden zu verlagern. Hier hat sich nämlich nicht so viel geändert und obwohl das Interface minimal besser vermittelt, wann man Übergänge beziehungsweise Sweeps blocken kann, fühlt sich das immer noch eine Idee zu sehr nach Minispiel an. Das gilt im Übrigen auch für die Submissions, also Aufgabegriffe. Das Problem ist nur, dass ich keine Ahnung habe, wie man es besser machen könnte. Die wenigsten Leute, die das hier spielen, sind echte Kampfsportler und lesen die Bewegungen gut genug (ganz zu schweigen davon, dass man viele Aktionen in der Realität eher spüren spürt, als sieht; Gewichtsverlagerungen zum Beispiel), um auch ohne die stets prominent sichtbaren HUD-Anzeigen das Spiel am Boden in ihrem Sinne zu gestalten.

Das System ist allerdings funktional und auch hier gefällt mir, wie sehr man seine Ausdauer konservieren muss, um einen zu Boden gerungenen Gegner auch noch mit schnellen und wirksamen bearbeiten zu Schlägen können. Richte ich mich jetzt schon für nur zwei oder drei Schläge aus dem Full Mount auf, um die Erschöpfung des Gegners auszunutzen, oder parke ich mein Gewicht mit gehaltener Kontertaste und einem Auge auf der Sweep-Anzeige auf dem Gegner, um mich für eine schlimmere Barrage etwas zu sammeln? Ist in Ordnung, wenngleich längst nicht so dynamisch und spannend, wie die echte Bodenarbeit im MMA. Ansonsten steht, wenn man in 60 FPS spielen kann, viel Freude mit im Octagon.

Für den Knockout-Modus holte sich EA Sports einen etwas verschlafenen Snoop Dogg als Kommentator ran. Ihr wisst schon, 'always chasin' the green'. - (EA Sports UFC 3 Test)

Ein taktisches, oft aufregender Schlagabtausch, der schon mal überraschende Wendungen nehmen kann, auch weil man Verletzungen viel Beachtung schenken muss. Schade, dass die Punktrichter regelmäßig seltsame Entscheidungen treffen und Effizienz deutlich über Effektivität stellen. Ich habe Matches einstimmig nach Punkten verloren, in denen ich insgesamt mehr Treffer landete und das Spiel am Boden dominierte, nur weil ich weniger Schläge meines Gegners abfing und er deshalb ein bis zwei harte Wirkungstreffer landete. Daran sollte EA Sports in den kommenden Wochen noch arbeiten.

Abseits des Käfigs überzeugt das breite Aufgebot an Mixed Martial Artists und der Karrieremodus ist zwar etwas steril, schafft aber endlich die doofe Trainings-Minispiel-Tretmühle ab, auf die Kampfsportsimulationen seit jeher bestehen, weil ihnen nichts Besseres für die Downtime zwischen den Fights einfällt. Hier bucht ihr ein Gym gegen Spielgeld und tauscht dann Zeiteinheiten gegen Aktivitäten ein. Ihr müsst euch entscheiden, ob ihr Training, Lernen oder Promotion favorisieren sollt, wobei ihr im Training nur bestimmt, welche Charakterwerte gesteigert werden sollen.

Der Kommentar ist mehr oder weniger aus dem zweiten Teil übernommen, soweit ich das hören konnte. Schade. - (EA Sports UFC 3 Test)

Um etwas Training kommt ihr zwar nicht herum, aber das ist durchweg motivierend gelöst. Ihr startet nämlich mit einem überschaubaren Set an Standard-Moves, das ihr nach und nach erweitern könnt, indem ihr Herausforderungen gegen andere MMA-Kämpfer eures Gyms besteht. Die lassen sich auch bei Versagen beliebig oft wiederholen, sodass ihr nicht einmal speichern und neu laden müsst. Diese Herausforderungen sind auch eine gute Gelegenheit, das nicht eben einfach zu erlernende Spiel in seinen Facetten zu erfassen. Es macht Spaß, sich mit den so gewonnenen Moves und passiven Perks seinen eigenen Kämpfer hochzuzüchten.

Im Hauptmenü gibt es als Hilfestellung noch einige Tutorial-Videos, aber wenn man ehrlich ist, lernt man im Übungsmodus (in dem man sich auch noch einmal alles erklären lassen kann) und den Challenges mehr.

Kein EA-Sports-Spiel ohne Ultimate Team. Und während das restliche Spiel komplett frei von Mikrotransaktionen ist, ist dieser eigentlich ziemlich interessante Modus mit Management-Elementen randvoll davon. Klar, man verdient auch im laufenden Spiel etwas Währung, aber wenn man neben einigen permanenten neuen Kämpfern, Skills und Perks aus den Kartenpaketen, die man kauft, auch solche bekommt die man nur in einer beschränkten Zahl von Kämpfen einsetzen kann, dann stinkt das einfach. Ich weiß, für Verbrauchsgüter Geld zu berappen, das ist nichts Neues, aber das macht es nicht besser. Im Einzelspieler kommt man noch ganz gut vorwärts, aber spätestens online öffnet das gesamte System Pay-to-win Tür und Tor.

Cover image for YouTube videoEA SPORTS UFC 3 | GOAT Career Mode Trailer | Xbox One, PS4
EA Sports UFC 3 - Karrieremodus-Trailer

Etwas anderes, das mir sauer aufstößt, ist dass die KI auf höheren Schwierigkeitsgraden oft gedankenleserische Fähigkeiten entwickelt. Nicht, dass "normal" nicht schon schwer genug wäre, aber wer das hier sehr lange zu spielen gedenkt, der sollte sich dessen bewusst sein.

Ansonsten ist EA hier ein wahnsinnig gutaussehendes Spiel gelungen. Die Charaktermodelle wirken beinahe fotorealistisch, die individuellen Animationen bringen die echten Kämpfer gut rüber und Beleuchtung, Haut und Bluteffekte runden ein attraktives Spiel ab. Vor allem, wie die Spielphysik die Gliedmaßen stets schön voneinander separiert, ohne, dass Clipping-Probleme sichtbar wären, ist allerhand. EA Sports hat das schon seit Fight Night Tagen besser raus als alle anderen. Sieht wunderbar plastisch und körperlich aus.

Ohne die etwas zu gierigen Mikrotranskationen, mit einem etwas dynamischeren Boden-Kampf und auch auf Basiskonsolen in 60 Bildern pro Sekunde stünde hier wahrscheinlich unser silbernes Emblem über diesem Text. EA Sports UFC 3 verbessert sich auch durch die stärkere Hardware einmal mehr spürbar und liefert ein hochsolides, in Ansätzen sogar richtig gutes Kampfspiel ab, das ohne größeres Völlegefühl oder schlechtes Gewissen alle Stunden frisst, die man ihm in den Rachen wirft. UFC-Fans sollten bei Gelegenheit ein Auge drauf werfen, und wenn es nur ist, um Undisputed 3 so langsam mal in Rente zu schicken. Es wird Zeit.


Entwickler/Publisher: EA Sports - Erscheint für: PS4, Xbox One - Preis: 59,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch - Mikrotransaktionen: Ja, Ultimate Team, Kämpfer, Perks, Consumables - Getestete Version: PS4 Pro

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

EA Sports UFC 3

PS4, Xbox One

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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