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Earth Defense Force: Iron Rain - Test: EDF! EDF! EDF! ... EDF? ...

Jetzt neu: mit Grafik und Geschichte.

Neuer Teil der EDF-Reihe mit gefälliger Grafik und reduziertem Trash-Faktor. Macht immer noch Spaß, verliert aber ein wenig an Charme.

Zahllose Teile lang hat Entwickler Sandlot bei der Earth-Defense-Force-Reihe einen besonderen Wert auf einen Faktor gelegt: Trash. Die Third-Person-Shooter sehen traditionell aus, als kämen sie aus einem Universum, das sich ein paar Konsolengenerationen hinter dem unseren befindet, in dem schlaue Geschichten noch nicht den Weg in Videospiele gefunden haben und in dem es bei der Sprachausgabe darauf ankommt, dass überhaupt jemand etwas sagt - unabhängig davon, ob das in irgendeinem Zusammenhang zum Geschehen auf dem Bildschirm steht.

Earth Defense Force: Iron Rain wurde aber gerade nicht von Sandlot entwickelt, sondern von Yuke's. Das sind die, die im Westen bisher vor allem durch die WWE- und UFC-Spiele zu ein wenig Aufmerksamkeit gelangt sind. Und die machen mit Earth Defense Force jetzt etwas, das auf den ersten Blick so gar nicht zur Serie passen will: Sie hübschen die Grafik auf und fügen dem Spiel eine Geschichte hinzu, die sogar in groben Ansätzen Sinn ergibt.

Das ist das Gefühl, für das man Earth Defense Force spielt: Diverse Soldaten kämpfen teilweise fliegend gegen einen Riesenroboter in einem Haufen aus Ameisenkadavern. (Earth Defense Force: Iron Rain - Test)

Das grobe Grundprinzip der Reihe bleibt auch bei Iron Rain aber gleich. Ihr werdet in verschiedene, strikt voneinander getrennte Schlachtfelder geworfen und müsst dort allerhand Monster bekämpfen, typischerweise Riesenameisen, später aber auch feuerspuckende Käfer, riesige Mechs und allerhand anderes Getier, das so und nicht anders auch aus japanischen Kaijū-Filmen stammen könnte. Einer der großen Unterschiede: Ihr könnt euch diesmal zu Beginn einen Charakter erstellen, komplett mit Gesicht nach Wunsch. Und diese Figur ist auch keine komplett irrelevante, denn ihr seid der legendäre Held, der im Jahr 2026 den Hivecraft zerstört hat, ein besonders gefährliches Alien-Mutterschiff. Jetzt, sieben Jahre später, seid ihr aus dem Koma erwacht und schickt euch an, den immer noch andauernden Krieg endgültig zu gewinnen.

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Auch diesmal kehren wieder einige der schon aus den Vorgängern bekannten verschiedenen Klassen zurück, namentlich der Trooper, der Jet Lifter und der Heavy Striker. Während der Trooper relativ wendig auf dem Schlachtfeld unterwegs ist und der Jet Lifter hauptsächlich aus der Luft zuschlägt, ist der Heavy Striker eine schwer gepanzerte Klasse. Zusätzlich gibt es diesmal den Prowl Rider, der praktisch eine Art Kompromiss aus bodengebundener und vor allem fliegenden Einheiten darstellt. Der hat nämlich die Fähigkeit, sich an Gebäuden festzuklammern und sich schon fast in Spider-Man-Manier daran hochzuziehen. Einmal pro Mission könnt ihr zudem den Overload-Modus aktivieren, damit erhaltet ihr Zugriff auf die Spezialfähigkeit eurer jeweiligen Klasse. Das kann beispielsweise ein nahezu undurchdringbarer Schild sein, oder, im Fall des Prowl Rider, die Möglichkeit, eine feindliche Einheit auf der Map zu kontrollieren.

Eure Figur könnt ihr auch zu Beginn selbst gestalten. So beispielsweise. Wann wird das hip? (Earth Defense Force: Iron Rain - Test)

Neu ist außerdem, wie ihr zu neuer Ausrüstung kommt. Noch in Earth Defense Force 5 musstet ihr während der Mission Waffenboxen einsammeln und habt im Anschluss zufällige Items daraus bekommen. Jetzt sammelt ihr während der Mission Energiekristalle, die ihr als Währung im Shop für Waffen ausgeben könnt. Das hat den Vorteil, dass ihr nicht mehr jede Menge Müll zur Verfügung habt, mit dem ihr ohnehin nichts anfangen könnt, sondern euch sehr zielgerichtet für jene Waffen entscheiden könnt, die zu eurer favorisierten Klasse und Spielweise passen. Upgraden könnt ihr diese Waffen nicht, alles in allem fühlt sich das Hochrüsten eurer Figur also deutlich strategischer an und weniger wie in einem typischen Loot-Sammelspiel. (Anders: Das hier ist kein allzu guter Ersatz für Borderlands 3.)

Dieser Riesenkäfer kriegt gleich eine fette Granate in den Bauch, der soll nur kommen. (Earth Defense Force: Iron Rain - Test)

Die Kampagne ist diesmal nur knapp über 50 Missionen lang, also deutlich kürzer als noch beim Vorgänger - bei etwa gleicher Länge der einzelnen Missionen. Das scheint der Preis zu sein, für das eingangs erwähnte Minus an Trash-Faktor, was übrigens keinesfalls heißen soll, dass Iron Rain aussieht wie ein aktueller AAA-Titel. Aber während man noch bei Earth Defense Force 5 den Eindruck bekommen konnte, es handele sich um ein hochgerechnetes PS2-Spiel, sieht das hier immerhin aus, als komme es aus der PS3-Ära. Das liegt wohl an der Implementierung der Unreal-Engine, ihr bekommt es also mit durchaus okayen Beleuchtungseffekten zu tun und selbst euer Charaktermodell sieht beeindruckend aus, wenn es zu Beginn jeder Mission mit voller Wucht aus dem Himmel auf das Schlachtfeld kracht. Das hat allerdings Folgen: Die Framerate bricht im Vergleich zu den Vorgängern deutlich häufiger ein, insbesondere natürlich dann, wenn viel auf dem Bildschirm passiert. Bricht also ein Alien-Mech durch eine Häuserfront, sieht das zwar gut aus, ihr solltet euch dann aber vielleicht ein kleines bisschen zurückziehen, um nicht Opfer stotternder Bilder zu werden. (Das wiederum trifft auf Nutzer der regulären PS4 nochmal weit mehr zu als auf jene, die auf der PS4 Pro spielen.)

Neue Waffen könnt ihr euch in Iron Rain einfach aus dem Shop kaufen. Geld müsst ihr euch aber natürlich innerhalb der Missionen verdienen. (Earth Defense Force: Iron Rain - Test)

Was die Geschichte angeht: Ich würde sagen, sie ist "vorhandener" als im Vorgänger, wenn es dieses Wort gäbe. Denn sie bleibt natürlich rudimentär und voller Klischees. Teilweise unfassbarer Klischees. Während eure Kameraden noch in EDF 5 völligen Blödsinn geredet haben, etwa gefragt haben, ob es sich bei diesen Riesenameisen wohl um Dinosaurier handelt, verhalten sie sich jetzt sprachlich eher wie lobotomierte Rednecks, die zumindest gedanklich nach jedem Satz eine Ladung Kautabak in den Spucknapf pfeffern. Hinzu kommen wirklich unfassbar grenzwertige Figuren wie der deutsche Wissenschaftler, den die Entwickler allen Ernstes Dr. Mengel genannt haben und der spricht wie ein Betrunkener. Wirklich, man möchte ihn nach Hause schicken und gleichzeitig die Entwickler bitten, ihre Namenswahl doch noch einmal zu überdenken. Der Trash-Faktor bleibt in gewisser Weise also doch erhalten, ich bin mir nur nicht mehr sicher, ob so freiwillig wie beim Vorgänger.

Zurück zu netten Gameplay-Features: Ihr könnt die Kampagne selbst natürlich alleine spielen, alternativ aber auch zu zweit via Split-Screen oder aber online mit bis zu fünf weiteren Spielern. Letzteres konnte ich zum Testzeitpunkt leider nur bedingt ausprobieren. Es funktioniert, aber es haben sich selten genug Spieler gefunden, um wirklich ein Match zu sechst zu bestreiten. Außerdem gibt es diesmal einen kompetitiven Modus, in dem zwei Teams darum kämpfen, so viele Monster wie möglich innerhalb einer bestimmten Zeit um die Ecke zu bringen. Auch das funktioniert, ich konnte es in Anbetracht mangelnder Mitspieler aber kaum testen.

Wirkt hier noch bedrohlich, kommt später haufenweise auf euch zu: dieses … Ding. (Earth Defense Force: Iron Rain - Test)

Unterm Strich hatte ich aber Spaß daran, Earth Defense Force: Iron Rain zu spielen. Das grafische Upgrade ist doch irgendwie nett, auch wenn die Darbietung noch lange nicht zu etwas aufschließen kann, das man aktuell Standard nennen könnte. Hier ein bisschen weniger Trash, da ein bisschen mehr (fragwürdiger) Trash, man merkt dem Titel den neuen Entwickler schon an. Schlecht ist das nicht, nur fühlt sich Iron Rain dadurch tatsächlich weniger an wie eine Fortsetzung, sondern vielmehr wie ein Spin-off. Als hätte der Publisher mal vorsichtig probieren wollen, was passiert, wenn das Franchise in andere Hände gelegt wird und dafür keine 6 hinter dem Spieltitel spendieren wollen. Iron Rain ist noch nah genug an den Vorgängern, um dessen Freunden Spaß machen zu können. Letztlich verfehlt es ein wenig diese ganz eigene Balance aus der richtigen Mischung an Trash, Spielspaß und noch mehr legendärem Trash. Aber falls ihr schon immer mal eine Riesenameise in der Unreal-Engine platzen sehen wolltet: Das ist eure Chance!


Entwickler/Publisher: Yuke's/D3 Publisher - Erscheint für: PS4 - Preis: 59,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gestestete Version: PS4 - Sprache: englische Sprachausgabe, deutsche Texte - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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