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Eiyuden Chronicle Rising weckt Hoffnung und Sorgen gleichermaßen

Die inoffizielle Suikoden-Neuauflage macht einen auf Bloodstained und schickt ein schlankes Spin-off vorweg. War das eine gute Idee?

Stoppt mich, wenn euch das bekannt vorkommt: Japanische Entwickler mit reichlich Standing versuchen über Kickstarter eine inoffizielle Fortsetzung ihrer bekanntesten Reihe. Sie sind auf der Crowdfunding-Plattform irrsinnig erfolgreich, brauchen bei der Umsetzung des Projekts aber etwas länger und schicken ein günstiges Spin-off vorweg, um den Fans die Wartezeit zu verkürzen.

Richtig, Bloodstained hatte es vor ein paar Jahren so gehalten - und wie es aussieht, machen es die ehemaligen Konami-Leute von Rabbit & Bear Studios es jetzt mit Eiyuden Chronicle ähnlich. Die inoffizielle Suikoden-Neuauflage Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes lässt noch ein wenig auf sich warten, weshalb jetzt ein externes kleines Studio mit Eiyuden Chronicle Rising mit ähnlicher Art-Direction und im selben Universum schon ein paar Charaktere einführen und World-Building betreiben darf. Ich bin nur nicht sicher, ob Rising in gleichem Maße Vorfreude zu wecken vermag, wie Curse of the Moon seinerzeit.

Der Aufbau der Stadt in den ersten Stunden gestaltet sich als Serie von Hol- und Bringdiensten.

Ein paar Dinge machen mir Hoffnung, beginnend beim schlanken Preis von 14,99 Euro. Der Rest ist aber eher oberflächlicher Natur. So muss ich etwa sagen, dass die Pixel-Ästhetik der Charaktere ziemlich genau den Vibe von Suikoden einfängt. Während JRPGs seinerzeit durchweg von Kopffüßler-Figuren dominiert waren, war der gestreckte Look detailliert handgezeichneter Helden und Bösewichte in diesem sträflich unterschätzten Klassiker ein Signal, dass man auch ein paar erwachsenere Töne anschlagen würde. Ich habe es mal als JRPG-Game-of-Thrones beschrieben und würde das jedes Mal wieder tun. Vor dem Hintergrund heutiger RPGs ist der Effekt zwar ein anderer, aber visuell ist die Nähe zur Vorlage frappierend. Das ist schon mal gut.

Ebenfalls gefallen mir die Musik und der Ton, in dem die Dialoge geschrieben wurden, schon in diesem RPG-Platformer-Ableger ganz gut. Das hat schon einiges an Witz und man hat das Gefühl, die Welt ginge auch außerhalb des von einem Erdbeben ruinierten Dorfes ein gutes Stück weiter. Abseits von Tonfall und Charakter-Artworks gehen die Probleme aber auch schon los: Erstens gibt es viel zu viel Gerede, das ein anfänglich arg rudimentäres und langweiliges Gameplay zu lange unterbricht. Man wartet lange für wenig substanzielles Spiel.

Hauptcharakter CJ kann springen, schlagen und einen Ausweich-Huscher nach links und rechts hinlegen. Für einzelne Quests kehrt man immer wieder in dieselben Bereiche zurück, findet Loot an denselben Stellen und bekämpft dieselben Feinde. Das hat schon arg etwas von Mobile Game. Als mit Känguru-Mensch Garoo ein zweiter Kämpfer dazukommt und mit einem eigenen Button direkt in den Kampf eingebracht werden kann, wird es langsam besser. CJ bekommt nach ein paar Level-Aufstiegen einen Doppelsprung, Garoo kann parieren statt ausweichen. Und dass es einen Bonus auf den Angriff gibt, wenn man die Charaktere mit einem bestimmten Timing wechselt, ist ein cooler Einfall, der angenehm rhythmische Kämpfe verspricht, die auch einiges an Tiefe hergeben.

Das Kampfsystem verspricht Tiefe, die dem Rest des Spiels bisher abgeht. Leider war die Demo vorbei, bevor ich es ganz auskosten konnte.

Die Level aber bleiben die gleichen, mit identischer Gegner- und Item-Verteilung, aber immerhin einiger Arenen, die das Spiel wohl spezifisch für Missionen absteckt. >Optisch stört, was für ein stilistischer Mischmasch die Umgebungen sind: Fast alles besteht aus einfachen Polygon-Gebilden und Hintergründen, durch die sich hübsch gepixelte, aber karg animierte Freunde und Feinde bewegen, während hin und wieder offensichtlich mit Buntstiften handgezeichnete Bosse wie aus einem anderen Spiel wirken. Eine extrem seltsame Zusammenstellung, die nicht nur ein wenig orientierungslos daherkommt.

Als würde ich ein Gratis-Spiel auf Android-Spielen werde ich X-Mal in dieselbe Höhle geschickt, um verschiedene Sachen zu holen. Für die Rüstungsschmiedin etwa Farbe, die plötzlich an einer Stelle ist, die ich schon mehrfach besucht hatte - samt Boss, der eine Truhe bewacht. Oft werden Gegenstände, die man findet, einfach als Ausrufezeichen im Level markiert, anstatt, dass sie wirklich modelliert im Level lägen. Und viele wiederkehrende Design-Elemente wie Pilze und bestimmte Felsen werden immer und immer wieder in identischer Form recycelt. Es wirkt alles... nun ja... sparsam.

Warum man das alles macht? Nun, in der Demo, für die ich nicht ganz drei Stunden gebraucht haben soll, löst man für diverse Shopkeeper eine Quest, damit sie ihren zerstörten Laden wieder aufbauen, der euch dann seine Dienste anbietet. Es ist nett anzusehen, wie die Stadt wieder zu gedeihen beginnt, aber wahnsinnig interessant ist sie bislang nicht, zumal unsichtbare Wände an diversen Stellen das Vorankommen ohne weitere Angabe von Gründen verhindern.

Handgemalte Bosse, Polygon-Umgebungen, Pixel-Art-Charaktere. Seltsame Mischung.

Das Hauptspiel, Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes, ist für mich als alter Suikoden-Fan eines meiner am meisten erwarteten Spiele, die sich gerade in Entwicklung befinden. Ich habe mich darauf gefreut, jetzt schon mit Rising zumindest den großen Zeh in diese neue Welt zu halten. Nach meiner Preview bin ich aber nicht sicher, ob dieser Vorgeschmack das Hauptspiel wirklich aufwerten kann. Es ist nicht alles schlecht: Die Figuren haben Charme und die Demo endete ausgerechnet an der Stelle, an der ich gerade begann, so etwas wie Spaß zu verspüren, weil sich die Skills so langsam öffneten und die Kämpfe dadurch interessanter wurden. Zudem wird man in der Spitze durch drei Charaktere gleichzeitig hindurch changieren, was Tiefe in den Fights andeutet, die ich gerne schon etwas ausgelotet hätte. Vielleicht ist das hier auch ein klassischer Fall einer Preview-Fassung, die ihren Schlussstrich einfach zu früh zog? Ich drücke die Daumen.

Eiyuden Chronicle Rising erscheint im Frühjahr 2022 für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, Nintendo Switch und PC und ist ab dem Erstverkaufstag im Game Pass enthalten.

In diesem artikel

Eiyuden Chronicle

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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