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Elden Ring angespielt: Da steckt mehr Dark Souls drin, als ich gedacht hätte

Elden Ring erscheint endlich Ende Februar und es wird in vieler Hinsicht eine Rückkehr in vertraute Gefilde. Das Spiel kann und will seine Souls-Herkunft nicht verleugnen. Gut so.

Im Grunde gibt es nur zwei Dinge, die Veteranen des Souls-Universums wissen müssen: Ist Elden Ring A) das beste Spiel des Jahres/Jahrzehnts/überhaupt aller Zeiten? Und B): Komme ich sofort damit klar? Auf beide Fragen lautet die Antwort: Ja. Die erste mit der Einschränkung, dass ich nur sechs Stunden gespielt habe und die zweite mit eigentlich keiner Einschränkung.

Es ist faszinierend, wie schnell man sofort wieder drin ist. Das eigentlich immer noch etwas zu seltsame Interface ist so in die eigene Essenz eingebrannt, dass ich es die Spielzeit über gar nicht beachtete. Einfach, weil ich jeden Handgriff darin kannte. Sicher, manche Dinge heißen jetzt anders, das eine oder andere Item funktioniert minimal anders, aber 98 Prozent sind einfach Souls. Das wird jetzt niemanden überzeugen, der mit Souls vielleicht auch aus diesen Gründen nie warm wurde, aber diese Möglichkeit hielt From nicht davon ab, hier auf Nummer Bekannt zu setzen.

Elden Ring bedeutet auch home, sweet home. Wie man hier unschwer auf einen Blick sehen kann.

Gleiches gilt für den Kampf. Die Gegnergruppen wurden größer, vor allem, wen man nicht aufpasst und rennt, wo man schleichen sollte. Es gibt auch eine Variation der schweren Attacke, etwas mehr Betonung auf Schild-Brecher-Manöver - so zumindest meine Spielerfahrung als handelsüblicher Ritter -, aber im Grunde findet man nach Minuten den Rhythmus wieder. Lock-On, ein wenig Kreisen, die Attacken lesen, die Konter planen. Automatismen im Hirn mittlerweile.

Ist Elden Ring also nur das nächste Souls, das jetzt einen anderen Namen hat? Nun, ja und nein. Aus all den genannten und noch viel mehr Gründen ist es das. Das Spielgefühl ist perfekt vertraut, das Gefühl von "Heimat" sofort wieder da, wenn man durch eine runtergerockte Fantasy-Welt wandert. Wisst ihr noch, wie mystisch das Leveln und seine Feinheiten mal waren? Das ist jetzt alles zweite Natur, auch in Elden Ring. Der NPC brabbelt nur wirr? Ja, ja, wir sehen uns sicher später wieder, wird schon alles Sinn manchen oder auch nicht. Ein guter Teil von Hauch des Unbekannten dieser Art ist verflogen - nach fünf Spielen, wer hätte es gedacht -, aber Elden Ring will in diesem Zusammenhang anderweitig Boden wettmachen.

Auch drinnen wirkt es alles sofort heimelig.

Ich war mir nicht sicher, wie sich eine offene Welt auf ein Souls auswirken würde. Endet es alles in einem schwierigeren Assassin's Creed? Oder entsteht doch etwas Eigenes? Am Ende ist es keines von beiden, sondern es bleibt einfach Souls. Die Architektur eines Souls-Spiels beruht auf neuen Wegen und Abkürzungen zu alten. Um das zu erreichen, werden Teile der Architektur zusammengepfercht, hier und da mal mit einem Tunnel unbestimmter Länge oder einem Fahrstuhl unbekannter Höhe verbunden. Andere Gebiete schränken sich als Außenareal eben auf die drei interessanten Quadratmeter ein und lassen es bei der Andeutung der Hintergrundtextur. Souls war auf diese Weise immer gut darin eine gigantische Größe vorzutäuschen, die die spielbare Welt gar nicht bot.

Jetzt fügt Elden Ring diese Welt einfach hinzu. Die einzelnen Abschnitte driften etwas auseinander und was früher eine Tapete mit einem Wald war, ist nun ein Wald. Die Gebiete, die er verband, die gigantomanischen Schlösser und tiefste Dungeons sind auch noch da, so wie man sie kennt, in sich selbst verschlungen und mit Ausgängen in andere Ecken der Welt. Das sind die gleichen Abkürzungen und neuen Wege, die man hier sucht. Nur, dass man vorher die Welt gesehen hat, die man immer erahnte und nicht umhinkommt, mit einem Grundgefühl von Ehrfurcht und Panik durchzureiten.

Euer Pferd hat in Elden Ring einen Doppel-Sprung. Warum? Ganz einfach: Mit Doppel-Sprung wird alles besser.

Letzteres wohl primär deshalb, weil ich mit meinem Geisterpferd kurzerhand einfach losritt, jeden Gegner ignorierte und einfach schaute, ob ich das Ende der Welt erreiche. Nein, tat ich nicht. Ist wohl zu groß. Hinter jedem Wall, jedem Schloss, wartete in der Ferne noch eine größere Gormenghastsche Absurdität und auch die war nicht nur Tapete. Die silbernen Bäume, die den Himmel umspannen? Stehen in der Welt herum. Man kann hinreiten. Ich stand davor. Es war keine Tapete. Und dann brachte mich was in zwei Sekunden um.

Wer Sorge hatte, dass Elden Ring mit seinem Celebrity-Support-Namen auf dem Cover verweichlicht wäre, der kann sich hier problemlos entspannen. Das wurde mir klar, als mir ein Drache auf den Kopf fiel. Mehr oder weniger im Startgebiet. Und nein, es war kein Intro-Noob-Streicheldrache. Könnten auch drei Sekunden gewesen sein. Zehn Soldaten nahm ich methodisch auseinander. Dann kam ein Typ mit Großschild und Speer und zeigte mir eine schöne Viererstoßattacke, meine Ausdauer war durch, seine nicht, drei schnelle Treffer in der nächsten Sekunde schickten mich zurück zum Lagerfeuer. Auch das ist alles so geblieben, wie man es kennt. Anders will es die eigene Hass-Liebe mit der Todesmeldung ja gar nicht haben.

Schleichen un Überfall empfehlen sich auch im alles andere als verwässerten Elden Ring.

Neu sind die Zwischenspeicherpunkte. Wenn ihr sterbt und vorher eine solche Säule passiert habt, dann werdet ihr an dieser wiederbelebt. Das ist im Grunde nicht anders als an einem Lagerfeuer, nur ohne dessen ganze Features, sprich Schnellreise, Leveln und Crafting. Damit schafft euch das Spiel ein klein wenig Rückhalt, indem ihr nicht endlos durch die Gegen wandern müsst. Aber es wird einem halt auch nicht zu einfach gemacht, indem es simple Seelen-Runs von einer solchen bequemen Position aus unterbindet. Ein auf den ersten Blick gelungener Kompromiss zwischen der neuen Weitläufigkeit und alter Härte.

Ich gebe zu, das Einzige, was mich störte, war die Schnellreise. Also, im Grunde liebe ich sie und sie ist in einem Spiel, bei dem man schon mal drei Stunden in eine Richtung reiten kann, auch wichtig, geradezu unersetzlich. Aber den vielleicht schönsten Moment der Anspielsession hat sie mir ein wenig versaut: Scheinbar gibt es jetzt Truhen, die euch als Falle auffressen und damit zu einer unbekannten Stelle in die Welt teleportieren. Da nach drei Stunden Spielzeit jeder Ort pure Panik bedeutete, war es großartig, sich plötzlich am anderen Ende der Karte wiederzufinden, in völlig unvertrauter und fremdartiger Umgebung. Dieses Gefühl wäre noch intensiver gewesen, wenn ich denn nicht gewusst hätte, dass ich jederzeit wieder zurück in das mir vertraute Gebiet kann. Ich habe Sachen dort am Ende der Welt gesehen, sage ich euch … eine magische Stadt voller Geister, majestätisch und verwirrend und sehr, sehr tödlich für dumme Level-8-Touristen. Es war fast wie früher, als man Anor Londo endlich fand.

Aber ja, selbst wenn die Schnellreise in diesem Falle das ungefragt aufgespannte Sicherheitsnetz war, sonst ist sie essenziell in dieser großen Welt. Worum es eigentlich geht? Was weiß ich. Die paar Dialogzeilen sind kryptisch wie immer, die NPCs nicht hilfreicher als sonst und es ist nun mal irgendwas mit sterbende Fantasy-Welt mit Problemen. Ganz offensichtlich erledigte George R.R. Martin seinen Job mit Bravour. Nämlich von links nach rechts und zurück in seinem Pool zu treiben, einen Mojito fest in der Hand und den Stift bereit, um der Nutzung seines Namens ohne weitere Verbindlichkeiten zuzustimmen. Nun, er wird schon irgendwas beigetragen haben, aber davon merkt man in den ersten Stunden herzlich wenig. Das ist durch und durch Souls, auch in diesem Aspekt. Ich gönne dem alternden Fantasy-Schreiber jeden Dollar, den er mit seinem Namen macht und komme gut damit klar, sollten diese hier einfach verdient gewesen sein.

Ich haknn es nicht erwarten endlich da ganz hinten links auf die letze Spitze zu wandern und zu gucken, was da ist. Bald.

Also ja, Spiel des Jahres ist Elden Ring, das steht jetzt schon mal fest, zumindest für mich. Ich betrat die Welt, stand vor absurden Welten, Schlössern und Monstern und wollte nicht wieder weg. Sicher, es können noch zahllose Probleme nach mehr als den mageren sechs Stunden Spielzeit auftreten. In dieser kurzen Zeit begann ich gerade mal an der Oberfläche zu kratzen. Aber was ich dort fand, das macht nur endlos Lust auf mehr davon. Ich sagte immer, dass sich das Gefühl in eine unbekannte Welt gestoßen zu werden, das man in den ersten Souls damals hatte, nicht wiederholen lässt. Bis zu einem gewissen Grad trifft das wohl auch auf Elden Ring zu. Aber diese hier wirkt so abenteuerlich, dass ich die Vertrautheit in vielen Aspekten nicht nur gern in Kauf nehme, sondern willkommen heiße. Ende des Monats geht es endlich zu nach Hause.

Mehr zu Elden Ring:Elden Ring - Hoffnungen, Erwartungen und verwegene Wanderlust

In diesem artikel

Elden Ring

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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