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F1 2018 - Was darf es sein: Großer Sportsmann oder Egotrip?

Auch Rennfahrer sind nur Menschen. Aber was für welche?

Das Qualifying auf dem Hockenheimring gehörte nicht unbedingt zu meinen Glanzleistungen als virtueller Formel-1-Pilot beim Anspieltermin von F1 2018. Mit Ach und Krach habe ich das Rennen hinter mich gebracht und bei einem unfreiwilligen Drift aus einer zu schnell angefahrenen Kurve das sündhaft teure Chassis meines Boliden um ein paar Bauteile erleichtert. Noch angespannt vom Rennen und auch ein wenig sauer wegen meiner Unachtsamkeit, habe ich nicht genau auf die Frage der Reporterin Claire geachtet, die mich nach jedem Auftritt zum Interview bittet.

Optisch hat F1 018 noch mal zugelegt und bietet teilweise komplett überarbeitete Strecken und schicke Wolken- und Wettereffekte.

Warum es zu dem Unfall gekommen sei, möchte die Medienvertreterin wissen und auf dem Bildschirm erscheinen zwei Antwortmöglichkeiten sowie ein Timer, der gerade mal 10 Sekunden Zeit für die Auswahl lässt. Das Medien-Feature gab es zwar bereits schon einmal in F1 2010, aber seinerzeit hatten die Interviews keine Auswirkung auf den Spielverlauf. Das ist nun anders, denn einfach irgendwas auswählen und schnell weiter im Karrieremodus voranschreiten ist keine gute Idee.

In dem konkreten Fall kann ich mein Fahrerhaupt mit Asche bestreuen und erklären, dass ich eben einen Fehler begangen habe oder großspurig die Bandenberührung auf die mangelhafte Qualität des Fahrzeugs schieben. Übernehme ich keine Verantwortung, wird das vom angeschwärzten Team missmutig aufgenommen und meine Reputation sinkt. Das kann dann zur Auswirkung haben, dass sich die Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit der Bereitstellung verbesserter Fahrzeugteile mehr Zeit lässt. Im Verlauf der Saison kann so mit den Antworten echter Sportgeist bewiesen oder die Rolle des Showman übernommen werden, der hemmungslos die Schuld am eigenen Versagen seinem Team oder der Pistenkonkurrenz in die Schuhe schiebt.

Dank offizieller FIA-Lizenz bietet F1 2018 alle Strecken, Teams und Fahrzeuge der laufenden Saison. Ergeben sich Änderungen, patcht Codemasters zügig nach.

Das frische Feature im Telltale-Stil verspricht dabei erhebliche Auswirkungen auf die eigene Karriere, beispielsweise in dem sich verbal angegangene Piloten auf der Strecke mit heftigen Attacken rächen, oder sich das Management bei der nächsten Vertragsverhandlung zurückhaltend zeigt. Eine Sportsmanship - Showmanship-Anzeige verrät dabei, in welche Richtung sich die Fahrerpersönlichkeit entwickelt.

Aber das ist nur eine, wenn auch in meinen Augen sehr spannende Neuerung des aktualisierten Lizenztitels. Technisch baut die 2018er-Version auf dem bereits exzellent spielbaren Vorgänger auf, bereichert um die aktuellen Strecken, Fahrer, Fahrzeuge und das Regelwerk der laufenden Saison. Alle 21 Rennstrecken, darunter der als Austragungsort zurückgekehrte Hockenheimring und der neue Circuit Paul Ricard, stehen zur Verfügung. Dazu kommen noch Kurzversionen von Suzuka International und Circuit of the Americas sowie die Nachtfahrt auf dem Circuit de Monaco.

Neben der Rückkehr des Hockenheimrings liefert ihr euch erstmals auf dem Circuit Paul Ricard heiße Rennen.

Befahren werden die bekannten Pisten in den üblichen Spielmodi wie Grand Prix, Zeitrennen, Herausforderungen und eben genannter umfangreicher Karriere. Hier können sich Formel-1-Fans wieder so richtig austoben und sich nicht nur als begnadeter Fahrer, sondern auch als meisterlicher Stratege und Techniker beweisen. Der bereits in F1 2017 eingeführte Tech-Tree wächst munter weiter und das eigene Fahrzeug kann mit mehr als 120 Upgrades verbessert werden. Sollte es seitens der FIA in der laufenden Saison zu Regeländerungen kommen oder sich Änderungen bei den Teams ergeben, verspricht Codemasters, zügig einen entsprechenden Patch zur Verfügung zu stellen. Das kann dann auch schon mal dazu führen, dass ein frisch entwickeltes Upgrade nun ein No-Go darstellt. Aber so ist es eben im Rennzirkus.

Apropos Regeländerung: Das Halo-Sicherheitssystem, bei dem zusätzliche Streben im Cockpit den Fahrer bei Unfällen schützen, hat bereits Einzug in die Rennsimulation gehalten. Das bedeutet, dass sich in der Cockpitansicht eine hässliche Mittelstrebe breit macht, die bei den echten Piloten keine Probleme mit der Sicht verursacht, sich aber beim Anspielen als Hindernis erweist. Auch wenn es Puristen leicht erschaudern lässt, Codemasters erlaubt es, den Blickfeldstörer optional auszuschalten.

Neben den aktuellen Fahrzeugen stehen auch 20 klassische Boliden der Formel-1-Geschichte zur Verfügung, beispielsweise Michael Schuhmachers Ferrari F2004.

Überhaupt lässt sich das Biest von Rennspiel, das in seiner Reinform eine echte Herausforderung an das fahrerische Können darstellt, in Optionsmenüs leicht zähmen. Aktiviert man sämtliche Fahr-, Lenk- und Bremshilfen und stellt die Gegner-KI auf die Stufe einer Scheibe trockenen Knäckebrots, können auch Fahranfänger nahezu mühelos die ersten Erfolge feiern und sich langsam zum Pistenprofi entwickeln. Rennsimulationsfetischisten werden wiederum in den Dutzenden von Menüs wirklich alles finden, was es zum Fein-Tuning des Boliden braucht und können von der Aerodynamik der Flügel bis zur akribischen Auswahl der Reifen alles beeinflussen.

In dem überarbeiteten Medien-Feature befragt euch nach jedem Rennen die Reporterin Claire. Passt aber auf, was ihr in den Interviews unter Zeitdruck antwortet, eure Aussagen haben Einfluss auf die Karriere.

Optisch hat Codemasters aus der hauseigenen Ego-Engine nochmals einiges gegenüber dem Vorgänger herausgekitzelt. Die Strecken wurden teilweise neu überarbeitet und schicke Effekte sorgen mit Nebelfeldern, vorbeiziehenden Wolken, aufgewirbeltem Staub und Wassertropfen auf der virtuellen Kamera für eine atmosphärische Rennkulisse. Schön umgesetzt wurden auch einige Details, die mir aufgefallen sind. So jubeln die Zuschauer, wenn ihr an den Tribünen tagsüber vorbeifahrt, nachts könnt ihr ein Blitzlichtgewitter von den Kameras erkennen. Und wenn ihr in die Boxengasse einfahrt, kommt euer Team herausgesprintet, um Reparaturen vorzunehmen, den Tank zu füllen oder Reifen zu wechseln. Kleinigkeiten, die aber das gelungene Gesamtbild noch sichtlich abrunden.

Das Halo-Sicherheitssystem ist Pflicht in der Formel-1. Wenn euch die Mittelstrebe stört, könnt ihr die Anzeige in der Cockpitansicht auch ausschalten.

Gut drei Stunden konnte ich auf den verschiedenen Strecken verbringen und mich mit aktuellen Boliden und den insgesamt 20 klassischen Fahrzeugen vergnügen, darunter erneut Michael Schuhmachers Ferrari 2004, aber auch die neuen, alten Modelle Brawn-BGP-001 und Williams-FW25. Das Fahrgefühl ist erneut fantastisch und wenn bei den Rennen zu Beginn das Fahrerfeld eng an eng um die Kurven rast und nur riskante Überholmanöver mit akuter Crashgefahr die Position verbessern, steigt sofort wieder der Adrenalinpegel in ungeahnte Höhen. Idealerweise räumt ihr das Wohnzimmer frei und stellt euch einen Rennsitz mit Lenkrad hin. Aber auch mit einem Controller lässt sich das Pistenspektakel vernünftig steuern und ihr braucht nicht auf das geniale Geschwindigkeitsgefühl und das gelungene Handling der PS-Giganten zu verzichten.

Entwickler/Publisher: Codemasters / Koch Media Erscheint für:PlayStation4, Xbox One, PC - Geplante Veröffentlichung: 24. August 2018 - Angespielt auf Plattform: PlayStation 4

In diesem artikel

F1 2018

PS4, Xbox One, PC

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Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.

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