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Fallout: New Vegas Ultimate Edition - Test

Keine Bugs. Alle Add-Ons. 100 Prozent uncut. 101 Prozent echtes Rollenspiel.

Derzeit gibt es wenige Rollenspiele, die geeignet sind, einen echten Spielcharakter im Geiste vorzuformulieren und dann auch innerhalb der gegebenen Handlung mit Nuancen auszuspielen. Eine der markantesten, jüngeren Ausnahmen ist Fallout: New Vegas. Dies führte zu einigen meiner etwas weniger stabilen Texte - der finale dritte Teil folgt vielleicht noch eines Tages - und zu wunderbaren Spielerfahrungen, da euch New Vegas in vielen Belangen einfach machen lässt. Es gibt einen roten Faden. Er führt durch eine gute Geschichte, der man gerne folgt, dabei die kleinen Zivilisationsreste einfach ignoriert. Oder ihr nehmt diese überraschend substanzreichen Einsprengsel und spinnt eine eigene Geschichte, indem ihr überlegt, wie eure Figur mit all ihren erdachten Persönlichkeitsmerkmalen handeln würde. Das ist echtes Rollenspiel und hier darf man es dank des Aufwandes, den Obsidian mit den Texten, Entscheidungen und Figuren betrieben hat, etwas mehr als sonst ausleben.

New Vegas zeigt, dass dieses Studio zwar einen notorischen Ruf hat, wenn es um die erste Version von fast jedem ihrer Spiele geht, sie gleichzeitig aber etwas enthusiastischer ans Werk gehen, wenn es um die Lebendigkeit ihrer Welten geht. Es ist dieser kleine Extra-Touch, der aus den Details hervorgeht, der einen die Charaktere und ihre Spielwelt etwas mehr fühlen lässt. Die Sprache einer Figur, ein wenig mehr Background, das gewisse Extra an Konstellationen und Verflechtungen.

Es fängt ganz sicher den Geist der ersten Fallouts ein und übertrifft dabei sogar noch ein klein wenig seinen herausragenden Vorgänger. Was den Vergleich zu Fallout 3 sonst angeht: Es fällt leicht, zu sehen, warum zum Erscheinen viele Leute etwas enttäuscht waren. Ähnliche Grafik, gleiches Spielsystem, wenig neue Waffen und ein immer noch nicht optimales Menü. Vorsichtig gesagt. Aber ich muss sagen, dass sich das für mich nach ein paar Stunden relativierte. Wo Fallout 3 ganz klar das radioaktive Kind von Elders Scrolls darstellt, beinhaltet New Vegas noch eine andere DNA. Es fühlt sich nicht kleiner, nicht eingeschränkter, aber erzählerisch dichter an. Es stimmt, dass die große Weite der Ödlande ein zweites Mal nicht mehr so sehr beeindruckt. Obsidian umschiffte dieses Problem jedoch auf dem Weg, den es gut beherrscht. Sie gaben dem Spiel noch deutlich mehr Persönlichkeit.

Wenn ich mir hier etwas gewünscht hätte und es auch angesichts der Add-Ons immer noch tue, ist es ein Mehr an Leben in New Vegas selbst. Als ich endlich die Stadt vermeintlicher Träume erreichte, war der Unterschied zu den Ödlanden nicht ganz so plastisch dargestellt, wie ich es mir erhofft hätte. Die Atmosphäre schmälert es leicht, aber das ist schon Nörgeln auf hohem Niveau. Davon solltet ihr euch nicht abschrecken lassen und den Weg durch die Mojave Wüste trotzdem bestreiten. Der Strip lohnt die Reise selbst ein wenig verwaist immer noch.

Insbesondere in der Fallout: New Vegas Ultimate Edition, um mal über das aktuell in den Regalen liegende Produkt zu reden. Den Zug, nicht von der üblichen GOTY zu sprechen, weil es eben nicht das "Spiel des Jahres" war, kann man schon als ein wenig drollig auf eine sympathische Art einstufen. Bedenkt man, dass auch Two Worlds, Teil1, sein Game of the Year bekam, müsste New Vegas sich im Vergleich schon Game of the Century nennen, aber würde sich selbst dann nicht so übertrieben anbiedern. Das fast bescheidene, selbstbezogene Ultimate steht erst einmal für alle Patches, was bei einem Obsidian-Titel immer eine wichtige Sache ist. Ich persönlich hatte ja mit der ursprünglichen Version Glück, aber da ich keine Sekunde glaube, dass all die Berichte über die wildesten Fehler und Fehlerchen frei erfunden waren, ist die Ansage, nun eine bereinigte Version zu bekommen, so erfrischend wie selbstverständlich.

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Der Schwung der vier mitgelieferten DLC-Inhalte schwankt qualitativ leicht. Lonesome Road startet ok, besser wird es mit Dead Money und Honest Hearts. Old World Blues schließlich gehört zu den besten und stimmigsten Ergänzungen für ein RPG überhaupt. Ein Blick zurück in eine vergangene Zeit, der so unterhaltsam ist, dass ich ihm nicht einmal das Backtracking übel nehmen kann. Jedes dieser Pakete erweitert nicht nur das Spielgebiet, sondern auch euren Charakter, der mit diesem Schwung auf Level 50 hochspielbar ist, weit über das Maß des Hauptspiels allein hinaus. Run Gunners Arsenal und Couriers Stash runden als Ausrüstungspakete das Bild ab.

Über einen Mangel an Inhalten kann sich bei der Fallout: New Vegas Ultimate Edition sicher niemand beschweren. Alles, was es je gab und jetzt auch ohne Bugs, die euch die Beine oder Spielstände wegknüppeln. Das muss doch einen kleinen Aufschlag wert sein. Ja, aber nur, weil eben New Vegas nicht nur die Masse, sondern vor allem die in anderen Rollenspielen oft vermisste erzählerische Klasse nicht vernachlässigt. Wenn ein Spiel es schafft, eine genaugenommen sehr simple Fetch-Queste so interessant zu gestalten, wie es hier beispielsweise Old World Blues gelingt, dann schick' mich den ganzen Tag Krams holen, ich gehe gerne los. Wenn das Spiel selbst seinen kleinen NPCs ein wenig Leben mitgibt und euch über ihr und euer Schicksal so frei und oft sogar mit einiger Relevanz entscheiden lässt, dann gehe ich dafür gerne in die (Mojave)Wüste. Fallout: New Vegas lässt euch in all diesen kleinen Details versinken, wie kaum ein anderes Rollenspiel das schafft. Solltet ihr euch nicht getraut haben, weil die Bug-Berichte euch schreckten oder ihr einfach nicht die Zeit hattet, dann ist die Ultimate Edition genau der richtige Punkt, um einzusteigen.

Und das nicht nur, weil es die erste deutsche Version ist, die ungeschnitten erscheint. Als würde das jemanden angesichts solch spielerischer Güte interessieren.

9 / 10

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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