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Far Cry 2

Teil 1: Abstieg in die Hölle

Vielleicht liegt es daran, dass er nichts anderes gelernt habe. Seit Josip 20 ist, schlägt er sich mit Waffen herum. Ob als Fallschirmjäger im Jugoslawienkrieg, als Bodyguard für durchgeknallte Russen oder als Guerilla-Kämpfer, der Jugoslawe macht seinen Job einfach zu gut. Wo es ihm an Kraft und Jugend fehlt, liefert er Skrupellosigkeit und Erfahrung. Wer sonst wäre dazu in der Lage, in einem Land voller waffenstarrender Wahnsinniger einen einzelnen, mächtigen Mann zu finden und um die Ecke zu bringen.

Wie seinen finsteren Kollegen geht es ihm in erster Linie um den Profit. Doch es passt auch nicht zu seinem Berufsethos, dass so viele Zivilisten unter dem Knüppel des Jackals zu leiden haben . Das Land braucht einen Befreier und der kommt in Form von 120 Kilo abgehärteter Muskelmasse und fast 30 Jahren Kampferfahrung daher. Nur er kann das Sterben stoppen und endlich Frieden bringen.

Es ist schade, dass dieses wunderschöne Fleckchen Erde sich langsam aber sicher in eine Hölle verwandelt. Weite Steppen, bizarre Felsformationen und dichte Urwälder ziehen während der Autofahrt vorüber. Die DUNIA-Engine der kanadischen Entwickler lässt ihre Muskeln spielen. Bäume, Sträucher und Gras wiegen sich ein wenig hektisch im Wind, während die harte Mittagssonne das Szenario mit ihrem brutalen Licht in Szene setzt. Keine plötzlich auftauchenden Gegenstände stören die Simulation, nur die etwas unruhigen Schatten, die sich im Screenshot als gestreifte Fläche entpuppen, trüben das perfekte Gesamtbild.

Wären da nicht die ständigen Waldbrände, die gefährlichen Raubtiere und die Dutzenden Tropenkrankheiten, könnte man fast meinen, im Paradies gelandet zu sein. Ein Umstand, der die Guerilla-Einheiten nicht davon abhält, Dörfer zu plündern und Menschen zu töten. Jeder Ausländer verlässt fluchtartig das Land, nur unser wahnsinniger Söldner landet auf dem fest getretenen Stück Erde, das sich Flughafen schimpft.

Aber die richtige Scheisse beginnt erst, nachdem das Ziel erreicht wurde: Geschüttelt von Fieberkrämpfen bricht der von Kraft strotzende Hüne vor dem Hotel zusammen und versinkt in der Bewusstlosigkeit. Erst nach einer langen Zeit wacht er geschwächt und orientierungslos in einem heruntergekommenen Zimmer auf. Eine simple Matratze auf dem Boden, eine abgeblätterte Tapete an der Wand und ein nackter Tisch in der Mitte, mehr steht ihm in seiner misslichen Lage nicht zur Verfügung. Und um die ganze Sache noch schlimmer zu machen, sitzt sein Ziel im halbdunkel des Raums und beobachtet sein Leiden.

Kaum angekommen, schon in ein Feuergefecht verwickelt.

Ein Hohn. Der Jackal blättert in seiner Akte, während sich sein Auftragsmörder mit Krämpfen auf dem Bett hin und her wirft. Hilflos. Wehrlos. Er könnte ihn erschießen, erstechen oder einfach zu Tode prügeln. Doch er lacht nur. Mit Größenwahn in der Stimme erklärt er ausführlich, warum er ihn am Leben lässt. Er ist der Kriegsgott, der dieses Stück brennende Erde in seinen Händen hält und über Leben und Tod entscheidet. Er macht ihm klar, dass man ihn nicht töten kann. Gibt dem Jugoslawen aber eine Chance, es zu versuchen. Dann wird es wieder dunkel und er verliert erneut das Bewusstsein. Das Spiel um das Leben dieses kleinen Landes hat begonnen.

Schon dieser dramatische Einstieg macht klar, um was es hier eigentlich geht. Der Jackal ist ein Symbol für all das Schlechte in Afrika. Unser Held ein Mann mit wenig Hoffnung und viel Pragmatismus. Genau wie die anderen Figuren in diesem ungewöhnlichen Stück Software ist es schwer, ihn in das Schema Gut oder Böse zu pressen. Die Welt von Far Cry 2 besteht vor allem aus grauen Schattierungen, in dem ein Auftragskiller die Rolle des strahlenden Ritters übernimmt und der Jackal als skrupelloser Geschäftsmann die seines böses Spiegelbilds.

Und das soll mein neuer Freund sein?

Wie kein Spiel zuvor versucht sich der Titel damit an einer Zivilisationskritik, die beschreibt, wie die erste Welt dem afrikanischen Kontinent nur Tod und Zerstörung bringt. Die Waffenindustrie ist ein Sinnbild für die fehlgeschlagene Kolonialisierung und das Ende einer langen, traurigen Geschichte.

Letzten Endes ist der Titel aber auch einfach nur ein Spiel, das gleich nach dieser intensiven Einstiegssequenz mit einem wilden Schusswechsel beginnt. Ubisoft Montreal bringt Euch in einem fiebrigen Tutorial die Steuerung bei und lässt Euch an dem Krieg zwischen den Fraktionen APR und UFLL teilhaben. Doch egal ob Ihr aus dieser ersten Prüfung als Sieger oder blutender Verlierer hervorgeht, endet der Einstieg nach einer kurzen Ladesequenz in der dunklen Hütte eines sehr dubiosen Wohltäters.

Durch Zufall landet Ihr bei einer der beiden Parteien und müsst Euch in den ersten Missionen als Söldner verdingen. Eure Ziele und Aufgaben sind für eine kurze Zeit vorgegeben, um Euch den Einstieg zu erleichtern und die Spielmechanik zu erklären, doch schon nach wenigen Stunden entlässt Euch der Titel im wahrsten Sinne des Wortes allein in die Wildnis und Ihr entscheidet selbst, wohin Euch das Schicksal verschlägt.

Das war der erste Teil unseres Far Cry 2 Specials. Das Spiel erscheint am 23. Oktober für Xbox 360, PS3 und PC. Den zweiten Teil des Far Cry 2-Specials solltet Ihr natürlich ebenfalls nicht verpassen.

In diesem artikel

Far Cry 2

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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