Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers

Final Fantasy Light

Ein Teil dieses Problems ist auch der Schwierigkeitsgrad, oder vielmehr das dessen Abwesenheit. Wer sich nicht wirklich anstrengt und sein Ableben provoziert, der wird Layles Abenteuer höchstwahrscheinlich absolut problemlos beenden, ohne jemals das Zeitliche zu segnen. Geht euch bei einer der Action-Einlagen doch mal irgendwann die Energie aus, dann wird sie einfach beendet und ihr erhaltet am Ende eine etwas schlechtere Bewertung, die Handlung wird danach trotzdem fortgesetzt. Und verliert ihr in einem der regulären Kämpfe tatsächlich mal Energie, lassen die Gegner direkt die entsprechenden Heilmittel fallen. Natürlich wird so zwar dem gefürchteten Frust vorgebeugt, andererseits lässt The Crystal Bearers dadurch aber auch das Gefühl vermissen, etwas erreicht und ein echtes Hindernis überwunden zu haben.

Typisch für Square Enix ist die Kameraarbeit mal wieder nicht ganz optimal. Wie eine Uhr dreht ihr die Kamera mit dem Steuerkreuz der WiiMote frei in alle Richtungen um euren Helden, leider werdet ihr in den seltensten Fällen die ideale Position finden, so dass ihr ständig damit beschäftigt seid, die Kamera nachzujustieren. um Layle und seine Umgebung etwas besser im Blick zu haben. Das ist beim Durchqueren der großräumigen Szenarien jetzt nicht so dramatisch, lässt aber Kämpfe, gerade gegen dicke Bosse, schnell zur Geduldsprobe mutieren. So war es beispielsweise beim Kampf gegen den ziemlich beeindruckenden Bahamut kein Problem, Taktik und Schwachstellen auszuknobeln, besagte Schwachstellen aber erst einmal ins Blickfeld zu bekommen, ohne dass dabei einer der herumwuselnden Goblins Layle einen Scheitel zieht, war dagegen eine ziemlich nervige Angelegenheit.

Dank bekannte Monster wie dem Cactuar entsteht familiäre Final Fantasy-Stimmung.

Aber insbesondere Kingdom-Hearts-Veteranen sind solche Widrigkeiten ja gewohnt. Und eine brillante Idee muss man The Crystal Bearers anstandslos konstatieren: Drückt ihr die 2-Taste der WiiMote, könnt ihr sofort einen Screenshot des Spiels festhalten und auf SD-Karte für die weitere Verwendung speichern – eine klasse Idee, die hoffentlich Schule macht!

Abhilfe bei der biestigen Kamera hätte hier eine kleine Karte geschaffen, immerhin ist die spätestens seit Final Fantasy X fest im Square’schen Repertoire. Leider fehlt die aber ausgerechnet hier, und die Karte, die ihr auf Tastendruck aufruft, ist bestenfalls ein schlechter Witz und hilft euch bei der Navigation in etwa soviel weiter wie ein Globus in der Berliner Innenstadt. Die einzige Karte, die ihr in Kämpfen gereicht bekommt, ist ein Gegner-Radar, auf dem eure Widersacher als rote Punkte eingezeichnet sind. Und ganz ehrlich, den hätte man sich dann auch sparen können. Als Orientierungshilfe geben euch die Entwickler regelmäßige Wegweiser an die Hand, die könnt ihr allerdings nur lesen, wenn ihr zu Fuß unterwegs seid. Reitet ihr auf einem Chocobo durch die Landschaft, müsst ihr erst absteigen, was zu Folge hat, das euer gelbes Federvieh sofort die Biege macht. Tja, dumm gelaufen.

Speziell für die extrem multitaskingfähige Youtube-Generation wurden wohl die Laufschriften implementiert, die permanent durchs Bild flitzen und euch Hintergrundinfos über eure Umgebung liefern. Und diese Hintergründe wären auch sehr willkommen – wenn ich sie denn mal wirklich lesen könnte! Aber wie bitteschön soll ich mich denn auf diese Schriften konzentrieren können, wenn ich nebenbei noch nach Schatzkisten Ausschau halte, Monster verhaue oder vielleicht doch auch mal die hübsche Grafik genießen will? Das kann vielleicht ein 12-jähriger, der gleichzeitig SMS schreibt, den neuesten Klingelton runterlädt, Youtube-Filmchen anschaut und im Hintergrund MTV laufen hat. Ich bin damit dagegen überfordert und gebe das auch offen zu.

Layles und Belles Strandabenteuer erinnern an diverse Dead or Alive Spin-Offs...

Gut. Das war jetzt eine ganze Menge gerechtfertigtes Gemecker. Aber trotz all dieser kleinen und durchaus auch mal größeren Kritikpunkte habe ich The Crystal Bearers durchweg die Treue gehalten. Ja, es ist zu leicht, ihm geht oft eine stringente, in sich geschlossene Regie ab und die Open-World-Elemente wirken aufgesetzt und überflüssig. Man wird das Gefühl nicht los, dass Marketing-Abteilung und Entwickler eher gegensätzliche Absichten mit The Crystal Bearers hatten und dem Spiel so ein paar unnötige Elemente aufgezwungen wurden.

Und trotzdem macht Layles Abenteuer Spaß. Es ist die spielbare Fassung eines flotten kleinen Kinoabenteuers, das den Zuschauer nicht überwältigt, aber allemal zu unterhalten weiß. Irgendwie mag man die Figuren einfach, freut sich über simple, aber spaßige Actionszenen, all die Abwechslung und natürlich die tolle Inszenierung. Es ist ein angenehmer Appetithappen für Zwischendurch, ein unkompliziertes Vergnügen, das auch Einsteigern Freude macht und stellt eine willkommene Ergänzung im Wii-Line Up dar. Erwartet ihr kein XXL-Rollenspiel, kein Loot-Monster und kein episches Melodrama, dann werdet auch ihr gut mit Layle auskommen.

Final Fantasy Crystal Chronicles: The Crystal Bearers ist ab Freitag, den 5. Februar, für die Wii im Handel erhältlich.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel
Verwandte Themen
Über den Autor
Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Kommentare