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Final Fantasy XII

Teil 1: Wie viel Final Fantasy steckt in Teil 12?

“Diplomatisch“. Definition: die Diplomatie betreffend; übertragen: geschickt verhandelnd.

Noch vor einigen Jahren hätte ich vermutlich gesagt, „Warum diplomatisch sein? Final Fantasy XII ist ein Schatten dessen, was die Vorgänger ausmachte. Und wer das Spiel hochjubelt, der kennt sich mit der Materie nicht aus.“ Nun bin ich allerdings ein paar Jährchen älter, erfahrener und auch diplomatischer. Kurzum: Ich kann nachvollziehen, wieso die markanten Neuerung in Final Fantasy XII viele Zocker begeistern werden.

Der Titel lässt westliches Rollenspiel-Flair aufkommen, spielt sich wie eine Offline-Variante eines MMORPGs. Zudem ist das Spiel ein Stück weit zugänglicher, gibt sich in seiner Struktur moderner und verzichtet auf die von vielen Fans kritisierten Zufallskämpfe. In so weit gestaltete Square Enix den nun mehr zwölften Vertreter der Reihe massentauglicher. Vermutlich damit auch endlich jene zu dem Spiel greifen, die mit der besonderen Art, der teils herausfordernden Raffinesse der bisherigen Final Fantasys nicht liebäugelten. Oder die das Epos schlicht und ergreifend als rückständig und ausgelutscht darstellten – Schande über Euch!

Und wie ist es um die Fans bestellt? Besitzt Final Fantasy XII trotz all der Neuerungen noch genügend von der kostbaren Substanz, die unsereins vor die Fernseher bannte? Uns, die Final Fantasy seit mehreren Jahren, vielleicht sogar seit Anbeginn der Reihe begleiten. Mit den Helden wahrhaft epische Abenteuer bestritten, sie stolz in die Schlachten führten, ihre Freude und ihren Kummer teilten.

Meine Meinung kennt Ihr bereits. Damit Ihr diese Frage aber für Euch selbst beantworten könnt, möchte ich Euch in einem direkten Vorher-Nachher-Vergleich zeigen, was war und was sein wird. Final Fantasy XI lasse ich übrigens bei den „Vorher“-Passagen außen vor, da es sich nicht so ganz in diese Bereiche gliedern lässt.

Das Intro

Vorher: Mädchen in einem rosa Kleid, eine Bestie verwüstet eine Stadt binnen Sekunden durch eine Energiewelle, zwei Kontrahenten liefern sich ein heißblütiges Schwert-Duell, eine Sängerin und ihre Tänzer verzaubern eine Konzerthalle. Mit Ausnahme von Final Fantasy V und Final Fantasy X-2 war jedes Intro prall gefüllt mit Dramatik, raschen Bildwechseln und einem Einblick in Vergangenes, Gegenwärtiges und hin und wieder auch Zukünftiges. Mal zeigte sich das Filmchen ausgesprochen düster, mal tragisch, mal romantisch angehaucht. Bereits in der ersten Szene oder dem Moment, wo sich Blumen, Vögel oder Federn in die Lüfte erhoben, wusste man „das ist ein Final Fantasy“ und die optisch ungemein anspruchsvolle Kost ließ eine Portion Vorfreude durch den Körper kribbeln.

Nachher: Erneut traumhaft schön, hervorragend gerendert und gewürzt mit allerlei romantischen und dramatischen Elementen. Trotzdem irritiert das Intro, erweckt es doch zwangsläufig den Anschein, man betrachte eine Kombination aus Final Fantasy und Star Wars. Und was die Sache noch madiger macht, ist das, was gleich im Anschluss an das Video folgt – eine nacherzählte Story in ellenlangen Textpassagen. Während der Sprecher die Historie und Problematik Satz für Satz, Bildschirm für Bildschirm zum Besten gibt, ist man nach spätestens 2 Minuten versucht, sämtliche Buttons auf dem Pad zu drücken, damit es dann doch ein Ende findet. Der Sprecher klingt toll, keine Frage. Aber das ist etwas zu viel des Guten.

Die Story

Vorher: Noch immer streiten sich die Fans, welche Final Fantasy-Geschichte wohl die beste ist. Einige halten ganz klar Final Fantasy VII die Stange, andere tendieren zu Final Fantasy VI und die nächsten sprechen sich für Final Fantasy X aus. Für sich genommen war eigentlich jede Geschichte ein Juwel. Es funkelte zwar nicht immer strahlend, glitzerte sich aber durch die anschwellende Dramatik und die vielen Wendungen letztlich in das Spielerherz. Sei es die tieftraurige Story von Vivi dem Schwarzmagier, Clouds Verbindung zu Jenova, der unerwartete Tod von Aeris (Aerith), Squalls und Rinoas Romanze oder die herzzerreißende Hinrichtung von Lenne und Shuyin (Tidus und Yunas Seelenverwandete). Und selbst wenn der Plot in einigen Titeln (Final Fantasy VIII) erst in der zweiten Hälfte fesselte, so zauberte das japanische Entwicklerteam in den Zwischensequenzen doch stets ergreifende Momente auf den Bildschirm, die Lust auf mehr machten. Von denen man nicht genug bekommen konnte.

Nachher: Und abermals bedient sich Final Fantasy XII bei Star Wars. Ein mächtiges Imperium will die restlichen Reiche mit aller Gewalt unterjochen und setzt auf verhüllte Gestalten, die mit allerlei Brutalität ihrer Aufgabe nachkommen - den Judges, ursprünglich Recht und Ordnung verschriebene Ritter. Anfänglich stellt sich nur die Dalmaskanische Widerstandsbewegung um Prinzessin Ashe den Truppen Arcadias entgegen, später gesellen sich weitere Verbündete aus Ivalice (bekannt aus Final Fantasy Tactics, Vagrant Story, FFTA) hinzu. Der Plot ist wie gehabt linear und strickt sich um den klassischen Kampf zwischen Gut und Böse, inklusive der Suche nach dem sagenumwobenen Nethicite, einer tragischen Liebesgeschichte und unzähligen Verwicklungen. Gelungen: Vaan – der Held – und die fünf Hauptprotagonisten bereichern den Verlauf mit mehr oder minder interessanten Hintergründen. Nicht so gelungen: Die Story wirkt zu gewöhnlich, schlängelt sich relativ dünn durchs Abenteuer. Und es fehlt selbst nach 50 Spielstunden und trotz vieler Wendungen das spezielle Etwas in den Zwischensequenzen. Dieses atmosphärische Erlebnis, das beispielsweise Yunas Seelentanz auf dem Fluss oder auch das Auftauchen der geschundenen Anima erzeugte.

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Tanja Menne Avatar

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