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Final Fantasy XIV

Was ist der Wert eines Schafs?

Das Crafting an sich fällt ebenfalls recht interessant aus und das ist auch gut so, macht es doch den allergrößten Teil des Ingame-Wirtschaftssystems aus. Selbst gebastelte Waffen sind fast immer so gut, wie das Zeug, das man bei Gegnern findet. Die Mini-Games, von Bergbau bis zu Kochkunst, sind launig, ganz gut getimt und insgesamt etwas, zum dem man immer mal wieder für ein Intermezzo gern zurückkehrt. Die „Rezepte" für die Schaffung von Items und eigentlich allem, was es so gibt, sind komplex verwoben und wer hier alles allein machen will, wird nicht weit kommen. Oder sehr, sehr lange beschäftigt sein. Die Anzahl der Faktoren, die teilweise den Prozess beeinflussen, seien es Wetter, Tageszeit oder eine komplexe Elementestruktur, geben dem System so viel Tiefe, dass sich fast schon kleine Gilden-Schulen lohnen würden, die nichts machen als dies zu erforschen.

Hier kommen auch die sozialen Aspekte von FFXIV richtig zum Tragen. Spieler finden sich in den drei großen Städten oder den Dörfern weit häufiger zum Basteln zusammen als sie es in den kleinen Quest-Instanzen beim Kämpfen tun. Das scheint auch Absicht zu sein und würde die vorher erwähnte Quest-Cap von diesem Standpunkt aus in sinnvolles Licht rücken. Ihr sollt nicht nur metzeln, ihr sollt die Wirtschaft in Gang bringen.

Und bevor wir damit zu all den Gründen kommen, warum die „12 angry men of the internet" doch nicht ganz unrecht haben, was dieses Game angeht, noch ein paar Worte zur Spielwelt. Der erste, offensichtlichste Aspekt heißt: Schön. Dieses Spiel ist schlicht schön.

Tag- und Nachtwechsel sind nicht nur hübsch sondern beeinflussen auch das Crafting und die Kämpfe.

Die Landschaften, die Texturen, die Details in den Städten, das generelle künstlerische Konzept in seiner Stimmigkeit. Was auch immer FFXIV sonst ist, es ist schön. Und klingt auch gut. Uematsu setzte sich mal wieder an die Notenblätter und, auch wenn es nicht seine denkwürdigste Arbeit sein dürfte, sie passt gut zu dieser Welt und schafft es, mir auch nach Stunden in derselben Landschaft nicht auf den Keks zu gehen.

Die Story zur Welt selbst wurde ebenfalls mit Liebe ausgearbeitet und gibt sich erstaunlich tiefgründig. Die Stadtstaaten Eorzeas, sonst fröhlich bis zum Hals mit eigenem Blut aus endlosen Kleinkriegen besudelt, rauften sich nach dem Angriff eines mysteriösen Empires zusammen und halten nun einen brüchigen Frieden in furchtsamer Erwartung des nächsten Angriffs. Niemand weiß, warum er bisher ausblieb, aber es herauszufinden und mehr darüber zu erfahren, ist durchaus ein Verlangen, das ich schnell verspürte. Sicher, kein MMO kann sich auf die von mir sonst so geschätzten Werte der Story-Entwicklung und Dramaturgie einzelner Figuren eines Spielers konzentrieren, aber hier kompensiert man es zumindest mit einem schicken Hintergrund.

Bis ihr solche Biester bekämpft, vergehen Wochen oder sogar Monate.

Und jetzt heißt es in medias res, denn dieses Spiel hat Probleme. Damit meine ich noch nicht einmal den Umstand, dass es mich in regelmäßigen Abständen von den Servern kickt. Das scheint ein unglücklicher Einzelfall zu sein, da selbst harsche Kritiker FFXIV eine recht hohe Stabilität attestieren und ich bin mir recht sicher, dass solche Probleme in den nächsten Wochen und Monaten weitestgehend behoben sein sollten.

Auch der eine oder andere kleine Quest-Bug, der mir das Leben etwas versäuerte, wird bis dahin wohl nachgebessert. Die mit Abstand größte, einzelne Angelegenheit, an der das Erlebnis, das FFXIV bieten könnte, derzeit scheitert, ist das Interface. Selbiges fasziniert mich absolut, und zwar aus dem Grund, dass man dieses komplette Desaster im Verdacht haben kann, absichtlich und aktiv alle Aktionen des Spielers zu torpedieren. Ich habe, wie schon gesagt, lange mit Ultima Online hantiert und dessen Itemverwaltung und Benutzerführung war gelinde gesagt auch eher suboptimal. Aber es war ein Urgestein und vieles musste in den letzten Jahren erst noch erfunden werden. Dieses hier ist furchtbarer als beinahe alles, was ich je in dieser Richtung erlebte, und das aus einem sehr obskuren Grund. Jede einzelne Eingabe wird anscheinend mit den Servern abgestimmt. Ob ihr im Kampf einen Schwerthieb führt oder versucht die Questkarte aufzurufen, jeder einzelne Klick und Tastendruck dauert die Sekundenbruchteile eines absolut fühlbaren und extrem irritierenden Lags.

Nein, die elfisch angehauchte Startstadt ist überhaupt nicht kitschig und fremdinspiriert. Warum behauptet ihr so etwas, Elrond?

Der Sinn dahinter – und ich stehe mit dieser Theorie nicht allein da – scheint die Abwehr von Goldfarmern und ähnlichen Gesellen zu sein. Zu dieser Ansicht würde es wohl auch passen, dass es keinen automatischen Angriff gibt. Es hat mich erst verwirrt, als ich ein Monster anklickte, mein Held einen leicht verzögerten Schlag landete und dann nichts mehr tat. Nachdem ich es verstanden hatte, fand ich es gar nicht so schlecht, zumindest ist immer etwas zu tun und sei es nur ein wenig Buttonsmashing. Dummerweise geht es dann wieder zurück in die Menüs und wir sind hier noch lange nicht fertig.

Sehen wir einmal kurz von der Trägheit des Systems durch die permanenten Mini-Lags ab, wird es schnell zu einer echten Bürde, ein paar Gegenstände zu verwalten, da immer irgendwie zwei Klicks mehr nötig sind als es sein müssten. Oder auch schon mal 20, solltet ihr ausmisten wollen. Irgendwann stellte ich fest, dass ich jede Menge Murks mit mir herumschleppte, den ich nicht brauchte. Also wollte ich ihn zwar nicht einfach wegwerfen, sondern schon sinnvoll zum Verkauf anbieten. Jede Figur, die so etwas tun möchte, hat ein kleines Bündel-Symbol hinter dem Namen und ich wollte einer dieser fliegenden Privathändler werden.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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