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Fire - Test

Comic-Knobeleien in der Steinzeit.

Ein knallbuntes Steinzeit-Spiel, das sich von herkömmlichen Adventure-Konventionen löst und unterwegs den spielerischen Anspruch einbüßt.

Mit dem kleinen Steinzeitmenschen Ungh habe ich das Innere von Dinosauriern erforscht, ihn in einen Bären und eine Biene verwandelt, Regentänze aufgeführt, die Nacht zum Tag gemacht und schließlich sogar den Weltraum bereist. Wirklich, an abgedrehten Schauplätzen mangelt es Daedalics Steinzeit-Adventure Fire nicht gerade. In knallbunter Comic-Grafik und mit jeder Menge überdrehtem Slapstick-Humor gilt es darin, eine der vermutlich schwierigsten Aufgaben jener Zeit zu meistern: die Suche nach dem namensgebenden Feuer.

Bei Fire lässt sich diese Aufgabe nicht durch das Beobachten von Blitzeinschlägen oder Vulkanausbrüchen lösen, nicht durch das Herumexperimentieren mit dem Funkenschlag zweier aufeinandertreffender Steine. Vielmehr geht es darum, zehn in sich geschlossene Rätsel zu lösen. Anders als bei anderen Adventure-Spielen fehlt eine durchgehende Spielwelt, stattdessen rätselt ihr euch von einer Aufgabe zur nächsten. Ein einzelner Abschnitt besteht dabei meist nur aus drei Bildschirmen, die sich per Klick auf einen Pfeil manuell anwählen lassen. Bis zur Lösung vergeht jeweils selten mehr als eine halbe Stunde. In jedem Abschnitt befreit ihr am Ende ein magisches Glühwürmchen, das dann ein Portal zum nächsten Level öffnet.

So haben Paläontologen Dinosaurier noch nie nachgebildet.

Wie ein gespitzter Buntstift sticht vor allem die Comic-Grafik ins Auge. Das ganze Spiel wirkt wie ein Cartoon, der damals samstagmorgens im Privatfernsehen hätte laufen können: Dinosaurier haben gern mal einen Reißverschluss am Bauch, überdimensionale Raupen fressen Protagonist Ungh, um ihn nur eine Sekunde später wieder auszuscheiden. Tatsächlich hat der Hauptcharakter im Spielverlauf nicht nur einmal innerhalb von Sekunden den Darmtrakt eines steinzeitlichen Comic-Tiers durchquert. Nicht nur einmal fühlte ich mich wie in einem Kinderspiel. Dagegen sprechen allerdings dann doch zahlreiche popkulturelle Anspielungen - so taucht an einer Stelle etwa der Monolith aus Stanley Kubricks Odyssee im Weltraum auf, an anderer die Zeitmaschine aus dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von H. G. Wells.

Das Rätseldesign ist bei Fire angenehm vielfältig - das Spiel kommt sogar mit einem besonderen Kniff daher. Weil Ungh nämlich, wie auch seine Artgenossen zu jener Zeit, noch nicht gelernt hat, zu sprechen, kommt Fire komplett ohne Sprache aus. Der Protagonist kommuniziert mit dem Spieler lediglich in Form von Sprechblasen, Gesten und Gefühlsäußerungen. Er tanzt, freut sich, weint oder ist benommen von Schlägen auf den Hinterkopf. Was es in einem Level zu tun gilt, müsst ihr jeweils selbst herausfinden.

Auf der Weltkarte lassen sich die Spielabschnitte direkt anwählen.

Dabei kommt auch dem Mauszeiger eine besondere Rolle zu: Bisweilen agiert nicht Ungh mit seiner Umgebung, sondern der Spieler selbst. Mit der Maus lässt sich etwa Staub von Steinen wischen, um verborgene Gegenstände freizulegen. An anderer Stelle könnt ihr die Sonne anklicken, um von Tag auf Nacht umzuschalten oder Obst von nahe gelegenen Bäumen schütteln. Teilweise fühlt sich das schon ein bisschen an, als verkörpere der Spieler gar nicht Ungh, sondern eine Art übernatürliches Helferlein - ein wenig aber auch, als sei Fire ursprünglich für Tablets konzipiert worden.

Ein klassisches Inventar, wie man es von zahlreichen anderen Adventures kennt, gibt es bei Fire übrigens nicht. Stattdessen kann Ungh jeweils nur einen Gegenstand in der Hand halten und an anderer Stelle verwenden. Wollt ihr ein neues Item aufnehmen, müsst ihr zwangsläufig eines ablegen. Das Spiel ist zu großen Teilen allerdings so konzipiert, dass es selten nötig ist, mehr als zwei Gegenstände gleichzeitig zu jonglieren. Als zusätzliche Motivation sind in jedem Spielabschnitt drei Münzen versteckt, die ihr optional einsammeln könnt.

Im Laufe des Spiels kann sich Ungh auch verwandeln. Hier in einen Bär.

Eigentlich ist Fire kein Adventure im herkömmlichen Sinn. Es ist viel eher ein kleines Puzzlespiel mit kurzweiligen Knobeleien. Die Grafik ist so überdreht, bunt und bisweilen kindlich, dass es kein Problem sein dürfte, das Spiel auch zusammen mit dem Nachwuchs zu konsumieren - falls vorhanden. Tatsächlich hätte sich Fire wohl auf einem Tablet bedeutend besser gemacht als auf dem PC. Es ist ein Spiel für den Weg zur Arbeit, eine kurze S-Bahn-Fahrt oder die Bushaltestelle. Zwar kann Fire mit seinen abgedrehten Schauplätzen und seinen abwechslungsreichen Rätseln durchaus punkten. Für Spieler, die eine tiefgründige Herausforderung im Adventure-Genre suchen, eignet sich das Spiel aufgrund seiner mangelnden Komplexität trotzdem nur mäßig.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

FIRE

iOS, PC, Mac

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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