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Pain & Gain, Man of Tai Chi, Ravenous - Friss' oder Stirb

Finde den Kultfilm!

Pain & Gain (2013)

Regie: Michael Bay
Buch: Christopher Markus, Stephen McFeely
Darsteller: Mark Wahlberg, Dwayne Johnson, Anthony Mackie

Ist Michael Bay doch ein "Do'er"?

Michael Bay hat diesmal die Transformers in der Garage gelassen und geht wieder in Richtung chaotischer Buddy-Film. Das Ergebnis ist ein auf realen Ereignissen basierendes Amalgam aus "Bad Boys" auf der anderen Seite des Gesetzes und einer etwas zahmeren Version von Very Bad Things. Denn ja, abzüglich der Hollywood-Unschärfe und -Überhöhung sind die Ereignisse dieses Gangsterfilms offenkundig wirklich passiert. Bodybuilding-Freak und Fitnesstrainer Daniel Lugo (Wahlberg) ist nicht die hellste Birne am Christbaum, dafür aber mit viel Elan und Willenskraft gesegnet. Die richtet er nach einem Besuch bei einem Motivationstrainer auf seinen stinkreichen Klienten Victor Kershaw (Monks' Tony Shalhoub), als er ihn mithilfe der beiden Steroidschwämme Adrian Doorbal (Anthony "The Falcon" Mackie) und Paul Doyle (ein "The Rock", neben dem ein Humvee vermutlich wie ein Twingo anmutet) entführt und über Wochen sein Vermögen aus ihm herauspresst.

"Ohne die für Bay typischen Wolkenkratzerkrümel könnte man das hier fast für einen mittelprächtigen, aber unterhaltsamen Tony-Scott-Film halten."

Was soll ich sagen: Es ist ganz sicher kein wegweisendes Kino und die übertriebene Stilisierung samt überflüssiger Zeitlupen und explodierenden Kontrasts kennt man von Bay auch schon zu genüge. Trotzdem könnte man das hier in Abwesenheit der für ihn sonst so typischen Actionknallerei und Wolkenkratzerkrümel fast für einen mittelprächtigen, aber unterhaltsamen Tony-Scott-Film halten. Fast könnte man vergessen, dass das hier der Mann ist, der uns die Freude an den Transformers nahm. Fast.

Im Verlauf entspinnt sich die übliche Rise-and-Fall-Geschichte dreier abgrundtief schlechter Sozialversager mit Muskeln statt Hirn, die sich mit aller Gewalt ihr Stück vom Kuchen abholen. Wahlberg beweist einmal mehr einen überraschenden Hang zur Selbstironie, den man der Privatperson nie im Leben zugetraut hätte. Trotzdem stiehlt im Ex-Wrestler Dwayne Johnson die Schau. Er gibt das borderline-unzurechnungsfähige Anabolika-Riesenbaby zwischen Beichtstuhl und Kokskeller mit einiger Energie und ist mit Leichtigkeit das Highlight des Films.

Ab der Mitte geht Pain & Gain ein bisschen Tempo abhanden, verliert der Plot seine klare Linie, was aber zweifellos den realen Ereignissen geschuldet ist, an denen sich der Film lose entlanghangelt. Zudem sind lange nicht alle Gags, die "edgy" sein sollen, auch gut. Eine angenehme Überraschung im Rahmen der Möglichkeiten war der Film trotzdem. Hielte sich Bay immer an derartiges Material, sein Ruf wäre nicht annähernd so schlecht. Passables Film-Fast-Food, nach dem man sich ein bisschen schmutzig fühlt. Muss man auch erst mal hinbekommen.

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Man of Tai Chi (2013)

Regie: Keanu Reeves
Buch: Michael G. Cooney
Darsteller: Keanu Reeves, Tiger Hu Chen, Iko Uwais

"Zorn. Furcht. Aggressivität. Die Dunklen Seiten der Macht sind sie" - Oh, falscher Film...

Man of Tai Chi ist ein seltsamer Film. Das beginnt schon damit, dass es Keanu Reeves ist, der diesen klassischen Martial-Arts-Streifen inszeniert. Noch dazu vornehmlich in chinesischer Sprache und mit hauptsächlich chinesischen Fördergeldern. Doch es wird noch schräger. Reeves spielt auch selbst mit, und zwar als Donaka Mark, der strippenziehende Bösewicht eines tödlichen Kampfsportturniers, das sich zahlkräftige Zuschauer unter anderem im Internet anschauen können. In letzter Zeit sucht er nach einem neuen Star, denn sein Kämpferverschleiß ist nicht ohne. Ausgerechnet im Tai-Chi-As Chen Lin (Tiger Hu Chen) meint er, ihn gefunden zu haben. Wird sich Chen Lin vom Erfolg verführen lassen oder besinnt er sich doch der friedvollen Lehren seines Meisters?

"Mit seinem rehartigen Körperbau, den zarten Zügen und dem schmalen, kurzen Kinn könnte er nicht einmal einem Kind Angst einjagen."

Es gibt so einiges, das mit Man of Tai Chi nicht stimmt. Die Dialoge sind hölzern, stellenweise unfreiwillig komisch. Die schauspielerischen Leistungen ziehen da analog mit. Tiger selbst ist ein ausnehmend eleganter Martial Artist und war seinerzeit Mitglied des Stunt-Teams, das die Matrix ermöglichte. Aber sobald er auf den Plan tritt, weiß man auch, warum sich die Kamera nie vornehmlich auf ihn richtete: Ich bezweifle nicht, dass er mir und sämtliche Sofakritiker der Welt lange ins Krankenhaus schicken könnte, aber er hat einfach keine Bildschirmpräsenz. Mit seinem rehartigen Körperbau, den zarten Zügen und dem schmalen, kurzen Kinn könnte er nicht einmal einem Kind Angst einjagen.

Dazu passen die Kämpfe. Die Choreografie ist einfallsreich, aber zahm und kraftlos. Schläge und Tritte verpuffen in blutleeren Kollisionen und hier und da nehmen kurze Wire-Fu-Einlagen den Schwung komplett raus, weil man sieht, wo getrickst wurde. Man hat bei dieser keimfreien Sorte Gewalt nicht das Gefühl, ein Turnier auf Leben und Tod zu verfolgen, weshalb der Zwiespalt des Protagonisten niemals auf den Zuschauer überschwappt. Geradezu genial dagegen die Ausflüge in tiefentrashige Bereiche. Wenn Keanu Reeves vor seinem Bildschirm einen Kampf verfolgt und auf einmal ansatzlos eine Teufelsgrimasse zieht, die er mit einem Geräusch begleitet, als wolle er einen bissigen Hund verjagen, sind Lacher vorprogrammiert.

Das kann den Film aber nicht retten. Zu viele bedeutungsschwangere, aber viel zu offensichtliche Metaphern und eine einfältige Botschaft verwässern die Reise zu einem letzten Kampf, in dem man Keanu Reeves nicht nur sein mittlerweile stattliches Alter von 50 Lenzen, sondern auch seine mangelnde Kampfsportausbildung ansieht. Donaka mag zwar böse sein, aber zu keinem Zeitpunkt hat man den Eindruck, hier zwei Kämpfer zu sehen, die auf einem Level sind. Die Spannung ist damit komplett herbeikonstruiert. Es ist vielleicht der unehrlichste und unbefriedigendste Bosskampf der jüngeren Kampffilmhistorie. Vielleicht beim nächsten Mal, Mr. Reeves.

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Ravenous: Friss oder Stirb (1999)

Regie: Antonia Bird
Buch: Ted Griffin
Darsteller: Guy Pearce, Robert Carlyle, Jeffrey Jones

Du bist, was Du isst

Dieser existenzialistische Western-Horrorfilm mit viel schwarzem Humor war gut zehn Jahre auf dem Index, ist nach einer Neuprüfung 2012 aber mittlerweile als FSK 18 freigegeben. Schon damals mutete es seltsam an, dass dieser Streifen als bedenklich eingestuft wurde, denn allzu grausam ist er nicht. Umso schöner, dass er wieder frei erhältlich ist, denn Antonia Bird hat mit Ravenous einen sehr zitierfähigen und erinnerungswürdigen kleinen Kultfilm geschaffen.

"Ein dreckiger, düsterer, unangenehmer und häufig ehrlich komischer Abenteuerstreifen mit schönen Einstellungen und bestens aufgelegten Schauspielern."

In den amerikanisch-mexikanischen Kriegen hat sich Captain John Boyd (Pearce) nicht mit Ruhm bekleckert. Zwar wurde er für eine vermeintliche Heldentat befördert, seine Vorgesetzten wissen aber, wie er überhaupt in die Lage kam und strafversetzen ihn in ein Fort in den kältesten Teil Kaliforniens. Nach einer Weile gediegenen Nichtstuns am gefühlten Ende der Welt stolpert ein halb erfrorener Priester in das Camp. Er berichtet, wie sein Track in der Wildnis strandete und der Anführer der Gruppe begann, den Kannibalismus zur Diät der Stunde auszurufen. Die Soldaten machen sich pflichtbewusst auf den Weg, die zurückgebliebenen Zivilisten zu retten.

Was folgt ist ein dreckiger, düsterer, unangenehmer und häufig ehrlich komischer Abenteuerstreifen mit schönen Einstellungen und bestens aufgelegten Schauspielern. Gerade Robert Carlyle spielt mit dämonischem Pläsier und jovialem Charme einen sympathischen Antagonisten so gut, dass man sich fest vornimmt, den Mann im Auge zu behalten, denn "der wird bestimmt noch ganz groß". Dann erinnert man sich, dass der Film 15 Jahre alt ist und der große Karriereschub für den Schotten wohl nicht mehr kommen wird. Pearce balanciert seinen feurig auftrumpfenden Gegenpart mit einem trockenen und schweigsamen Helden gekonnt aus und gibt dem Publikum so Gelegenheit zur Erdung.

Über allem liegt der Musikteppich von Damon Albarn (Blur). Der Engländer komponierte und performte einige verschrobene Klimpereien, die die seltsame Stimmung dieses Films ohne Vergleich ausgezeichnet stützen. Nichts für schwache Mägen und doch unbedingt empfehlenswert.

Weil der Trailer zu viel verrät, hier alternativ das Bild eines niedlichen Hundes.

Alle Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.

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