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Thor - The Dark Kingdom, Alles eine Frage der Zeit, Django Unchained

Der ewige Dritte, mal wieder Zeitreisen und eine unpopuläre Meinung.

Thor: The Dark Kingdom (2013)

Regie: Alan Taylor

Buch: Christopher Yost, Chrisopher Marcus, Stephen McFeely

Darsteller: Chris Hemsworth, Anthony Hopkins, Natalie Portman, Tom Hiddleston

Der ewige Dritte

Ich hatte eigentlich erwartet, dass mir die Thor-Filme von allen Einzelauftritten der Avengers-Mitglieder am besten gefallen würden. Direkt dahinter, eigentlich fast gleich auf, hatte ich immer Iron Man erwartet und für Captain America hegte ich nie große Hoffnungen. Den Hulk lassen wir jetzt einmal außen vor. Mit drei verschiedenen Darstellern, die sich binnen neun Jahren zwei verschiedene Kontinuitäten teilten, hatte es Bruce Banner bislang schwer. Jetzt, nachdem jeder der Helden mindestens zwei Filme auf dem Kerbholz hat, reihen sich meine persönlichen Lieblinge genau anders herum auf. Cap verteidigt mit dem bärenstarken The Winter Soldier mit Leichtigkeit seine Führungsposition in Marvels bestem Team. Seine Einzelauftritte bieten eine befriedigende Charakterentwicklung, beeinflussen das Avengers-Universum nachhaltig und haben hier und da sogar etwas zu sagen.

"Chris Hemsworth steht der Hammer gut und Tom Hiddleston als Loki ist vermutlich die Hollywood-Überraschung der letzten Jahre."

Thor glänzt vor allem durch seine treffsichere Besetzung. Chris Hemsworth steht der Hammer gut und Tom Hiddleston als Loki ist vermutlich die Hollywood-Überraschung der letzten Jahre. Und doch kommen die Filme des Donnergottes bislang nicht über den Status guter Popcornunterhaltung hinaus. Ganz wie sein Hauptcharakter zu Beginn des ersten Teils ist die Serie immer ein bisschen zu selbstbezogen. Sie ist sich selbst genug und bei mehreren Welten umspannenden Abenteuern und einem ewigen Bruderzwist mag man ihr das auch nicht übel nehmen. Doch mit Ausnahme von Loki sind die Figuren schlicht nicht stark genug im Charakter und die Geschichten häufig fürs große Ganze nicht so richtig relevant. So kommt es dann, dass man wenige Tage nach dem Genuss von Thor - The Dark Kingdom außer sein paar schönen Bildern und einer für Asgard durchaus überraschenden Wendung wenig im Gedächtnis behält.

Und das ist eigentlich auch okay so. Denn auch dieser zweite, von Game of Thrones' Alan Taylor nach einigen Produktionswehen doch noch fertiggestellte Thor gibt sich auf dem Papier wenig Blöße. Neben der Tatsache, dass die Asgard-Geschichte mit den eigentlichen Avengers und dem, was uns eigentlich interessiert, nur peripher etwas zu tun hat, stört hier vor allem, dass die zentrale Bedrohung von The Dark World trotz potenziell universenvernichtender Konsequenzen immer irgendwie "meh" bleibt. Der Biss fehlt vor allem Christopher Ecclestons ("Doctor Who") Dunkelelfen Malekith, ein Bösewicht, über den man alles und nichts zugleich erfährt. Hier hätte das Drehbuch mehr Detailschärfe und stärkere Dialoge gebraucht.

Dazu kommt, dass einige Einstellungen des protzigen Asgard immer noch sehr nach CGI aussehen und damit zu wenig glaubhaft erscheinen, um die bisweilen anklingende Schwere der Geschichte tragen zu können. Die Tatsache, dass mittlerweile auch die lustigen Sidekicks noch lustige Sidekicks mitbringen - Darcy - und Stellan Skarsgards Dr. Selvig einige geradezu unwürdige komödiantische Einlagen aufgebürdet bekommt, passt da nur ins Bild eines Filmes, der nicht ganz so zielsicher Lustspiel, Actionfest und Drama vereint, wie der Rest des Marvel-Kinokataloges. Es ist ein durchaus sehenswerter Film mit einigen guten Actionszenen und allein wegen Lokis Geschichte schon die Leihgebühr aus der Videothek wert. Erwartet aber nicht, euch zu Beginn von Avengers 2 noch hieran zu erinnern.

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Alles eine Frage der Zeit (2013)

Originaltitel: About Time

Buch und Regie: Richard Curtis

Darsteller: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy

Die romantische Komödie für Ihn, der Zeitreisefilm für Sie

Richard Curtis macht locker-flockige Liebesfilme, die sich auch Männer meist schmerzfrei angucken können. Notting Hill und Tatsächlich… Liebe sind Wegbereiter für viele, meist schlechtere, oft sogar gruslig miserable Nachahmungstäter, die dafür sorgten, dass allein der Begriff "romantische Komödie" unter XY-chromosomierten Exemplaren der Gattung Homo Sapiens vornehmlich als Schimpfwort gehandelt wird. Mit Alles eine Frage der Zeit beweist der Meister einmal mehr, dass der Fehler der Trittbrettfahrer nicht im Genre liegt, sondern in der Durchführung.

Nach Safety not Guaranteed, einer sympathischen, aber etwas fahrigen Mumblecore-Komödie von vorletztem Jahr, ist Curtis' Neuester der zweite Liebesfilm mit Zeitreisethema in kurzer Folge. Wo man bei der Mark-Duplass- und Aubrey-Plaza-Romanze aber nie so richtig wusste, wo sie thematisch eigentlich hinwollte, trägt About Time (hier endlich der deutlich bessere Originaltitel) seine simple, aber doch irgendwie glücklich machende Botschaft am Revers. An seinem 21. Geburtstag erfährt Tim (Gleeson) von seinem Vater (der wundervolle Bill Nighy), dass die Männer der Familie schon immer in der Lage waren, Zeitreisen zu unternehmen. Er müsse sich nur an einen dunklen Ort begeben, die Fäuste Ballen und Augen schließen und sich auf den Moment besinnen, an dem er wieder auftauchen will. Der Haken: Tim kann nur an bereits erlebte Momente zurückreisen, an die er sich noch erinnert.

" Was sich wie ein Rezept für einen gereizten Filmabend mit anschließendem, volltrunkenem Streit mit der Angebeteten anhört, ist in der Praxis einer der herzlichsten, wärmsten Filme dieser Art."

Natürlich nutzt Tim dieses spezielle Talent aus, um Glück in der Liebe zu erzwingen, was zu einigen Komplikationen führt. Was sich in den Händen anderer Filmemacher wie ein Rezept für einen gereizten Filmabend mit anschließendem, volltrunkenem Streit mit der Angebeteten anhört, ist in der Praxis einer der herzlichsten, wärmsten Filme dieser Art. Die ansonsten von mir nicht allzu sehr geschätzte Rachel McAdams und Domhnall Gleeson (einer der Weasleys aus den Harry-Potter-Filmen) lassen auf dem Bildschirm die Funken fliegen und die Dialoge, allen voran Tims Einlassungen mit seinem süffisanten Patriarchen, versprühen Witz und Einfallsreichtum, bis man gar nicht anders kann, als diesen Leuten alles Glück dieser Erde zu wünschen.

Da es sich nicht um harte Sci-Fi handelt und der Film seine dünne Zeitreiselogik stets in den Dienst der Handlung stellt (siehe auch Star Trek IV, wie letzte Woche besprochen), kratzt man sich hier und da ein wenig am Kopf und fragt sich, ob die Macher ihre Regeln selbst verstanden haben. Sehr schnell kommt man aber zu dem Schluss, dass nur die Erklärung am Anfang etwas zu viel Interpretationsspielraum ließ. Bevor man jedenfalls allzu lange darüber nachdenken kann, hat einem der entwaffnende Charme der schnippisch gespielten Figuren schon wieder den Kopf verdreht. Es ist nicht der tiefgründigste Streifen dieser Art und vielleicht etwa zehn Minuten zu lang. Trotzdem fühlt man sich gegen Ende ehrlich gerührt. Hätte ich Tims Fähigkeit, ich würde glatt in der Zeit zurückreisen, um About Time noch einmal zum ersten Mal zu sehen.


Django Unchained (2012)

Buch und Regie: Quentin Tarantino

Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson

Spaghetti-Blaxploitation

Ohne jemandem vor den Kopf stoßen zu wollen: Ich halte Quentin Tarantino für einen der überbewertetsten Regisseure. Zugeben: Es gibt wenige, die aus Schauspielern bessere Leistungen rauskitzeln können als er und sein Händchen für Dialoge gehört zur absoluten Weltklasse. Aber er ist einfach kein guter Geschichtenerzähler. Seit Kill Bill kapert der Filmnerd in ihm fast jedes seiner Werke. Seine Zitierfreudigkeit geht so lange mit ihm durch, bis wenig mehr übrig bleibt, als ein gut gefilmtes Sammelsurium alter, oft vergessener Ideen. Zwischen all dem "Wisst ihr noch" und "bewundert mein enzyklopädisches Wissen" geht der eigentliche Film regelmäßig unter.

Damit wir uns nicht missverstehen: Einzelne Szenen in Inglorious Basterds oder Django Unchained sind meisterhaftes Kino, das einem den Hals zuschnürt oder mit wahnsinnigen Einfällen überrascht. Aber er vergreift sich so oft im Ton, wechselt von Einstellung zu Einstellung die Stimmung, sodass die toll gemachten Einzelteile nie zu einem größeren Ganzen zusammenkommen. Jackie Brown und Pulp Fiction hatten noch am ehesten eine klare Linie und sind daher bis heute seine besten Filme.

"Sporadische Szenen übertriebener Grausamkeit und die regelmäßig viel zu großen Blutspritzer lassen aber weder die Komödie, noch den spannenden Spätwestern so richtig zur Entfaltung kommen."

Diese Zerfahrenheit merkt man Django noch nicht an, wenn man nur die Zusammenfassung liest: Ein Kopfgeldjäger befreit im nicht mehr ganz so alten Westen einen Sklaven, weil dieser als einziger die Gesichter zweier lukrativer, flüchtiger Bösewichter kennt. Während dieser Schnitzeljagd entwickelt sich eine Männerfreundschaft, in deren Verlauf der als Zahnarzt getarnte Revolverheld - meisterlich-jovial gespielt von Christoph Waltz - schließlich Django bei einer ganz eigenen Suche hilft.

Es ist eine fabelhaft gefilmte Klamotte mit vielen, vielen einprägsamen Zeilen und nervenzerfetzenden Wortgefechten. Sporadische Szenen übertriebener Grausamkeit und die regelmäßig viel zu großen Blutspritzer, wann immer einer der ungewaschenen Bösen eine Kugel in den Kopf oder sonst wohin bekommt, lassen aber weder die Komödie, noch den spannenden Spätwestern so richtig zur Entfaltung kommen. Entweder die Lacher bleiben einem quer im Hals stecken oder eigentlich verdiente emotionale Momente werden von splatterartigen Gewaltexplosionen weggepustet. Es ist eine Farce und wollte wohl auch nie etwas anderes sein. Das ist schon okay so, genug Leuten gefällt das. Während diejenigen aber schon meistens vor Beginn des Films wussten, dass es so sein würde, frage ich mich in Django Unchained die ganze Zeit über, was ich bloß davon halten soll. Und das ist kein gutes Zeichen.

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Alle Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.

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