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Freshly-Picked: Tingle's Rosy Rupeeland

Geld regiert die Welt!

Seid Ihr durch solcherlei unfruchtbare Geschäftstätigkeiten am Existenzminimum angelangt und habt dementsprechend wenig Rubine in der Tasche, heißt es: Sparen und Sammeln bis der Arzt kommt. Und das kann mitunter so richtig nervig werden. Denn die durch einen Kampf besiegten Krebse, Raupen und Fledermäuse hinterlassen nicht zwangsläufig die dringend benötigte Kohle, sondern teilweise nur ein paar eher magere Kochzutaten.

Gut und schön: Daraus brodelt Ihr ein paar leckere Speisen zusammen, die wiederum unter interessierten Dorfbewohnern vertickt werden können, doch gewinnbringend ist diese aufwendige Prozedur auch nicht. Man braucht eben Geld, um Geld zu machen, so einfach ist das. Aus einer solchen finanziellen Misere wieder herauszukommen, verlangt demzufolge eine Menge Zeit und Geduld ab, und zwar eine richtig große.

Vom Handels-Feature mal abgesehen, gibt es ansonsten nichts, was ein Action betontes Rollenspiel wie Tingle's Rosy Rupeeland aus der breiten Masse herausragen lässt. Dialoge, Nebenaufträge, Rätseleinlagen und Kämpfe sind nett, mehr aber auch nicht. Besonders Letztere wurden so extrem simpel gehalten, dass sich der eine oder andere schnell unterfordert fühlen könnte. Trifft Tingle beispielsweise auf ein umherziehendes Ungeheuer, entbrennt eine kleine Klopperei, bei der der Spieler nichts anderes tun kann, als zuzusehen, abzuwarten und zu hoffen, dass der Rubinvorrat nicht allzu drastisch abnimmt.

Per Einzeichnung könnt Ihr Eure Übersichtskarte vervollständigen.

Wie ein Bescheuerter mit dem Stylus auf das raufende Knäuel zu dreschen, beschleunigt den Kampf zwar, nützt aber unterm Strich so gut wie überhaupt nichts. Das Ganze ist nett anzusehen und für einen gewissen Zeitraum auch unterhaltsam, wird auf Dauer jedoch zum nervtötenden Zeitvertreib. Alles in allem kommen derlei Belange nicht wirklich über den Standard eines Action lastigen Rollenspiels hinaus.

Wobei, eine Sache wäre da noch: Wer bereits in den Zelda-Spielen von Tingles fragwürdiger Aufmachung abgeschreckt, vielleicht sogar eingeschüchtert wurde, der erhält mit diesem ersten eigenständigen Auftritt die volle Dröhnung. Um es auf den Punkt zu bringen: Alles wirkt irgendwie tuntig, fast schon wie eine überzeichnete Transvestiten-Show. Und nein, das ist kein Witz.

Nicht nur Tingles Gestalt und seine Bewegungen, sondern auch ein Teil des kompletten Charakterdesigns sind bewusst in diesem Stil gehalten. Da lauft Ihr beispielsweise halbnackten Bauarbeitern über den Weg, die von Eurer Präsenz entzückt wie wild ihre Hüften schwingen. Und das ist gerade mal der Anfang. Eure Assistentin Pingle weist einen schon fast übertrieben femininen Körper auf, dessen Weiblichkeit für Euch bei fortschreitender Spieldauer jede Glaubwürdigkeit verlieren wird.

Tingle selbst haut mit seinen ausgelassenen Animationen ebenfalls gehörig auf den Putz. Erbeutet Ihr ein paar Rubine, kneift er die glamourösen Beinchen zusammen und fängt an, mit angewinkelten Armen wie ein kleines Schulmädchen zu hüpfen. Dass es sich hierbei nicht um meine subjektive Auffassung handelt, beweist das für Nintendo-Spiele eher unübliche „Emblem für Sexuelle Inhalte“, welches sich auf der Rückseite der Verpackung befindet.

Tingle's Rosy Rupeeland ist ein merkwürdiges Spiel. Es hat definitiv die richtigen Ansätze, das möchte ich ganz klar betonen. Allerdings hapert es an der Umsetzung, teilweise mal mehr, mal weniger. Probleme wie das Feilschen hätten eigentlich erkannt und ausgemerzt oder zumindest optimiert werden können, beispielsweise indem man dem Spieler von Anfang an einen klaren Maßstab für die Rubine vermittelt. Die komplette Aufmachung wirkt zudem sehr japanisch, was für einige von uns sicherlich die Frage aufkommen lässt, warum Nintendo sich überhaupt für einen Europa-Release entschieden hat. In den USA war man bei Weitem nicht so mutig – dort steht Tingles erster eigenständiger Auftritt gar nicht erst auf dem Programm.

Tingle's Rosy Rupeeland macht weder besonders viele Dinge richtig noch falsch, sondern bietet solide Abenteuerkost, die das eine wie das andere Mal deutlich an die Mario & Luigi-Rollenspiele erinnert. Auch der Humor ist stark geschmacksabhängig. Die einen mögen Tränen lachen und Schenkel klopfen bis zum Umfallen und hätten allein schon deswegen eine ungenierte 9 bei der Bewertung gezückt. Die anderen wiederum – und zu denen zähle ich mich – fühlen sich von dieser Art Unterhaltung überhaupt nicht angesprochen und würden dem Titel ohne zu zögern eine 3 reinwürgen. Ungeachtet allen Geschmacks handelt es sich bei Rosy Rupeeland um ein ordentliches Action-RPG, an das man sich mit ganz viel Bedachtsamkeit heranwagen und vielleicht sogar genießen darf.

Seit dem 14. September dürfen unvoreingenommene Abenteurer in das grüne Feen-Kostüm schlüpfen.

5 / 10

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Über den Autor

Felix Kothe

Contributor

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