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From Dust - Test

Lektion in Demut - jetzt auch am PC

Und dann sind da noch die Vulkane. Der kürzeste Weg ins Erdinnere, eine unbändige Macht, die man so im Sandkasten nie simulieren konnte. Wie sich hier zyklisch flüssiges Gestein zäh einen Abhang hinunter frisst und dabei grün bewachsene Auen in Brand setzt und für Städte-verschlingende Kettenreaktionen sorgt, ist ohne Gleichen. Den 'Punkt' kann man an dieser Stelle ruhig ausschreiben.

Es ist so schrecklich schön, dass selbst in einer Niederlage auf einer der etwa 16 Maps - man vergebe mir, dass ich nicht exakt gezählt habe, aber plus-minus zwei wird es stimmen - immer auch irgendwo der Triumph schlummert, einem glorios flammenden oder feuchten Inferno beizuwohnen, das man so noch nie gesehen hat und (dank der prozeduralen Natur des Gezeigten) in dieser Form wohl auch kein zweites Mal zu sehen bekommen wird. Die relativ kurz angelegten Karten bestehen im Grunde nur aus dem Gelände, den Elementen Wasser, Sand und Lava und bis zu vier Totems, um die herum eure Frühmenschen auf euer Geheiß hin eine Siedlung errichten.

Mit jedem Totem erlernen eure Gefolgsleute aber eine neue Fähigkeit, etwa Wasser in Gelatine zu verwandeln, es zu verdunsten oder nahende Fluten oder Lavaströme wie mit einem Schutzschild zurückzudrängen. Mit jedem neuen Level müsst ihr jenes Wissen aber erneut erlernen. Habt ihr erst einmal begriffen, in welcher Reihenfolge ihr die Totems einer Karte und damit die "Zauber" für euch einnehmen müsst, ist er Rest meistens eine reine Timing-Frage.

Insofern könnte man From Dust ankreiden, dass das Konzept sich nach den ersten fünf bis sechs Maps kaum noch weiterentwickelt. Jeder erarbeitet alsbald seine eigene Taktik, den Elementen zu trotzen, sei es über die zugewonnenen Fähigkeiten oder das allgegenwärtige Errichten von temporären und permanenten Dämmen, und schließlich durch das Einnehmen des finalen Dorfes den Ausgang in das nächste Gebiet zu öffnen. Und doch fasziniert einen jede neue Map auf Anhieb wieder, zieht einen die sich authentisch verformende Landschaft in ihren Bann und hypnotisiert einen der packende Überlebenskampf der tapferen Stammesbrüder.

Ob es nun die Karte ist, in der sich der Boden durch die tektonische Aktivität der Erde hebt und wieder senkt - und dabei einen ganzen See bedrohlich durch die Landschaft gleiten lässt, als würde man ein Spiegelei in einer heißen Pfanne schwenken. Oder der Level im Inneren eines gigantischen Vulkans, bei dem man nie weiß, wo die tausende Grade heiße Suppe als nächstes hervorbricht. Und auch auf dem Atoll im hinteren Teil der Kampagne, das sich um einen Vulkan herum mit fortschreitender Spieldauer immer weiter aus dem Meer erhebt, erlebt man eine gute, und hochspannende halbe Stunde, bis man den Ausgang erreicht.

Und selbst, wenn man durch die Kampagne durch ist, bietet From Dust noch mehrere Dutzend Herausforderungen, die auf eigens dafür erstellten Karten teilweise unglaublich harte Anforderungen an euch stellen. Und das ist ein Versprechen. Eine schöne, fordernde Ergänzung, die als zweite Hälfte dieser experimentellen Erfahrung ganz ausgezeichnet funktioniert.

Auch ist From Dust ein ausnehmend schönes Spiel. Hüben wie drüben gibt es Panoramen, die man noch nie gesehen hat. Die Grafik-Engine sorgt dabei für geradezu unheimlich realistische Wasser- und Lava-Effekte, während die optische wie handhabungstechnische Umsetzung der Landschaftsgestaltung vermutlich in der Jahresend-Liste meiner fünf Lieblingsfeatures auftauchen wird - auch wenn man nicht immer auf den ersten Klick das gewünschte Material ergreift.

Diese im Umbruch befindliche Welt mitzuformen, zumindest bis man seine Leute in Sicherheit gebracht hat, das ist einfach ein einzigartiges Gefühl. Zu diesem Gefühl gehört in einigen Leveln aber auch, durch eine einzige Unachtsamkeit Mutter Natur versehentlich Beihilfe zum wässrigen Genozid zu leisten, um anschließend einfach noch einmal von vorne zu beginnen. Es ist eben noch kein Gott vom Himmel gefallen. Zumindest meines Wissens nach.

From Dust, das ist eben, wenn aus harmlosen Planschereien auf einmal unkontrollierbare Flutwellen werden oder wenn die eigens als Schutzmauer gedachte, aufgeschüttete Lava unvermittelt eine kaum noch zu löschende Feuerwalze über die dichte Vegetation hinwegrollen lässt, die mehrere Siedlungen samt ihrer wimmernden Bewohner von der Karte tilgt. Es ist ein hypnotisierend schöner Kniefall vor den Naturgewalten und zugleich ein optimistisches Spiel. Nämlich eines vom Triumph des Wissens und der Beharrlichkeit über die Elemente. Schön. Unbedingte Kaufempfehlung!

Wir testeten die Xbox-360-Version von From Dust. Die PC-Version war ebenfalls für den 27. Juli geplant, erscheint nun aber erst später. Stichtag ist der 17. August. Die angedachte PS3-Version ist noch ohne konkreten Termin.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

From Dust

PS3, Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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