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Für das Leben nach Fallout 4: Apokalypsen, die man gesehen haben sollte!

Und welche ist euer Favorit?

In der Endzeit und Post-Apokalypse angesiedelte Spiele sind seit... eigentlich schon immer der letzte Schrei. Vielleicht, weil sie als demoliertes Zerrbild des Bekannten ein wenig breitenwirksamer und eindringlicher die Vorstellung ihrer Adressaten gefangen nehmen als komplette Fantasiekreationen? Vielleicht aber auch, weil es vor ihrem Hintergrund leichter fällt, die regelmäßig leicht soziopathischen Züge von Videospielinteraktionen zu rechtfertigen. Am Ende liegt die Wahrheit wohl in der Mitte.

So oder so. Die Endzeit als Thema hat sich von der globalen Nuklearkrieg-Angst, die die Entstehungsära dieses Mediums so sehr prägte, emanzipiert. Obwohl Fallout, das wohl erfolgreichste Videospiel mit Weltenenden-Thema, in dieser Hinsicht so klassisch ist, dass sein Universum Prä-Bombe sich der Zukunftsvorstellung und dem Duck-and-Cover-Schmu der 50er Jahre verschreibt: Endzeiten in Videospielen sind heute bunter und vielfältiger als je zuvor. Hier sind vier, die ihr gesehen haben solltet - und ja, ich gehe einfach mal davon aus, dass ihr The Last of Us und Half-Life 2 bereits kennt.

Darksiders (2010)

Auch bekannt, als die Serie, die THQ erst fast rettete und dann dabei half, es endgültig zu versenken. An der Qualität hat's nicht gelegen. Darksiders ist das, was dabei herauskommt, wenn ein Messdiener nach der Kirche zwischen seinen Zelda-Sessions zu viele Comics liest und dann selbst einen Weltuntergang der biblischen Sorte erdenkt. Möglicherweise hat "Die Bombe" auch beim Untergang des "Königreichs der Menschen" eine Rolle gespielt, das weiß man so genau nicht und es ist im Grunde auch nicht so wichtig. Gegenseitige nukleare Auslöschung ist nicht das Thema, mit dem sich Himmel und Hölle in ihrem jetzt schon etwas länger andauernden Zwist befassen, in dem in Darksiders Mutter Erde unter die Räder kommt.

Joe Madureira und Vigil Games mixten Comic-Derbheit mit biblischen Versatzstücken.

Darksiders 2 entrückt dem Biblischen zwei Jahre später schon wieder so weit, man vergisst fast, dass seine farbenfrohen Landschaften den Resten der Menschheit entwachsen sind. In Teil eins jedoch sind die Trümmer der Zivilisation noch prominente Mahnmale, die daran erinnern, dass wahrscheinlich tatsächlich jederzeit alles vorbei sein kann. Darksiders nimmt besonders dadurch eine Sonderrolle unter den Endzeitspielen ein, dass die Menschen und ihr Untergang nur den Hintergrund für eine größere Geschichte bilden. Es ist keine der typischen Erzählungen von menschlicher Willenskraft, es geht nicht um unseren Einfallsreichtum in aussichtslosen Situationen und die Macht unserer Hoffnung, die oft auf einem Haufen noch glimmender Asche noch gedeiht. In Darksiders sind wir die Fußnote, ein Bauernopfer - geschlagen, gewesen, Geschichte. Nimm das, Menschheit!

DayZ (2012 - XXXX)

Die Standalone-Spiel gewordene Mod mit über drei Millionen Käufern (und noch zahllosen mehr, die sich Arma 2 alleine wegen Dean Halls Modifikation besorgten) tritt wegen einer weiter andauernden technischen Generalüberholung der Basics gerade schlimm auf der Stelle, weshalb die Community gerade böse am Schmelzen ist. Das heißt aber nicht, dass nicht schon mit dem nächsten Patch alles deutlich besser und DayZ wieder das Spiel der Stunde werden könnte. Denn das Konzept ist einfach zu genial. Auf dem Rücken einer ausgereiften Militärsimulation und einer 225 Quadratkilometer großen und auf Satellitenbildern basierenden Map, die echter wirkt als im Grunde jede andere Spielelandschaft, passiert hier etwas ganz Besonderes: Das Spiel feiert die Großartigkeit sich aus dem Spielerhandeln heraus selbst erzählender Geschichten.

Mit nur einem Knall wird aus einem entspannten Frühlingsspaziergang ein adrenalintreibender Kampf ums Überleben.

Vollkommen ohne übergeordnete Zielvorgabe abseits des Sicherns des eigenen Überlebens in einer von Zombies überrannten Welt, steckt ihr euch eure eigenen "Missionsziele" von der Nahrungsbeschaffung oder deren Anbau, bis hin zur Suche nach Kleidung und Rucksäcken oder zum Raubzug durch ein militärisches Gebiet. Oder ihr macht euch auf den Weg, einem Freund aus der Patsche zu helfen, der gerade mit gebrochenem Bein in einer gefährlichen Gegend feststeckt. Immer wieder kollidieren eure Vorhaben mit denen anderer, mal mittelloser, mal schwer bewaffneter Spieler und selten weiß man, welche Sorte gefährlicher ist. In der Welt von Chernarus kann man sich fast sicher sein, dass man nicht der Einzige ist, der ein Auge auf diesen einen Lastwagen mit dem zerschossenen Vorderreifen geworfen hat. Vielleicht ist in dieser Minute ein anderer Überlebender mit einem Ersatzrad unterwegs hierher. Vielleicht ist er freundlich, vielleicht feindlich. Wie geht ihr damit um?

Das hier ist ein häufig wegen seiner videospieltypischen Hemmschwelle zur Gewalt ziemlich pessimistisches Überleben, das vor allem die Interaktion verzweifelter Spieler miteinander in den Vordergrund stellt, sobald die Ressourcen knapp werden. Menschen sind die wahren Monster, wie man weiß. DayZ weiß aber auch, dass sie der Welt nach der unseren größtes Kapital sein können. Es kennt so viele Momente vorsichtiger, spannender Zweckallianzen oder spontaner Verbrüderung unter Fremden, die zu echten Online-Freundschaften werden können. Und diese Sorte Interaktion bietet noch weit höheren Mehrwert, als der situative Kick den das höchst taktische, realitätsnahe und unbarmherzige Kampfregelwerk dieser Simulation bietet. Wie ihr auch spielt, kaum ein Titel hat so viele Gesichter und kaum einer schwankt derart zwischen geradezu selig-entspannender Ruhe und plötzlicher, beinahe echter Todesangst. Wenn das hier bald mal vernünftig läuft, ist es das Spiel für die viel beschworene Einsame Insel - sofern die denn Internetanschluss hat.

Enslaved (2010)

Einmal Hände hoch: Wie viele von euch haben den Titel gesehen, draufgeklickt und - während die Seite lud - vor sich hingeflüstert "wehe, Enslaved ist nicht in der Liste!" Gut, hier ist es und das vollkommen zurecht. Lose sich der Motive des klassischen chinesischen Romans "Die Reise nach Westen" bedienend schlagen sich eine junge Frau und - nicht ganz freiwillig - ein dezent affenartiger Kraftmeier den Weg durch eine seit Jahrhunderten von Maschinenwesen beherrschte Erde. Von unserer einstmals so großartigen Zivilisation sind nur noch Wolkenkratzergerippe und die Blechteile übrig, die den monströsen Robotern nun als Häute dienen müssen.

Monkey (von Andy Serkis gespielt) und Trip sind ein liebevolles Gespann zweier Figuren, die alleine jeweils deutlich uninteressanter wären.

Es ist ein vergleichsweise simples Action-Adventure, das die Frage, wie es nach der Apokalypse weitergehen soll, nicht ohne einen gewissen Optimismus beantwortet. Die Umgebungen sind auch im Verfall noch traumhaft schön und man ahnt fast, dass die Erde ohne uns besser dran ist, sich sichtlich erholt. Dazu stellt das Skript von Alex Garland ein paar interessante Fragen über Sklaverei und freien Willen. Ninja Theory ist ein erstaunlich unterhaltsamer und häufig leichtherziger Beitrag zum Ende der Welt gelungen, der an den richtigen Stellen auch emotional ordentlich zulangt. Ist im Handel leider untergegangen und wer es nachholen will, greift zur aufpolierten PC-Version auf Steam.

I Am Alive (2012)

I Am Alive ist vor allem wegen seiner holprigen Entwicklung bekannt. Darkworks' Survival-Titel war zunächst als "Katastrophenspiel" in einer amerikanischen Millionenstadt angelegt, war dann stellenweise wohl selbst eine Katastrophe, bevor es an Ubisoft Shanghai weitergereicht wurde und es hierzulande schon alle abschrieben. Doch was dann passierte, war beachtlich. Ubisoft schmolz den Titel auf Download-Format ein, machte ihn noch finsterer und hoffnungsloser, indem es den Spieler in eine Welt warf, die zweifelsohne durch Cormack McCarthys The Road inspiriert war. Ein nicht näher definiertes Ereignis verwandelte die Welt in eine von einem halben Meter Asche überzogene Einöde, in der es selbst die Sonnenstrahlen schwer haben, durch den Ruß in der Luft zur Oberfläche durchzudringen.

In anderen Apokalypsen spendet zumindest noch Hoffnung, wie sich die Natur nach dem Verschwinden der Menschheit langsam aber sicher den Planeten zurückholt. Aber hier wächst nichts mehr, jeder Atemzug tötet organisches Leben ein bisschen mehr. Die Erde ist ausgeglühtes Stück Kohle, das zu nichts mehr zu gebrauchen ist und jedem Überlebenden einen Gefallen täte, wenn es endlich zu einem Häufchen Asche zusammenfallen würde. Und doch müsst ihr hier durch, eure Familie finden, von der ihr nicht einmal wisst, ob sie noch lebt. Unterwegs klettert ihr zerfallene Gebäude empor, stets unter Angst, dass eure Hände schlappmachen, bevor ihr oben seid. Ihr schüchtert Banditen mit leeren Revolvern ein und freut euch zunächst über die lebensrettende Gabe eines Fremden, nur um dann eine grauenhafte Erkenntnis zu machen.

Dass man kaum was sehen kann, ist durchaus so beabsichtigt und unterstreicht die drückende, hoffnungslose Stimmung.

Das Spiel ist alles andere als perfekt und manches Mal richtiggehend hässlich. Aber es ist anders als alles, was ihr jemals gespielt habt und voller niederschmetternder Geschichten, die oft einfach aus der Situation heraus entstehen, anstatt gescriptet zu sein. Ich erinnere mich bis heute an die Szene, als ich eine um Hilfe flehende Frau zu retten versuchte, die einige Banditen als Köder an eine Parkbank gekettet hatten. Nur, um dann festzustellen, dass nach dem grausigen Mord an ihren Peinigern keine Patronen mehr hatte, mit denen ich die Handschellen hätte aufschießen können. Ich erinnere mich noch gut an ihr Flehen, als ich sie zurücklassen musste. Das hat mit Spaß wenig zu tun und viele der Mechanismen des Spiels arbeiten aktiv dagegen an, dass ihr mit I Am Alive typische Videospielunterhaltung empfinden werdet. Aber Teufel noch mal, kann einen dieses Spiel phasenweise fertigmachen, wenn man sich darauf einlässt. Definitiv eine der ehrlichsten Apokalypsen in einem Videospiel, denn hier wird wirklich nichts "wieder gut".

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