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Furi (Switch) - Test

Mach, was der Typ mit der Hasenmaske sagt!

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Actionreiches Boss-Rush-Gemetzel mit abgedrehtem Szenario. Macht Spaß, kann bei längeren Kämpfen aber auch sehr frustrierend werden.

Wenn Furi eine Abwandlung von Fury sein soll, also dem englischen Wort für Wut oder Raserei, dann haben die Entwickler mit dem Namen absolut ins Schwarze getroffen. Denn Furi macht zwar Spaß, es macht ab und zu eben auch verflucht wütend. Wütend in einem Sinne, dass man schreien möchte: „Du behandelst mich ungerecht, Spiel! Hör endlich auf, so zu mir zu sein!" Das alles wohl wissend, dass man es nur selbst war, der vor dem Bildschirm versagt hat. Diese Wutanfälle sind jetzt mehr denn je gefährlich, denn Furi ist gerade für die Switch erschienen, nachdem es schon vor gut zwei Jahren für PS4 und One sowie für den PC veröffentlicht wurde. Und so eine gegen die Wand gefeuerte Switch ist eben doch ein bisschen teurer als ein normaler Controller ...

Liegt der Gegner am Boden, solltet ihr sofort nachsetzen.

Furi besteht im Wesentlichen aus Boss-Kämpfen. Als namenloser (Furi?) Held mit Samuraischwert und Blaster kämpft ihr euch durch zehn verschiedene Bosse, von denen jeder mit eigenen Angriffsmustern daherkommt und auf besondere Art und Weise besiegt werden muss. Ein reines Prügelspiel ist Furi dabei allerdings nicht. Stattdessen gliedert sich jeder Kampf in verschiedene Phasen, von denen sich die erste eher spielt wie ein Twin-Stick-Shooter mit Bullet-Hell-Elementen. Ihr selbst benutzt dabei hauptsächlich euren Blaster und auch der Gegner setzt auf Fernkampfangriffe. Dann wechselt das Spiel regelmäßig in die Nahkampfansicht, wo ihr Angriffe des Gegners kontern oder ausweichen müsst, um ihm dann im richtigen Moment eine zu verpassen. Simples Button Mashing ist das nicht, auch hier gilt es ganz genau zu beobachten, wie der Gegner angreift und dann abzuschätzen, wann sein schwacher Moment sein könnte.

Und das ist alles andere als einfach, obwohl es mit seinen Lebensbalken erst fast schon großzügig wirkt. Ihr habt insgesamt drei Leben. Habt ihr eine Kampfphase überstanden, lädt sich der Energiebalken wieder vollständig auf, bereits verlorene Leben werden aber nicht regeneriert. Habt ihr alle drei Leben verbraucht, beginnt der Bosskampf ganz von vorn, verliert ihr ein Leben, ist es nur die letzte Kampfphase. Nur kann es gerade bei späteren Gegnern schon mal sein, dass ihr nicht sofort begreift, wie ihr den Gegner angehen müsst - und gerade, wenn es am Ende eines langen Kampfes knapp wird und ihr dann verliert, fühlt sich Furi ziemlich frustrierend an. Für alle, die sich dem nicht in voller Härte aussetzen wollen, bietet das Spiel einen leichteren Schwierigkeitsgrad, bei dem ihr zumindest zwei Leben mehr habt. Gleichzeitig macht der Kampf selbst aber auch jede Menge Spaß - die Grundmechaniken funktionieren tadellos, sind leicht zu lernen und gehen nach ein bisschen Zeit gut von der Hand.

Zwischen den Bossen wandelt ihr durch solche Szenen.

Ein Fluch und ein Segen gleichzeitig: Neue Fähigkeiten erlernt ihr im Verlauf des Spiels nicht. Es gibt auch kein Levelsystem, ihr sammelt keine Erfahrungspunkte, nichts. Das Spiel gibt euch ein Repertoire an Attacken und Fähigkeiten, erklärt sie euch kurz und sagt dann: „Okay, hier sind zehn Bosse, mach sie alle!" Irgendwann im Laufe des Entwicklungsprozesses kam vielleicht jemand auf die Idee, dass ein bisschen Story doch ganz nett wäre. Deswegen erfahrt ihr jetzt gleich zu Beginn, dass ihr euch in irgendeiner Art schwebender Hölle befindet, in der ihr unendlich oft qualvoll sterben müsst um anschließend wiederbelebt zu werden. Es mutet ein bisschen an wie in I Have No Mouth, and I Must Scream, falls das noch jemand kennt. Nur, dass hier keine ausgefeilte Geschichte um einen durchgedrehten Supercomputer folgt. Stattdessen sagt euch ein dubioser Kerl mit Hasenmaske auf dem Kopf, was ihr machen sollt. Und ihr macht das natürlich auch, weil, was auch sonst? Zwischen den Bossen lauft ihr gemeinsam mit dem Hasentypen von Schauplatz zu Schauplatz und erfahrt ein bisschen mehr über diese Welt und ihre seltsamen Boss-Bewohner, die ihrerseits wohl auch nicht viel mehr sind als gequälte Seelen. Für jeden dieser zehn Bosse braucht ihr etwa zehn Minuten - aber auch nur dann, wenn ihr genau wisst, was ihr tun müsst und euch das schnell von der Hand geht. Da für den ersten Durchlauf aber definitiv weitere Versuche notwendig sein werden, habt ihr das Spiel je nach Können etwa nach vier bis fünf Stunden durchgespielt.

In manchen Phasen der Bosskämpfe sind Bullet-Hell-Kenntnisse gefragt.

Die Geschichte mag nicht viel zum Spiel beitragen, Grafikstil und Soundkulisse schaffen das dafür umso mehr. Manchmal wirkt die Spielwelt wie mit Wasserfarben gemalt, dann wird die teilweise schon comichafte Kulisse wieder durchbrochen von knalligen Bullet-Hell-Lichteffekten und Farben, die Spielwelt um euch herum kennt jede Stimmungslage zwischen tief betrübt und himmelhoch jauchzend. Alles wird untermalt von einem Elektro-Soundtrack, der Stücke von Künstlern wie Carpenter Brut und Lorn enthält. Die Musik zieht in den richtigen, spannenden Momenten der Boss-Fights an und wird zwischen den Kämpfen wieder zu sanfteren Ambient-Klängen.

In der Switch-Version ist der DLC „One More Fight" bereits enthalten, der dem Spiel - ihr glaubt es nicht - einen weiteren Bosskampf hinzufügt. Nicht spektakulär, aber schön zu haben. Im Test hat es mir ein bisschen mehr Spaß gemacht, das Spiel auf dem Fernseher mit dem Pro Controller zu spielen als im Handheld-Modus. Vor allem in den Ballersequenzen stehen die Spielfiguren teilweise relativ weit auseinander und werden durch den Zoom der Kamera recht klein. Auf einem Fernseher sind sie so schlicht besser zu erkennen. Auch auf dem Handheld-Modus funktioniert Furi aber problemlos.

Euer Boss: Der Typ mit Hasenmaske.

Ich habe Furi auf der Switch durchaus genossen und das, obwohl ich eine relativ geringe Frustrationstoleranz habe. Die Kämpfe waren teilweise schon äußerst frustrierend, manchmal hat es den Anschein als funktioniere das Blocken nicht richtig, dann löst ihr den Dash aus Versehen in die falsche Richtung aus. Wie das Spiel funktioniert, ist zwar theoretisch schnell klar, praktisch aber braucht es doch einiges an Übung, die erarbeitet werden will. Ich gebe zu, hier gerne ab und zu auf den niedrigen Schwierigkeitsgrad zurückgegriffen zu haben. Die Kampfmechanik selbst macht Spaß, die Abwechslung zwischen Fern- und Nahkampf bringt Schwung ins Gameplay, dazu verströmen Grafik und Sound verströmen eine sehr ungewöhnliche, aber eben auch sehr runde Atmosphäre. Wer Action-Spiele mag, in denen man zu Abwechslung mal nicht hochlevelt, sollte von Furi nicht enttäuscht werden.

Entwickler/Publisher: The Game Bakers / The Game Bakers - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 19,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: englische Sprachausgabe, deutsche Bildschirmtexte - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Furi

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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