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Game of Thrones House of the Dragon Folge 8 bereitete mir fast körperliche Schmerzen

Ich schätze, heute Nacht werden erste Emmys graviert.

SPOILER zu Folge 8 von Game of Thrones: House of the Dragon.

Was für eine Tortur Folge 8 von House of the Dragon doch war. Meine Güte, ich schätze einer der Best-Actor Emmys wird noch heute Nacht mit Paddy Considines Namen graviert. Der bei lebendigem Leibe zerfallene Viserys hat in dieser Episode einige der stärksten Szenen der kompletten Staffel. Das war schmerzhaft anzusehen, wie er sich mit jedem Atemzug am Leben festkrallte, eine aufopferungsvolle und beinahe demütig machende Darbietung.

Die Episode selbst war eher langsam und ein weiteres Mal sehr Dialog-getrieben. Wenn man diese Folge – und Viserys’ Leben im Allgemeinen – in einem Satz zusammenfassen wollte, müsste man zu George Bernard Shaws geflügeltem Wort “Der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert” greifen. Er bleibt die tragischste Figur dieser Show, die mit jedem Versuch, die Dinge zu kitten, es richtigzumachen, nah ans Ziel kommt, nur, um alles mit dem Arsch wieder einzureißen. Was nicht einmal immer aus grober Unfähigkeit geschieht.

Familienbesuche. Ihr kennt das ja.

Denn er kann es manchmal eben doch, seiner Familie so ins Gewissen reden, zum Beispiel, dass für ein fast perfektes Dinner endlich ein scheinbar gemeinsames Lachen seiner Nachkommen ihn umgibt. Aber nun… Viserys wäre nicht Viserys, wenn er im Schmerzmittelrausch auf seinem Totenbett nicht noch seine Frau für seine Tochter hielte und mit einem perfekten Missverständnis den Untergang seiner Dynastie einleitete. Ich bin froh, dass er es nicht mehr mitbekommen wird. Er war kein schlechter Kerl, sogar ein guter Vater, aber er war nicht für diesen Job gemacht.

Most punchable face ist ein zweites Mal Aemond. Und das trotz Umbesetzung wegen des Zeitsprunges. Das muss ihm erst einmal einer nachmachen. Dem Jungen, der mir die Folgen zuvor noch leid tat, ist die Machtbesoffenheit wegen seines King-Size-Drachen schwer zu Kopf gestiegen. Nichts gegen Ewan Mitchells Aussehen. Es ist vor allem die Perücke, die ihm keinen Gefallen tut. Er hat ein attraktives, interessantes Gesicht, aber hier scheint es, er streckte es mit Absicht, um noch mehr herablassende Abscheu für seine Umwelt darauf spazieren tragen zu können. Es ist die Unbeherrschtheit der Jugend, die gegen Viserys Willen, die Wogen zu glätten, vom höchsten Turm des roten Bergfrieds dicke Feldsteine in die Fluten wuchtet. Nettes Detail am Rande war, wie sehr sich Daemon in Aemond wiederzuerkennen schien. Oder jedenfalls war das der Ausdruck, den ich auf Matt Smiths Gesicht in dem Moment abgelesen habe. Die Namen sind nicht durch Zufall Anagramme, schätze ich.

Rhaenys kommt dem Wunsch ihres Mannes nach: Namen sollen weitergetragen werden, nicht zwangsläufig Blut. Oder führt sie noch etwas anderes im Schilde?

Interessant war Rhaenys Unterstützung für Rhaenyra und ihre nicht-so-heimlichen Bastarde, mit der sie ihrem Schwager Vaemond Velaryon in den Rücken fiel. Damit hatte Rhaenyra sicher nicht gerechnet – und ohne, Viserys, der sich auf 2 Prozent Akkukapazität noch selbst zum Thron schleppte, um die Bittsteller zur Abwechslung mal selbst zu hören, hätte sie sie vermutlich nicht bekommen. Rhaenys hält Rhaenyra sicher immer noch für den Kopf hinter dem vermeintlichen Tod Laenors. Ich vermag sie nicht zu durchschauen. Oder ist es die schiere Loyalität zu ihrem schwer verwundeten Gemahl? Und ich merke gerade, dass das hier wirklich im Grunde nach den Regeln einer klassischen Seifenoper funktioniert…

Vaemond kostet es jedenfalls gut zwei Drittel seines Kopfes, als Daemon kurzentschlossen zur Ehrenrettung seiner Frau/Nichte und seines Bruders Tocher schreitet. Mit dem Schwert zuerst, versteht sich. Selten sind Figuren und Konflikte so kompliziert und vielschichtig wie hier (was den Regeln der Soap wiederum zugegenläuft). Es ist beinahe deprimierend, wie sehr die meisten Charaktere hier Opfer der Umstände und Entscheidungen anderer sind, nur noch in der Lage zu Handlungen, die ihrerseits andere zu Opfern machen. Es ist das gefährlichste Spiel Hot Potato, das man sich vorstellen kann.

Ich gebe zu, hier wurde es für mich schon emotional. Dem sterbenden Viserys dabei zuzuschauen, wie er seinen Traum einer vereinten Familie so nahe scheint, und Anflüge von echter Freude oder zumindest Gelöstheit über einige Gesichter huschen zu sehen, das war verdammt mitreißend inszeniert.

Gut, nächste Woche kommen dann wohl wieder die Messer raus, was insbesondere für Rhaenyra gefährlich werden dürfte. Ihre Annäherung an Alicent schien ernst gemeint und auch die Königin wollte den Willen ihres Mannes ehren, wie es aussah. Um diesen Frieden ist es mit Viserys letzten Worten nun wohl doch wieder geschehen und das weiß bisher nur eine der beiden Kriegsparteien. Schneidet diese Woche nicht die Fingernägel, ihr werdet Montag was zum Kauen brauchen. Folge neun wird wild!

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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