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German Truck Simulator

Großer Selbstversuch: Ein Tag als Lkw-Fahrer

Landwirtschafts-Simulator. Bus-Simulator. Wii. Elke Monssen-Engberding. Wir Spieler der hardkernigen Sorte haben diese schlimmen Wörter alle schon mal gehört oder gelesen. Aber keinesfalls, nie und nimmer wollten und wollen wir jemals etwas damit zu tun haben. Zu Recht?

So viel vorweg: Ich habe einen Weg gefunden, wie man die eingangs aufgeführten Sendboten des Satans abgöttisch lieben kann. Ach was sag ich, ich finde sie neuerdings derart hot, ich hätte am liebsten ständig schmutzigen Sex mit ihnen! Äh … stopp, bitte streicht die Wörter Elke, Monssen, und Engberding aus dem ersten Absatz, dann stimmt's. Halt doch nicht, die Wii muss ebenfalls aus der Aufzählung raus, bei Schweinkram mit Elektrogeräten passieren immer so bizarre Unfälle, die man dann seinem Urologen erklären muss. Ach Mist, ich fang besser gleich noch mal neu an.

Also: Thema Berufssimulationen. Warum gehen die Dinger in Deutschland weg wie warme Semmeln? Nehmen wir den Landwirtschafts-Simulator 2009: Auch wenn euch das als ausgemachte Games-Liebhaber mit Stil jetzt ganz dolle aua macht, das Teil landete im vergangenen Jahr auf Platz 9 der meistverkauften PC-Titel!

Merke: Nur wer Computerspiele lebt, kann sie auch lieben.

Wir sprechen hier wohlgemerkt von 250.000 Exemplaren – was gut der doppelten Stückzahl eines Need for Speed: SHIFT entspricht. Die Bauern-Simulation wanderte damit auch dreimal häufiger als ArmA 2, viermal mehr als Mirror’s Edge und zehnmal öfter als Borderlands über die Ladentheke. Warum? WARUM NUR?

Können so viele Käufer irren? Ich beschloss, mich mal so richtig dicke in die Rolle eines Geistesgestörten Berufsspiele-Fans hineinzuversetzen. Also schnappte ich mir das aktuellste Werk aus der mutmaßlichen Hölle der ewigen Todesqualen und Verdammnis, den German Truck Simulator nämlich, und gab's mir bewusst extrem dreckig. Für euch! Im Auftrag der Wissenschaft! Wenn schon, denn schon, murmelte ich vor mich hin und lebte unter dem Motto „Verrückt gespielt“ den kompletten Arbeitstag eines Fernfahrers nach. Zwölf Stunden Echtzeit am Stück, inklusive „Ich möcht' so gern Dave Dudley hör'n“ im Endlosloop. Kein Witz!

Ich schwöre: Obwohl ich weder die Achselhaare von Pete Doherty geraucht noch eine größere Zahlung eines Softwareunternehmens erhalten habe, das mit R anfängt und mit ondomedia aufhört, fällt mein Fazit positiv aus. Wäre ich Spieleredakteur, der für ein etabliertes Magazin wie Eurogamer.de schreiben darf, würde ich glatt gute 6 von 10 Punkten vergeben. Zum Glück muss ich das nicht tun und deshalb mein Laster mit den Lastern nicht öffentlich machen. Es würde mich vor aller Welt blamieren – wäre ja noch schöner!

Wer von den authentischen Armaturen nicht erregt wird, muss krank sein.

Warum der German Truck Simulator tatsächlich Spaß macht? Ich habe keinen blasser Schimmer. Eigentlich zuckelt man – zumindest anfangs – nur durch eine mittelmäßige Grafik von A nach B nach C nach D nach F nach G … und so weiter und so fort. Mone meint, ich hätte mich einfach zu sehr reingesteigert und den Bezug zur Realität verloren. Sie wollte mich deshalb sogar fast verlassen. Nur weil ich ihr mit allem nötigen Ernst erklärte, dass ich mir das Kissen unter den Pulli stopfen habe müssen, um eine stilechte Brummifahrer-Wampe zu simulieren. Also bitte, ein bisschen Enthusiasmus darf ja wohl sein, nech?

Apropos: Um im German Truck Simulator eine möglichst authentische Atmosphäre zu erzeugen, benötigt man außer einem Kissen (oder einer Real-Life-Wampe) nicht viel. Für ein Rollenspiel, das diese hochtrabende Genrebezeichnung wirklich verdient hat, nämlich lediglich noch folgendes: Ein Lenkrad, ein Truck-Stop-MP3, eine ranzige Baseballkappe, eine Bild-Zeitung, einen dicken Burger mit Pommes, eine Thermoskanne und einen an der Waffel. Ich gebe zu, mein im Real-Supermarkt erworbenes Ferrari-Kinder-Lenkrad mit seinem Durchmesser von gefühlten zehn Zentimetern (siehe erstes Bild) kam nicht sooo ganz glaubwürdig rüber. Aber man kann nicht alles haben.