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Gobliiins 4

Technik-Terror

Ich will ganz ehrlich zu Euch sein. Meinem PC habe ich schon seit Jahren abgeschworen, nachdem er mich dank unzureichender Rechenpower und Installationsterror fast in den Wahnsinn getrieben hatte. Alles viel zu kompliziert und zu nervig. Da habe ich es bei meinen Konsolen doch so viel einfacher. Disk rein und los geht's!

„Und warum testet so ein Fritze dann ein PC Spiel?", fragen sich bestimmt einige an dieser Stelle. Nun ja, um es genau zu nehmen gibt es ein Genre, das mich bis zum heutigen Tag immer noch hinter Tastatur und Maus zerrt. Und das sind die guten alten Point & Click-Adventures. Sie bieten faszinierenden Rätselspaß, spannende Geschichten, tiefgründige sowie humorvolle Charaktere und grandiose Dialoge. Doch das Beste kommt erst noch: Sie laufen selbst auf meinem alten Rechenknecht und benötigen keine 20 neuen Treiber.

Das bedeutet aber nicht, dass ein solches Spiel nicht gut aussehen kann, was die Entwickler von Gobliiins 4 anscheinend nicht bedacht haben. Denn nach der altbackenen 3D-Grafikpracht zu urteilen, ließe es sich wahrscheinlich selbst auf meinem Casio Taschenrechner spielen. Die gesamte Optik hätte selbst vor zehn Jahren keinen Preis kassiert und bietet Euch, außer ein paar lustigen Grimassen der Akteure, null Details. Alles ist sehr spartanisch designed und erinnert an frühe Studentenprojekte. Dazu kommen ausartende Ladezeiten, die sich bei aller Liebe nicht erklären lassen. Der Sound ist leider auf dem gleichen Niveau. Zwar gibt es in einigen Abschnitten ganz nette Stücke, doch brechen diese nach wenigen Sekunden ab und das Spiel lässt Euch mit Stille oder nervigen Geräuschen alleine.

Selbst die Goblins scheinen nicht sehr beeindruckt zu sein.

Ich beschreibe die Technik nicht deshalb so direkt, um den Titel durch den Dreck zu ziehen, sondern um meine ganze Enttäuschung zu zeigen. Denn unter der hässlichen Maske steckt ein Adventure mit viel Potential. Gobliiins 4 ist in 15 einzelne Bilder sowie einen Bonuslevel aufgeteilt, in denen Ihr mit den drei Figuren zahlreiche Rätsel lösen müsst, um in den nächsten Bereich zu gelangen. Dabei sind vor allem die Fähigkeiten der Zwerge zu beachten.

Tchoup verwaltet das Inventar, Stucco ist der Mann fürs Grobe und kann Objekte bewegen. Und Perluis besitzt magische Kräfte. Viel hat sich in den letzten 16 Jahren also nicht getan. Zu Beginn sind die Aufgaben noch recht leicht zu knacken, doch bereits ein paar Bildschirme später braucht es ordentlich Hirnschmalz zur richtigen Lösung. Mal müsst Ihr etwas kombinieren, mal mit Hilfe eines Frosches und eines Bienenstockes einen Fluß passieren. Mit der Zeit bauen die Rätsel auf immer größeren Kettenreaktionen auf. Die Ansätze ähneln sich im Prinzip sehr, trotzdem kann man die Rätsel insgesamt als gelungen bezeichnen.

Leider existieren noch einige andere Probleme abseits der Technik, die dem Spiel das Genick brechen. So gibt es beispielsweise keinerlei Möglichkeit zu speichern. Ihr bekommt nach erfolgreicher Absolvierung eines Levels bloß ein Passwort, das Ihr Euch besser notieren solltet. Hinzu kommt ein weiteres Manko. Habt Ihr den Code eingegeben, startet der Bereich immer von vorne. Seid Ihr also kurz vor dem Ende und müsst schnell weg vom Rechner, bleibt Euch nichts anderes übrig, als beim nächsten Mal alles davor zu wiederholen.

Die Durchquerung dieser Höhle erfordert Hirnakrobatik.

Weiterhin bietet Gobliiins 4 weder eine mitreißende Geschichte noch fesselnde oder gar lustige Dialoge. Die mit Brabbeln angedeuteten Sätze sind knapp bemessen und haben praktisch gar keinen Unterhaltungswert. Sie sind einfach nur da, um Euch einige Informationen zu den Rätseln zu geben. Für mich sind eine gute Story und unterhaltsame Texte ein fester Bestandteil jedes guten Point & Click Adventures. Man stelle sich bloß einmal Monkey Island ohne den aufsässigen Guybrush mit seinen frechen Antworten vor. Fehlt dieser Aspekt, nützen selbst die besten Hirnbrecher nichts.

Dementsprechend fällt mein Urteil über Gobliiins 4 leider etwas negativer aus als ich es mir von der Neuauflage gewünscht hätte. Der Titel macht es dem Spieler durch sein Passwortsystem unnötig schwer und nervt mit der altbackene Technik. Darüber können auch die an sich guten Rätsel nicht hinwegtäuschen. Besonders nicht, wenn die Verbundenheit mit den Charakteren fehlt.

Diese hampeln gelegentlich ein wenig herum, viel ändert das aber nicht. Somit rate ich allen Rätselfreunden und Retronauten noch ein paar Monate zu warten, bis der Preis gesenkt wird. Denn für ein paar Euro kann ich das Spiel den Fans immer noch empfehlen. Alle anderen halten lieber Ausschau nach besseren Alternativen oder graben mal wieder die alten Klassiker aus.

Gobliins 4 ist exklusiv für den PC beim Händler Eures Vertrauens zu erwerben.

4 / 10

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Björn Balg Avatar
Björn Balg: Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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Gobliiins 4

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